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Filmkritik: Le Mans 66 – Gegen jede Chance

Am Donnerstag kommt „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ in die Kinos. Der Film erzählt frei die Geschichte vom ersten Sieg des Ford GT40 in Le Mans. Nach „Rush – Alles für den Sieg“ ist „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ der zweite moderne Motorsport-Film. Wir konnten den Film vor ein paar Tagen bereits sehen. Das Fazit ist einfach: Le Mans 66 ist unterhaltsam. Ein Kino-Besuch lohnt sich deshalb nicht nur für Motorsport-Fans.

Le Mans 66 – das Original
1966 gelang Ford endlich der angestrebte Sieg in Le Mans. Der Film „Le Mans 66“ erzählt (frei) die Geschichte hinter dem Sieg. (Foto: Ford)

Motorsport fasziniert das Publikum seit den Anfangstagen des Kinos. Deshalb ist es kein Wunder, dass die aufstrebende Filmindustrie bereits vor fast 100 Jahren die Handlung ihrer Spielfilme im Motorsport ansiedelte. Doch Anfang der 1970er-Jahre geriet das Genre in Vergessenheit. Zumal die Filme „Grand Prix“ (1966) und „Le Mans“ (1971) die Messlatte hochlegten. John Frankenheimer und Lee H. Katzin realisierten mit ihren Filmen wahre Meisterwerke. Ihre Filme waren die Balance zwischen dem notwendigen Hollywood-Spektakel und Realismus.

Das schaffte danach allenfalls noch „Days of Thunder“ (1990). Der Film, der in der NASACR spielt, punktet mit unterhaltsamer Geschichte und spannenden Rennszenen. Sie bringen die Stimmung bei Rennen der NASCAR gut rüber. Da konnten Filme wie Formel 1 – In der Hölle des Grand Prix“ (1970) oder „Driven“ (2001) nicht mithalten. Sie fielen beim Publikum durch. Ihre dünne Handlung verschreckte das Publikum, das sich nur gut unterhalten lassen wollte. Motorsport-Fans erinnern sich mit Grausen an die zahlreichen fliegenden Autos und die absurde Kulisse in diesen beiden Filmen.

„Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ erzählt die Geschichte von Ford in Le Mans unterhaltsam!

Erst „Rush – Alles für den Sieg“ von 2013 holte das Genre des Motorsportfilms wieder in ins Kino zurück. Die Geschichte des Zweikampfs zwischen Niki Lauda und James Hunt schlug sich gut und legte die Latte für weitere Film hoch. Nach der Einladung zur Presse-Vorführung von „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ fragte ich mich, wie der neue Film angesichts dieser Vorbilder wohl abschneidet. Die Geschichte des Films kennen viele Auto- und Motorsport-Freunde. Um junge Auto-Käufer in den USA zu erreichen, wollte Ford Anfang der 1960er-Jahre in den Motorsport zurückkehren.

Als Abkürzung zum Erfolg wollte Firmenchef Henry Ford II den italienischen Sportwagen-Hersteller Ferrari kaufen. Enzo Ferrari lebte in den 1960er-Jahren für den Sport. Geld war in Maranello immer knapp. Ford-Manager Lee Iacocca sollte den Kauf in trockene Tücher bringen. Doch Enzo Ferrari entschied sich am Ende gegen den Verkauf seines Unternehmens an Ford. Der Commendatore fand (später) in Fiat-Chef Gianni Agnelli einen italienischen Geldgeber. Im Film spielt Enzo Ferrari die Kontrahenten Ford und Agnelli gegeneinander aus.

Details sind unwichtig, wenn die Geschichte unterhält!

In der Realität verkaufte Enzo Ferrari Teile seiner Firma erst 1969 an FIAT. Tatsächlich half Fiat-Boss Gianni Agnelli Ferrari mehrfach mit Darlehen, um eine Ferrari-Übernahme durch „Ausländer“ zu verhindern. Bereits 1959 schlug Enzo Ferrari mit Hilfe von Agnelli (und der Mineralöl-Firma Shell) das Angebot von Lance Reventlow zur Übernahme von Ferrari aus. Auch bei der Ablehnung des Angebots von Ford spielte Agnelli tatsächlich eine Rolle – jedoch nicht die, die der Film ihm zuweist. „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ benötigt diese Abweichung für die Spannung.

Le Mans 1965: Sieger Jochen Rindt und Masten Gregory
Der Ferrari 250LM von Jochen Rindt und Masten Gregory 1965 auf dem Weg zum Start. Gute 24 Stunden später fährt dieser Rennwagen als Sieger ins Sieg. Jochen Rindt gewinnt mit 23 Jahren das größte Rennen der Welt. Es war der letzte der bisher neun Siege von Ferrari in Le Mans. (Foto: Ferrari)

Wahr ist, dass Henry Ford II sich anschließend persönlich an Enzo Ferrari rächen wollte. Ford gab den Plan vor, Ferrari in Le Mans zu schlagen. Denn die 24 Stunden von Le Mans gelten damals als Wohnzimmer von Ferrari. Der italienische Rennstall gewann das Rennen Anfang der 1960er-Jahre Jahr für Jahr. „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ erzählt unterhaltsam, wie Ford die Vorgabe des Chefs annahm. Obwohl Auto-Fans die Story kennen, kommt keine Langeweile auf. Denn Regisseur James Mangold garniert das Ganze mit etwas Witz und gibt den Charakteren eine gewisse Eigenständigkeit.

Geld ist auch im Motorsport nicht alles!

Henry Ford II wählte beim Griff nach der Krone des Langstreckensports auch ohne Ferrari eine Abkürzung. Denn das notwendige Sportgerät entstand in Zusammenarbeit mit dem Rennwagen-Hersteller Lola. Aus dem Lola Mk6 wurde der Ford GT40. Was der Film „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ übrigens unterschlägt. Genauso fehlen im Film John Wyer, der das Ford-Sportprogramm zunächst leitete, und der Totalausfall des GT40 beim Debüt in Le Mans.

Die Filmemacher nehmen sich die künstlerische Freiheit, die Geschichte zu verdichten. So setzt die Film-Handlung sofort mit Carroll Shelby ein. Shelby brachte dem GT 40 nach dem Flop von 1964 mit Unterstützung des Testfahrers Ken Miles das Laufen bei. Zum Glück verschweigt der Film nicht, wie Ford 1965 in Le Mans (erneut) legendär scheiterte. Eindrucksvoll zeigt der Film, dass Prozesse und Entscheidungswege eines Weltkonzerns im Rennsport nicht funktionieren. Ein Umstand, an dem vor zehn Jahren der japanische Autobauer Toyota in der Formel 1 scheiterte.

Während Toyota sich schließlich ohne Sieg aus der Königsklasse zurückzog, ging Ford 1965 gestärkt aus der Niederlage hervor. Ein Jahr später feierte der US-Autobauer in Le Mans einen dreifachen Sieg. Der Film zeichnet diese Entwicklung nach. Wobei Filmemacher James Mangold den Figuren viel Raum zur Entwicklung gibt. Ken Miles ist nicht nur ein egoistischer Rennfahrer, sondern auch ein liebender Familienmensch. Darsteller Matt Damon macht aus Carroll Shelby ein liebenswertes Schlitzohr. Tracy Letts gibt einen großspurigen und etwas plumpen Henry Ford II.

„Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ ist sehenswert!

James Mangold setzt die physische Herausforderung des Motorsports großartig in Szene. Denn wo in anderen Motorsport-Filmen die Helden nach dem Rennen frisch und erholt wirken, steigen sie bei Mangold erschöpft und gezeichnet aus dem Auto. Hier zeichnet der Film die Realität gut nach. Der Amerikaner setzt damit beim Realismus einen neuen Standard. Alles zusammen macht „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ sehenswert. Daran ändern auch einige Ausstattungsfehler nichts. Denn wahrscheinlich fällt nur absoluten Nerds auf, wenn am Anfang des Films einem Mini im Hintergrund die außenliegenden Türscharniere fehlen. Die gab es bei Austin erst ab 1969.

Wer erkennt schon, dass die Filmemacher ihre 1966er-Ausgabe des 24 Stunden-Rennens von Daytona im kalifornischen Fontana in Szene setzen? Auch kleine Unstimmigkeiten beim Verlauf und im Umfeld der Stecke von Le Mans trüben den Gesamteindruck nicht. Denn die Kulisse und besonders die Außenaufnahmen, die Kameramann Phedon Papamichael teilweise mithilfe digitaler Bildtechnik inszeniert, sind streckenweise großartig. Auch die Fahraufnahmen, wenn das Bild – wohl als Verneigung vor dem Spielfilm-Klassiker „Le Mans“ – zwischen Fahrern, Armaturen, Pedalen und dem Lenkrad wechselt, überzeugen.

Gewinnt 3×2 Karten für „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“

Mit etwas Glück könnt Ihr mit unser Hilfe den Film kostenlos sehen. Denn wir verlosen 3×2 Karten für einen Besuch des Films „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“. Diese Gutscheine könnt Ihr im Kino bei Euch vor Ort einlösen. Voraussetzung ist nur, dass sich das Kino in Deutschland findet. Unter allen Einsendungen, die uns bis Donnerstag, den 14.11.2019 um 20:00 Uhr per E-Mail erreichen, verlosen wir 3×2 Karten und als Bonus ein exklusives Filmplakat.


Bitte denkt in der Mail daran, uns Eure Adresse mitzuteilen. Denn die Gutscheine und das Filmplakat erhaltet Ihr per Post. Eure persönlichen Daten werden nur für den Versand der Gutscheine genutzt. Den Versand übernimmt die Firma FRANDLY PR aus Berlin, der wir die Mails der Gewinner weiterleiten.

Einsendeschluss ist am 14.11.2019 um 20:00 Uhr. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
1966 gelang Ford endlich der angestrebte Sieg in Le Mans. Der Film "Le Mans 66" erzählt (frei) die Geschichte hinter dem Sieg.

Foto: Ford

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!