Auto-Erinnerungen

Porsche 989 – der nie gebaute Panamera-Vorläufer

Ein Porsche hat zwei Türen – dieses Glaubensbekenntnis gilt seit dem Angebot der Modelle Cayenne (2002) und Panamera (2009) nicht mehr. Mit dem Porsche 989 stand bereits Anfang der 1990er-Jahre ein Viertürer kurz vor dem Serienstart. Um das Projekt ranken sich viele Legenden. Die Prototypen des 989 galten lange als vernichtet. Doch es gibt sie noch. Denn Porsche stellt einen Porsche 989 im Besucherbereich des Porsche-Werks in Leipzig aus.

Der Porsche 989 nahm vielen vorweg, was in den kommenden Jahren bei Porsche Standard wurde.
Der Porsche 989 nahm vielen vorweg, was in den kommenden Jahren bei Porsche Standard wurde.

In den 1970er und 1980er-Jahren war der Automarkt übersichtlicher als heute. Porsche verstand sich beispielsweise sich ganz klar als Hersteller von Sportwagen. Die Zuffenhausener boten mit dem 911 sowie den Transaxle-Modellen 924, 944 und 928 ausschließlich Fahrzeuge mit zwei Türen an. Der 1967 auf Betreiben des texanischen Porsche-Verkäufers William J. Dick bei Troutman-Barnes entstandene 911 mit vier Türen blieb ein Einzelstück.

Studie eines Porsche 928 mit vier Türen von 1988 – Foto: Porsche

Auch der 1987 auf Initiative von Seniorchef Ferry Porsche entstandene Porsche 928 mit vier Türen blieb ein Versuchsfahrzeug. Den Umbau nahm die Firma American Specialty Cars (ASC) vor. Der vom Deutschen Heinz Prechter in den USA gegründete Cabrio-Spezialist baute später ab 1988 in Heilbronn für Porsche das 944 Cabrio.

V8-Frontmotor und vier Sitze – der 989 wirkt wie eine Blaupause für den Panamera!

Statt eines vergrößerten 928 nahm das Projekt Porsche 989 Fahrt auf. Entwicklungsleiter Ulrich Bez legte die Grundzüge des Modells fest. Wie beim 928 plante Porsche auch beim 989 ein Frontmotorlayout. Das Pflichtenheft sah den Einsatz eines speziell für den 989 entwickelten V8-Motor mit 3,6 bis 4,2-Liter-Hubraum vor. Das Grundmodell sollte über eine Leistung von 300 PS (220 kW) verfügen.

Porsches Chef-Designer Harm Lagaay brachte die Idee in Form. In den Jahren 1989 und 1990 entstand ein Fahrzeug, das oberflächlich wie ein vergrößerter 911er wirkt. Dabei nahm der 989 vieles vorweg, was Lagaay in den nächsten Jahren auch bei anderen Porsche-Modellen umsetzte. Die Frontscheinwerfer finden sich 1:1 beim 1993 präsentierten 911 der Generation 993 wieder. Die Linienführung nimmt den Verlauf des 1996 vorgestellten 911-Modells der Baureihe 996 vorweg.

Die Entwicklungskosten explodierten und brachten das Projekt Porsche 989 zu Fall!

Insofern blieb der Porsche 989 nicht ohne Einfluß, obwohl er nie als Serienmodell vom Band lief. Denn die Entwicklung verschlang rund 600 Millionen DM. Bis zum Serienstart wären die Kosten, wie das Manager-Magazin 1991 schrieb, wohl auf mindestens eine Milliarde DM geklettert. Damit überstiegen die Entwicklungskosten des 989 die Planung um gut die Hälfte. Doch Porsche war Anfang der 1990er-Jahre ein Sanierungsfall. Dem klammen Unternehmen fehlte das Geld, um den 989 fertigzustellen.

Heckansicht des Porsche 989
Heckansicht des Porsche 989

Bereits 1991 musste Entwicklungschef Bez das Unternehmen verlassen. Porsche-Chef Arno Bohn hielt noch ein Jahr durch. Dann übernahm Wendelin Wiedeking den Vorsitz des Vorstands. Inzwischen hätte Porsche den 989 zu Preisen ab 150.000 DM anbieten müssen, um die Entwicklungskosten zu verdienen. Dies hielt Mitte der 1990er-Jahre wohl niemand für möglich. Zudem fehlt den Entscheidern damals wohl auch der Glaube, dass ein Porsche mit vier Türen zu verkaufen ist. Deshalb wählten sie die Variante „Ende mit Schrecken“ und beendeten das Projekt Porsche 989.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Der Porsche 989 nahm vielen vorweg, was in den kommenden Jahren bei Porsche Standard wurde.

Foto: Tom Schwede

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!