Fahrberichte: Volkswagen

VW Touareg V6 TDI (2018) – Wie fährt sich der Touareg III? Fahrbericht, Test

Bei Volkswagen steht in Kürze die dritte Generation des VW Touareg bei den Händlern. Den ersten beiden Generationen stand der VW Phaethon als Spitzenmodell der Marke zur Seite. Doch die große Limousine ist inzwischen Geschichte. Deshalb ist der SUV Touareg heute das Spitzenmodell der Wolfsburger. Ich war zum ersten Kennenlernen mit dem neuen 286 PS starken VW Touareg V6 TDI (2018) auf Probefahrt.

Wie wirkt der neue VW Touareg auf mich?

Wer in den neuen VW Touareg steigt, der erlebt Angesicht der traditionell gut ausgestatteten Presse-Testwagen, was heute im Auto möglich ist. Der Innenraum des großen SUV verströmt viel Wärme. Viel Holz, etwas Chrome und dazu ein anschmiegsames Leder wirken ausgesprochen luxuriös. Die Bildschirmlandschaft des Touareg lässt selbst Tesla alt aussehen. Denn Tablets im Innenraum der amerikanischen Autos wirken so liebevoll drapiert wie Sonderangebote im örtlichen Elektronik-Markt.

Volkswagen versteht diesen Teil des Geschäfts besser. Die Wolfsburger richten die Instrumenten-Landschaft konsequent auf den Fahrer aus. Das gilt auch für das im Testwagen als Extra verbaute 15 Zoll große Display. Bereits bei dem Fototermin mit dem VW Touareg bewunderte ich diesen Bildschirm. Nach mehr als 500 Kilometern Testfahrt mit dem neuen Touareg weiß ich, dass sich das Display auch beim Fahren bewährt. Dieser Bildschirm macht die einst von Bill Gates vorhergesagten „Information at Your Fingertips“ im Auto zur Realität.

Touareg als Liebling der Schickeria?

Ausgehend vom Flughafen in Salzburg war ich mit dem Touareg der Generation 2018 in Tirol unterwegs. Denn Volkswagen hat zum Pressetermin in ein Hotel am Fusse des „Wilden Kaisers“ eingeladen. Ganz in der Nähe, nur wenige Kilometer von meinem Hotel entfernt, ist der bekannte „Stanglwirt“ zu Hause. Nicht nur während des berühmten „Hahnenkamm-Rennens“ auf der Streif bei Kitzbühel kehrt beim Stangl gern die Schickeria ein.

Tom und der VW Touareg V6 TDI (2018) am Fuße des „Wilden Kaiser“
Tom und der VW Touareg V6 TDI (2018) am Fuße des „Wilden Kaiser“  – Foto: Uli Sonntag für Volkswagen

Entsprechend hoch ist auf dem Parkplatz des Hotels mit angeschlossenem privaten Lipizzaner-Gestüt die Quote der Sportwagen und Luxuskarossen. In Ihrer Mitte macht der neue VW Touareg eine gute Figur. Denn obwohl die dritte Generation nochmals an Größe zulegt, ist der SUV nicht protzig. Der optische Trick, dass die Designer die Dachlinie etwas flacher als vom Vorgänger ausführen, kaschiert auch abseits des Dates im Foto-Studios die faktische Größe des Touareg.

Und so harmonieren beim neuen VW Touareg Interieur und Exterieur ausgesprochen harmonisch. Als neues Spitzenmodell der Marke folgt er dem Credo des gediegenen Luxus. Damit unterscheidet sich der SUV an der Spitze der Modellpalette wohltuend von seinem „Vorgänger“ in dieser Position. Denn der selige Phaethon wirkt oft wie ein neureicher Bauunternehmer, der fast schon wie ein Marktschreier seinen Anspruch, ein Luxusauto sein zu wollen, hinausposaunte.

Welche Motoren stehen im neuen VW Touareg zur Verfügung?

In Europa gibt es den neuen Touareg zunächst nur mit V6-Dieselmotoren. Bei einem Hubraum von drei Litern stehen wahlweise 231 oder 286 PS zur Verfügung. Beide Leistungsstufen erfüllen im Kampf gegen Stickoxid die aktuelle Euro 6d-Temp Abgasnorm. Es geht doch, denke ich, als ich die Leistungsdaten im Pressematerial zum Auto studiere.

Zum Start ist übrigens zunächst ausschließlich die 286 PS starke Version des Sechszylinders lieferbar. Die 231-PS-Variante kommt erst nach den Werksferien im Sommer zu den Händlern. Anschließend vervollständigen bis 2019 ein 340 PS starker V6-Benziner sowie ein V8-TDI das europäische Touareg-Angebot. Treue Leser unseres Blogs kennen den V8 von unserem Test des Audi SQ7.

Bei Volkswagen darf der V8-Diesel übrigens 421 PS leisten. Damit liegt der Touareg nominell etwas hinter Sport-Q7 aus Ingolstadt. Wann die in China bereits verfügbaren Hybrid-Versionen in die alte Welt kommen, ist Volkswagen bisher nicht zu entlocken. Genauso bedeckt halten sich die Verantwortlichen, ob der Touareg dann auch mit Vierzylindern lieferbar sein wird.

Mit welchem Motor war ich im Touareg (2018) auf Probefahrt?

Passend zum Angebot bei den Händlern stand im Rahmen der Pressetestfahrten ausschließlich die 286 PS starke Variante des V6-TDI zur Verfügung. Das ist eine gute Wahl. Denn der 3,0 Liter große Sechszylinder passt gut zum neuen Touareg. Die Kraft von bis zu 600 Newtonmetern fließt über eine Achtgang-Automatik und alle vier Räder auf die Straße. Die Abstimmung des Antriebs paßt zum luxuriösen Anspruch des Fahrzeugs.

Das 15 Zoll große Touchscreen-Display des Innovision-Cockpit beeindruckt.
Das 15 Zoll große Touchscreen-Display des Innovision-Cockpit beeindruckt.

Denn beim gemütlichen Gleiten durch die Landschaft harmonieren Motor und Getriebe gut. Die Automatik von ZF wechselt die Gänge seidenweich. Allerdings folgt sie dem Trend der Zeit und schaltet im Kampf gegen den Verbrauch sehr früh in den nächsten Gang hoch. Wenn wo plötzlich ein kräftiger Antritt notwendig ist, führt dies in der Regel zu einem mehrfachen Zurückschalten. In diesen Momenten kann die Automatik nicht verhehlen, dass die mit einem klassischen Wandler arbeitet.

Nominell verbraucht der Touareg mit dieser Antriebskombination – auf dem Prüfstand – 6,9 Liter pro 100 Kilometer. Das schaffe ich im Test trotz einer dem Fahrzeug angemessenen sehr zurückhaltenden Fahrweise nicht. Am Ende des Tests zeigt der Bordcomputer einen Verbrauch von 7,4 Litern an. Doch angesichts der Masse, die ich an den zwei Tagen mit dem Touareg bergauf und bergab durch Tirol bewegte, ist das ein respektabler Wert.

Was hat mir gefallen?

Die Antwort auf diese Frage ist einfach! Das Fahren. Denn der Riese Touareg ist ein gutmütiger und leiser Zeitgenosse. Dazu kommt, er lässt sich auch von schlechten Straßen nicht aus der Ruhe bringen. Selbst auf kleinen und teilweise ausgetretenen Bergstraßen Tirols bewahrt der Touareg seine vornehme Zurückhaltung. Klappern, Knarzen oder auch nur ein Knacken im „Gebälk“ der Karosserie? Fehlanzeige! Das gibt es im VW Touareg nicht.

Die Steifigkeit der Karosserie ist hoch und übertrifft den in dieser Disziplin bereits soliden Vorgänger. Das Erstaunliche dabei ist, dass der neue Touareg bei vergleichbarer Ausstattung mehr als 100 Kilogramm leichter als der bisherige Touareg ist. Der Einsatz von Alu sowie das Zusammenspiel unterschiedlicher Stahlbleche sind das Erfolgsgeheimnis dieses Diätprogramms.

Der VW Touareg glänzt auch beim Fahrwerk!

Denn an Bord des Testwagens sind – natürlich – die ebenfalls optionale Luftfederung und der Wankausgleich. Sie lassen die Insassen wie in ihrer eigenen Welt durch die Landschaft schweben. Auf der Autobahn und in der Stadt bewährt sich zudem die ebenfalls optionale Allradlenkung des Testwagens. Denn dort, wo es eng wird, nimmt sie der Größe des Touareg ihren Schrecken.


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Bei einem Tempo von bis zu 37 Kilometern pro Stunde schlagen die Hinterräder gegenläufig zur Vorderachse ein. Das senkt den Platzbedarf beim Wenden des 4,88 Meter langen Touareg auf Golf-Niveau. Gemessen über die Spiegel liegt der Wendekreis mit der Allradlenkung gerade einmal bei 11,19 Metern. Wer auf dieses Extra beim Ordern seines Touareg verzichtet, der benötigt genau einen Meter mehr. Die Allradlenkung kostet in Verbindung mit dem Luftfahrwerk 2.850 Euro.

Doch die Investition reduziert im Alltag den Streß im Stadtverkehr und erscheint daher gut angelegt. Zumal die mitlenkende Hinterachse auch bei höheren Geschwindigkeiten Vorteile bietet. Denn oberhalb der Marke von 37 Kilometern pro Stunde folgt sie dem Lenkeinschlag der Vorderräder. Das erhöht bei schnellen Spurwechseln die Stabilität. Im Zusammenspiel mit dem Wankausgleich reduziert die mitlenkende Hinterachse beim Diagonalversatz des Spurwechsels merkbar die Aufbaubewegungen der Karosserie.

Das ist, wie die Sprecher von Volkswagen betonen, besonders in der zweiten Reihe spürbar und steigert den Fahrkomfort. Auch in den Serpentinen der Tiroler Gebirgsstraßen bewährt sich das. Es ist schon erstaunlich, wie handlich sich der dank vieler Extras immerhin gute zwei Tonnen schwere Touareg anfühlt.

Was hat mir nicht gefallen?

Ende Juni startet offiziell der Verkauf. Der Appetit kommt beim Essen. Denn zum Start kostet ein VW Touareg mindestens 60.675 Euro. Erst mit dem angekündigten 231 PS-Motor startet der Preis mit einer „Fünf“. Doch wie immer bei Volkswagen ist das nur der Grundpreis des Basismodells. Zur Ausstattung des dieses Grundmodells gehören zwar 18-Zoll-Leichtmetallrädern, LED-Scheinwerfern, ein Navigationssystem, die Freisprecheinrichtung und ein Spurhalteassistent.

Da bleibt traditionell viel Luft nach oben. Als ich die Preise der Extras des Testwagens zum Grundpreis hinzurechne, lande ich schnell weit jenseits von 80.000 Euro. Ein paar Beispiele geben ein Gefühl davon, wie der Preis des Touareg nach oben springt. Das Innovision-Cockpit mit 12 Zoll großem Active Info Display und dem 15-Zoll-Touchsreen kostet 3.500 Euro Aufpreis. Die LED-Matrix-Scheinwerfer des VW IQ Light kosten 1.870 Euro. Das Dynaudio-Soundsystem mit 730 Watt Gesamtleistung gibt es für 1.610 Euro Aufpreis. usw. usw.

Die Lichtanlage des neuen Touareg beeindruckt mit ihrer intelligenten Steuerung.
Die LED-Matrix-Scheinwerfer des VW IQ Light im neuen Touareg beeindrucken mit ihrer intelligenten Steuerung.

Unabhängig davon ist der neue Touareg einfach ein gutes Auto. Das reduziert die Kritik des Auto-Bloggers auf eine philosophische Betrachtung. Denn eigentlich sind SUV ein gelebter Widerspruch. Auf der einen Seite diskutieren Kunden Feinstaubwerte und Emissionen. Auf der anderen Seite liegt der SUV-Anteil bei den Neuzulassungen in Deutschland bei fast einem Viertel. Natürlich sorgen zunächst kleinere SUV wie der VW Tiguan oder der VW T-ROC für Stückzahlen.

Doch inzwischen fallen alle Klassenschranken. Selbst Sportwagen-Bauer wie Lamborghini oder Luxus-Hersteller wie Rolls-Royce bieten inzwischen SUV an. Auch wenn diese beiden SUV keine direkten Wettbewerber des VW Touareg sind, sie werten das Thema SUV natürlich weiter auf. Insofern ist der Wechsel von der Limousine zum Sport Utility Vehicle (SUV) an der Spitze der VW-Modellpalette nur konsequent.

Wettbewerber des neuen VW Touareg sind SUV wie der Audi Q7, der BMW X5 oder der Mercedes GLE. Also Fahrzeuge, die britische Kritiker der Fahrzeugklasse gern als „Chelsea Tractor“ verspotten. Trotzdem zeigt die Liste der Wettbewerber, dass der neue VW Touareg der einzige Volkswagen ist, der direkt gegen Premium-Hersteller antritt. Angesichts des Markennamens ist das eigentlich ein Widerspruch.

Fazit zum VW Touareg V6 TDI (2018)

Der Touareg ist das Spitzenmodell der Marke Volkswagen. Mehr als 20 verfügbare Navigationssysteme untermauern diesen Anspruch. Der kaum hörbare Diesel, die gut abgestimmte und moderat schaltende Automatik, das gute Fahrwerk und die vertrauenswürdigen Bremsen ermöglichen ein souveränes Reisen. Dazu setzt der neue Touareg auch im Innenraum mit seinem Innovision-Cockpit inklusive des 15 Zoll großen Touchscreens und mit seiner aufpreispflichtigen Lichtanlage VW IQ Light Maßstäbe.

Vom luxuriösen Auftritt des neuen Touareg sollte sich niemand täuschen lassen. Bei Bedarf macht der neuen SUV aus Wolfsburg auch offroad eine gute Figur.
Vom luxuriösen Auftritt des neuen Touareg sollte sich niemand täuschen lassen. Bei Bedarf macht der neuen SUV aus Wolfsburg auch offroad eine gute Figur. – Foto: Tom Schwede

Insofern sprengt der neue Touareg den Rahmen dessen, was bisher bei Volkswagen möglich war, deutlich. Trotzdem hat sich der Touareg seine bisherigen Werte bewahrt. Denn wie sein Vorgänger taugt auch der neue Touareg als Arbeitsgerät. Die Offroad-Qualitäten und die Anhängelast von 3,5 Tonnen tragen dazu bei, dass der Touareg 2018 auch beim Arbeitseinsatz ein gutes Bild abgibt. Schließlich ordern rund 60 Prozent der Kunden ihren Touareg mit Anhängerkupplung.

Mutig ist, dass Volkswagen den Touareg zunächst nur als Diesel anbietet. Schließlich sind Kunden zurzeit verunsichert, ob der Selbstzünder noch eine Zukunft hat. Doch letzt ist die Entscheidung für den Diesel konsequent. Denn im Kampf um Flottenverbräuche führt kein Weg am Dieselmotor vorbei. Die Klimaziele sind nur mit sauberen Dieselmotoren zu erreichen. Insofern ist das Bekenntnis zum Diesel auch ein Glauben an die Stärke des neuen Touareg.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!