Das Auto und der Motorsport beschäftigen Filme-Macher seit den Anfangstagen des Kinos. Wir waren auf Spurensuche und beantworten, welche Motorsport-Filme in mehr als 100 Jahre Kino-Geschichte bereits entstanden.
Das Film-Geschäft ähnelt dem Auto-Geschäft. In beiden Welten gilt es für erfolgreiche Konzepte praktisch sofort Nachahmer. Zudem folgt auf einen Erfolg in der Regel bald eine Fortsetzung. Das funktioniert oft mehrfach – bis eine Kopie oder Fortsetzung beim Publikum durchfällt. Das führt dann in der Regel zum Ende einer Modewelle. In der Film-Welt holt manchmal ein Revival das Thema später wieder auf die Leinwand zurück. Womit sich das Spiel dann wiederholt. Motorsport-Filme sind ein gutes Beispiel für diese Zyklen.
Denn die Geschichte der Spielfilme im Motorsport-Milieu ist lang. 1913 gab es mit „The Speed Kings“ den ersten Spielfilm, der im Motorsport spielte. Richtig Fahrt nahm das Thema Motorsport-Filme jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf.
Wir haben uns folgende Motorsport-Filme für Euch angesehen:
- 1939 kommt „Burn ‚Em Up O’Connor“ (Tod im Nacken) in die Kinos. Der Motorsport-Film basiert auf der Autobiografie des Journalisten und Rennfahrers Malcolm Campbell. Campbell, der auch bei Grand Prix Rennen antrat, hielt zeitweise den Geschwindigkeitsrekord.
- Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bringt Metro-Goldwyn-Mayer 1950 den Film „To Please a Lady“ in die Kinos. Clark Gable spielt einen Rennfahrer, der zwar sein Cockpit verliert dafür jedoch die Liebe einer von Barbara Stanwyck gespielten Journalistin gewinnt. Weil die Handlung des Films es erforderte, küsste die Schauspielerin 1950 beim Indy 500 den Sieger Johnnie Parsons .
- 1957 drehte die DEFA den Klassiker „Rivalen am Steuer“. Der Film basiert auf den Erinnerungen von Manfred von Brauchitsch. Nach „Kampf“ von 1932 ist es der zweite Spielfilm in dem von Brauchitsch das Vorbild gibt. Die Filmemacher in der ehemaligen „DDR“ verlegten die Erinnerungen des ehemaligen Rennfahrers teilweise in den real existierenden Sozialismus. Doch „Rivalen am Steuer“ spielte auch in Südamerika. Weshalb der Spielfilm bald im Archiv verschwand. Die Staatsführung der „DDR“ fürchtete, dass der Motorsport-Film das Fernweh der Kinobesucher weckt.
- Acht Jahre später kommt „Rote Linie 7000“ in die Kinos. Der Film gilt als professionelles Unterhaltungskino. Quentin Tarantino bezeichnet sich sogar als Fan des Films. Doch der Spielfilm von Howard Hawks spielt in der NASCAR. Deshalb gerät dieser Motorsport-Film schnell in Vergessenheit.
- Kurz nach „Rote Linie 7000“ dreht George Lucas einen Kurzfilm mit dem Titel „1:42,08 – A Man and his Car“. Es ist der letzte Film, den der spätere Weltstar während des Studiums an der University of Southern California dreht. Lucas will zu diesem Zeitpunkt Dokumentarfilmer werden. Und so zeigt Lucas in dem sieben Minuten langen Film, wie Pete Brock sich und seinen Lotus 23 für die Fahrt auf der Rennstrecke Willow Springs vorbereitet.
- 1966 kommt „Grand Prix“ von John Frankenheimer ins Kino. Für viele Motorsport-Fans ist Grand Prix der Beste aller Motorsport-Filme. Denn bei „Grand Prix“ stimmt die Balance zwischen Fiktion und Sport. Das Filmteam drehte teilweise bei den Rennen der Formel-1-Saison 1965, dem letzten Jahr der 1,5-Liter-Ära der Königsklasse. Weshalb nur ausgemachte Experten erkennen, dass die Filmstars James Garner und Yves Montand bei den Fahrszenen in Formel-3-Chassis sitzen. Für die Filmgesellschaft MGM ist „Grand Prix“ ein gutes Geschäft.
- Drei Jahre nach „Grand Prix“ stellt Universal Pictures mit „Indianapolis“ (im Original „Winning“) daher ebenfalls einen Motorsport-Film vor. Statt in der Formel 1 kämpfen Paul Newman und Robert Wagner im „Nudeltopf“ von Indianapolis um den Sieg. Ähnlich wie „Grand Prix“ glänzt auch „Indianapolis“ mit starken Originalaufnahmen aus dem Rennen und gehört damit zu den Besseren der Motorsport-Filme.
- 1970 läuft „Formel 1: In der Hölle des Grand Prix“ kurz in die Kinos. Bei diesem Motorsport-Film ist der Name Programm. „Hölle“ steht genauso für zahlreiche unrealistisch dargestellte Unfälle wie für die dünne Story. Kein Wunder, dass dieser Motorsport-Film fast völlig in Vergessenheit geriet. Für uns trägt er sogar die rote Laterne der Motorsport-Filme.
- Im gleichen Jahr erscheint auch „Le Mans“ mit Steve McQueen. Der Film hat eine lange Vorgeschichte. Ursprünglich wollen John Sturges und Steve McQueen 1965 den Spielfilm „Day of the Champion“ drehen. Dieser sollte wie „Grand Prix“ in der Königsklasse spielen. Doch die Produzenten brachen das Projekt ab, weil der Hauptdarsteller nicht rechtzeitig zur Verfügung steht. Es ist Steve McQueen, der sich weiter für einen Motorsport-Film einsetzt. Mit „Le Mans“ entsteht ein Film, der wie „Grand Prix“ ein Dokument der Zeitgeschichte ist. Wer nicht „Grand Prix“ als besten Motorsport-Film wählt, der entscheidet sich für „Le Mans“.
„Grand Prix“ und „Le Mans“ verschoben den Maßstab der Motorsport-Filme!
Die Folge war, dass die Studios Vorschläge für weitere Motorsport-Filme fortan in der Regel sofort ablehnten. Denn die Film-Bosse waren überzeugt, dass niemand mehr einen besseren Film dieses Genres drehen kann als Frankenheimer oder Sturges. In den 1970er- und 1980er-Jahren waren dafür zeitweise Filme über illegale Straßenrennen in Mode. Doch Motorsport-Fans nehmen weder „Cannonball“ noch „Die verrückteste Rallye der Welt“ (Originaltitel: The Gumball Rally) Ernst.
- Erst 1990 holt „Tage des Donners“ das Thema Motorsport-Film ernsthaft auf die großen Leinwände zurück. Obwohl dieser Film wie „Rote Linie 7000“ in der Nascar spielt gelingt ein Welterfolg. Wie schon bei „Grand Prix“ stimmt auch bei „Tage des Donners“ die Balance zwischen Sport und Fiktion. Dazu locken die Stars Tom Cruise, Nicole Kidman und Robert Duvall die Zuschauer ins Kino.
- Trotz des Erfolgs von „Tage des Donners“ gab es erst 2001 wieder einen Motorsport-Film. Doch „Driven“ scheitert. Weder Sylvester Stallone noch Til Schweiger waren in der Lage einen glaubwürdigen Rennfahrer abzugeben. Zudem erkennt selbst der Laie, dass die Rennszenen nicht an einer richtigen Rennstrecke entstanden. Drehort war das Testgelände Contidrom des Reifenherstellers Continental in der Nähe von Hannover. Zusammen mit „Formel 1: In der Hölle des Grand Prix“ kämpft „Driven“ hart um den Titel des Schlechtesten aller Motorsport-Filme.
- Fünf Jahre nach „Driven“ stellt „Ricky Bobby – König der Rennfahrer“ hauptsächlich die Unterhaltung in den Mittelpunkt. Deshalb beschränken wir uns mit der Nennung des Films an dieser Stelle. Wir lassen ja auch die Filme über „tolle Käfer“ aus, denn sie passen nicht in das Genre der Motorsport-Filme.
- 2006 begeistern Pixar und Disney mit den Animationsfilm „Cars“ die Welt. Das funktioniert so gut, dass es bis heute zwei Nachfolger und eine Serie gibt, die auf dem Film aufbauen. Die Idee eines Animationsfilms ist übrigens nicht neu. Denn schon 1973 zeigte „Hintertupfinger Grand Prix“ aus Norwegen, dass das Prinzip funktioniert.
- 2013 macht dann „Rush – Alles für den Sieg“ alles besser. Der Film erzählt vom Duell zwischen Niki Lauda und James Hunt. Dabei hält sich der Film weitestgehend an die Fakten. Das ist spannend und überzeugt handwerklich. Die moderne CGI-Technik computergenerierter Bilder holt den Motorsport der 1970er auf die Leinwand zurück. Alles zusammen sorgt dafür, dass der Film sehenswert ist.
Gerade „Rush – Alles für den Sieg“ legte die Latte für „LE MANS 66 – GEGEN JEDE CHANCE“ hoch. Der neue Film nimmt sich den Wettstreit zwischen Ford in Ferrari vor. Dies gehört zu den heißesten Duellen der Motorsport-Geschichte. Es wird spannend, wie sich der Film an den Kino-Kassen schlägt. Ab dem 14. November 2019 wissen wir mehr.
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