Es passierte am ... Geschichten zum Auto

Motorsport vor 40 Jahren: Oktober 1983

Die Königsklasse des Motorsports begeisterte im Oktober 1983 ihre Fans mit einem dramatischen Finale.

Paul Rosche, Nelson Piquet und Gordon Murray, 1982
Die Ehe des Formel 1-Teams Brabham und seinem Motorenlieferanten BMW war nicht frei von Spannungen. Doch in Detroit gelang endlich der erste Sieg. Ein Jahr später gewann Nelson Piquet für Brabham und BMW den Titel. (Foto: BMW)

Im Oktober 1983 gab es für Motorsport-Fans praktisch nur noch eine Frage: Wer wird Formel-1-Weltmeister? Denn im Sommer führte Alain Prost noch komfortabel die Fahrerwertung an. Prost gewann vier der ersten elf Rennen und sammelte bis dahin insgesamt 51 WM-Punkte. Nelson Piquet lag bereits 14 Punkte hinter dem Franzosen. Damals fuhr die Formel-1-Weltmeisterschaft noch nach einem anderen Punktesystem als heute. Damals gab es nur für die ersten Sechs Punkte. Ein Sieg war neun Punkte wert. Für einen zweiten Platz gab es sechs Punkte. Der Dritte bekam vier Punkte. Die Plätze vier, fünf und sechs wurden mit drei, zwei und einem Punkt belohnt.

Es gab nicht nur weniger Punkte, sondern die Autos waren auch unzuverlässiger!

Dazu kam, dass die Autos damals deutlich unzuverlässiger waren. Heute sind Ausfälle wegen technischer Gebrechen selten. Prost sah vor 40 Jahren in den ersten elf Rennen der Saison nur bei acht Rennen die Zielflagge. Nelson Piquet konnte sogar nur bei sieben Rennen punkten. In der Gesamtwertung lag der Brabham-BMW-Pilot so bereits 14 Punkte hinter dem führenden Renault-Piloten. Im zwölften Saisonrennen, Ende August 1983 in Zandvoort, fielen beide aus. Daher schloss René Arnoux mit 43 Punkten zu den Spitzenreitern auf. Doch dann gewann Nelson Piquet im September 1983 zwei Rennen. Die Kontrahenten wurden jeweils Zweiter und fielen einmal aus.

Damit führte Prost mit 57 Punkten die WM-Wertung an. Nelson Piquet lag mit 55 Punkten nur zwei Punkte dahinter. Arnoux kam auf 49 Punkte und hatte damit nur noch Außenseiterchancen. Denn für den Titelgewinn benötigte der Ferrari-Pilot beim Finale in Südafrika zunächst einen Sieg. Zudem dürfte Alain Prost dann maximal nur noch einen Punkt einfahren. Denn in diesem Fall wären Arnoux und Prost mit 58 Punkten punktgleich. Beide hätten dann vier Siege und zwei zweite Plätze. Doch Arnoux stand 1983 zudem bereits zweimal als Dritter auf dem Podium. Prost gelang dies 1983 bisher nur einmal. Sofern Nelson Piquet dann maximal als Vierter ins Ziel kommt, wäre Arnoux Weltmeister.

Prost ging als Favorit ins Finale!

Nelson Piquet wäre sicherlich Titelträger geworden, wenn er vor Prost siegt. Sollte der Franzose ausfallen, dann benötigte der Brasilianer mindestens drei Punkte. Denn bei Punktgleichheit hätte sich Prost den Titel gesichert. Schließlich gewann Piquet trotz der Erfolgsserie im Herbst 1983 nur drei Grand Prix. Insofern ging Alain Prost immer noch als Favorit ins WM-Finale. Doch als Spitzenreiter hatten Prost und Renault etwas zu verlieren. So etwas nagt an den Nerven. Die Herausforderer konnten als Jäger nur gewinnen. So ein spannendes WM-Finale gab es damals übrigens regelmäßig. Denn auch 1981 und 1982 fiel die WM-Entscheidung erst im letzten Rennen.

Alain Prost (links) gehört zu den erfolgreichsten Piloten der Formel 1-Geschichte.
Alain Prost (links) gehört zu den erfolgreichsten Piloten der Formel 1-Geschichte, gewann vier Titel. Doch 1983 scheiterte der Franzose noch. Das führte zur Trennung von Renault. (Foto: Archiv AutoNatives.de)

Vom besten Startplatz ging Ferrari-Pilot Patrick Tambay ins Rennen. An seiner Seite nahm Nelson Piquet das Rennen auf. René Arnoux und Alain Prost folgten auf den Plätzen vier und fünf. Piquet brachte seinen Brabham-BMW bereits am Start in Führung. In den kommenden Runden setzte sich Piquet kontinuierlich von den Verfolgern ab. René Arnoux schied bereits nach neun Runden aus dem Titelkampf aus. Am Ferrari streikte der Motor. Alain Prost war zeitweise Dritter. Doch kurz vor Halbzeit des Rennens stand sein Renault nach einem Motorschaden ebenfalls am Streckenrand. Jetzt musste Nelson Piquet mindestens als Vierter (= drei Punkte) ins Ziel kommen, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen.

Nelson Piquet gewann den Titel!

Offenbar hatte das Team mit diesem Szenario gerechnet. Denn Piquet, der zuvor selbst beim Tankstopp die Führung nicht abgab, nahm Tempo heraus. Zunächst passierte sein Teamkollege Riccardo Patrese den Brabham-BMW des Brasilianers. Kurz darauf zog auch der McLaren TAG-Porsche von Niki Lauda an Nelson Piquet vorbei. Doch Lauda fiel nach 72 der 77 Runden aus. So konnte es Nelson Piquet auch verschmerzen, noch einen Platz an Andrea de Cesaris im Alfa Romeo zu verlieren, denn der BMW im Brabham hielt. Im Oktober 1983 wurde Nelson Piquet Formel-1-Weltmeister. Einige Tage nach dem Rennen trennten sich Renault und Alain Prost. Offensichtlich machte das Team seinem Fahrer den Verlust des WM-Titels zum Vorwurf.

Was passierte sonst noch im Oktober 1983?

Im Oktober 1983 gab es zwei WM-Rallyes. Die Rallye San Remo gewannen Markku Alén und Ilkka Kivimäki. Das finnische Duo fuhr einen Lancia 037. Ebenso wie Walter Röhrl, der als Zweiter ins Ziel kam. Attilio Bettega und Maurizio Perissinot komplettierten als Dritte den Triumph von Lancia. Damit zeigte „Maximum Attack“ wieder einmal, dass er unter den richtigen Bedingungen den Deutschen sogar im gleichen Auto schlagen konnte. Schon 1978 und 1979, als beide im Fiat 131 Abarth unterwegs waren, gelang dies dem Finnen einige Male.

Walter Röhrl und Christian Geistdörfer im Lancia Rally. Die Deutschen beendeten Ihre Saison 1983 schon im Oktober 1983 nach der Rallye San Remo. (Foto: Lancia)
Walter Röhrl und Christian Geistdörfer im Lancia Rally. Die Deutschen beendeten Ihre Saison 1983 schon im Oktober 1983 nach der Rallye San Remo. (Foto: Lancia)

Am Ende des Monats Oktober 1983 fand auch die Rallye Elfenbeinküste statt. An der Westküste Afrikas siegten die Schweden Björn Waldegård und Hans Thorszelius im Toyota Celica. Die Rallye Elfenbeinküste führte damals über eine Distanz von 4.600 Kilometern. Kein Wunder, dass damals von 50 gestarteten Fahrzeugen nur acht über die Ziellinie kamen. Mit einem zweiten Platz übernahmen Hannu Mikkola und Arne Hertz die Führung in der Weltmeisterschaft. Dabei half dem finnisch-schwedischen Duo, dass Lancia mit den Verfolgern Walter Röhrl und Markku Alén in Afrika nicht antrat.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Die Ehe des Formel 1-Teams Brabham und seinem Motorenlieferanten BMW war nicht frei von Spannungen. Doch in Detroit gelang endlich der erste Sieg.

Foto: BMW

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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