1941 entstand bei Peugeot das Elektroauto PEUGEOT VLV. Das „Véhicule Léger de Ville“ mobilisierte als kleiner Stadtwagen während des Zweiten Weltkriegs die Bevölkerung. Dabei war es kein Zufall, dass das erste Elektroauto von Peugeot während der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen entstand.
Die Geschichte des Elektroautos ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Denn die Geschichte des Elektroautos ist so alt wie die Geschichte des Autos. Der Unterschied zwischen dem Trouvé Tricycle von Gustave Trouvé und dem Motorwagen von Karl Benz ist klein. Trotzdem setzte sich bisher Verbrennungsmotoren durch. An das Elektroauto erinnerten sich Menschen bisher überwiegend in Krisenzeiten. Der „Véhicule Léger de Ville“ von Peugeot ist dafür ein gutes Beispiel. Denn der elektrische Stadtwagen von Peugeot entstand 1941 als Hitler mit seinen Truppen weite Teile Europa besetzt hielt.
Nach dem erfolgreichen Frankreich-Feldzug 1940 zählte dazu auch Frankreich. Die Besatzer richteten die Wirtschaftskraft Frankreichs sofort auf seine eigenen Bedürfnisse aus. So musste die französische Wirtschaft industrielle und landwirtschaftliche Artikel für die deutschen Truppen und das Reich herstellen. Benzin war rationiert, die Truppen hatten Vorfahrt. Auch in den Fabriken von Peugeot entstanden fortan hauptsächlich Rüstungsartikel. Die Produktion des Kleinwagens 202 stellte Peugeot noch 1940 ein. Den luxuriöseren 402 durfte Peugeot noch zwei Jahre länger bauen.
Doch vornehmlich rollten Lastkraftwagen aus den Peugeot-Fabriken in Sochaux und La Garenne. Das hielt die Techniker des Unternehmens jedoch nicht davon ab, weitere Projekte zu verfolgen. Ihnen fiel auf, dass sich besonders in Paris die Velocars der 1920er-Jahre großer Beliebtheit erfreuen. Zudem sehen sie, dass findige Bastler nicht eingezogene Fahrzeuge auf Holzvergaser umrüsten. Heute nehmen Historiker an, dass in Frankreich während der deutschen Besetzung 50.000 bis 75.000 Fahrzeuge mit aus Biomasse erzeugtem Gas fuhren.
Bei Peugeot entsteht das Elektroauto Peugeot VLV „Véhicule Léger de Ville“
Die Techniker von Peugeot stellen als Alternative ein Elektroauto auf die Räder. Das kleine Cabrio verfügt über zwei Sitze. Den Antrieb übernimmt ein bis zu 3,5 PS kräftiger Elektromotor. 1,3 PS leistet der Elektromotor, der die Hinterräder antreibt, im Nominalbetrieb. Seine Energie bezieht das „Véhicule Léger de Ville“ aus vier 12-Volt-Batterien. Das ist ungewöhnlich, denn Standard in der Fahrzeugindustrie waren Anfang der 1940er-Jahre noch Batterien mit einer Spannung von sechs Volt.
Dank der in den Batterien gespeicherten Energie konnte des 2,67 Meter langen Gefährts mit einer Batterieladung bis zu 80 Kilometern weit fahren. Wer will, der konnte mit dem Elektroauto von Peugeot sogar etwas mehr als 30 Kilometer pro Stunde schnell sein. Beim Blick auf die Bilder des „Véhicule Léger de Ville“ fällt sofort die ungewöhnliche Anordnung der Räder auf. Denn an der Vorderachse verfügt der Kleinwagen über eine Spurweite von 105 Zentimetern. An der Hinterachse sind es nur 33,5 Zentimeter. Das sparte ein Differential und senkte damit die Kosten.
Damit nahm Peugeot vorweg, was bei den Kabinenrollern der 1950er-Jahre Standard werden sollte. Insofern war der kleine Peugeot auch hier seiner Zeit voraus. Bis Kriegsende entstanden bei Peugeot fast 400 Exemplare des „Véhicule Léger de Ville“. Besonders Hausärzte schätzten den Peugeot VLV, der sich übrigens an jeder normalen Steckdose aufladen lässt.
Comments are closed.