Rennsport-Geschichten

Monza ist wie eine Reise in eine andere Welt – das tut gut!

An diesem Wochenende kehrt die Formel 1 im königlichen Park von Monza ein. Für viele Fans der Königsklasse des Motorsports gehört das Rennen im Autodromo Nazionale di Monza zu den absoluten Klassikern. Formel 1-Boss Bernie Ecclestone lässt die schnellsten Autofahrer der Welt seit 20 Jahren regelmäßig zu neuen Ufern aufbrechen. Da ist das Rennen in Norditalien ein wohltuender Kontrast zu Retorten-Strecken wie in Dubai, China oder Bahrain.

Monza ist eine Zeitmaschine.
Monza ist eine Zeitmaschine. Die Anlage bei Mailand ist ein wohltuender Kontrast zu den modernen Hightech-Anlagen.

Vor zwei Jahren feierte die wunderbare Anlage im königlichen Park von Monza ihren 90. Geburtstag. Die Anfangszeit der Rennstrecke ist untrennbar mit Namen wie Antonio Ascari, Luigi Fagioli und Tazio Nuvolari verbunden. 1934 sorgte Rudolf Caracciola – wenn auch mit Unterstützung von Luigi Fagioli – für den ersten deutschen Erfolg beim Großen Preis von Italien. Schon im Training war Caracciola der Schnellste. Im Rennen übernahm der Rennfahrer aus Remagen im Rennen die Führung und verausgabte sich dabei.

Beim Boxenstopp hoben die Mechaniker Caracciola entkräftet aus seinem Rennwagen. Die damaligen Regeln ermöglichten einen Fahrerwechsel. Den Mercedes W25 übernahm Teamkollege Luigi Fagioli, dessen eigenes Fahrzeug kurz zuvor mit einem Defekt ausgerollt war. Der Sieg von „Karratsch“ war der Auftakt der deutschen Jahre in Monza. Denn ein Jahr nach Caracciola fuhr Hans Stuck hier zum Sieg. 1936 folgte der unvergessene Bernd Rosemeyer. 1937 siegte erneut Rudolf Caracciola, der diesmal dazu nicht die Hilfe eines Teamkollegen benötigte.

Klohaus im königlichen Park von Monza
Unklar ob dieses Klo bereits zur Eröffnung der Rennstrecke 1923 da war oder doch erst etwas später entstand.

Erst 1938 fuhr mit Tazio Nuvolari endlich wieder ein Pilot aus Italien beim wichtigsten Rennen des Jahres im königlichen Park zum Erfolg. Bei seinen Siegen 1931 und 1932 saß der Italiener noch am Steuer eines Alfa Romeo. Bei seinem dritten Erfolg saß Novolari im Cockpit eines Rennwagens der Auto Union. Der Zweite Weltkrieg brachte den Motorsport zum Erliegen. Doch ab 1948 fanden endlich wieder Rennen statt. Mit ihnen wurde das Autodromo Nazionale Monza endgültig zur Legende. Seit dem Debüt der Königsklasse 1950 fand der Große Preis von Italien in jedem Jahr statt.

Nur 1980 wich die Formel 1 wegen Bauarbeiten an der Strecke bei Mailand nach nach Imola aus. Ansonsten fand der Große Preis von Italien immer im Autodromo Nazionale Monza statt. So viele Rennen an gleicher Stelle kann selbst der Große Preis von Monte Carlo nicht bieten. Denn das Rennen im Fürstentum gehörte nicht immer zur Automobil-Weltmeisterschaft der Formel 1. Lange begleitete die Rennstrecke von Monza der Ruf der Gefahr. 1955 verunglückte der Ausnahmekönner Alberto Ascari bei Testfahrten mit einem Sportwagen von Ferrari hier tödlich.

Steilkurven von Monza
Zu Monza gehören auch die prächtigen Steilkurven, die jedoch seit mehr als 40 Jahren nicht mehr befahren werden.

1961 riß das Schicksal Wolfgang Graf Berghe von Trips in Monza aus dem Leben. Nach einer Kollision mit dem Lotus von Jim Clark flogen Teil des Ferraris des Deutschen ins Publikum. 13 Zuschauer verloren ihr Leben. Damit gehört der Unfall des Reichsgrafen wohl zu den dunkelsten Stunden in der Geschichte der Rennstrecke. Später starben auch Jochen Rindt (1970), Silvio Moser (1974) und Ronnie Peterson (1978) bei Rennen von den Toren Mailands.

Unabhängig davon bot Monza oft großartigen Rennsport

Wegen der langen Geraden und der zeitweise befahrenen Steilkurven ist die Rennstrecke von Monza untrennbar mit Tempo und zahlreichen Windschattenschlachten verbunden. 1971 sah die Formel 1 hier den knappsten Zieleinlauf ihrer Geschichte. Schon im Laufe des Rennens wechselte die Führung insgesamt 25-mal. Acht unterschiedliche Piloten lagen zeitweilig in Front. Mit Peter Gethin, Ronnie Peterson, François Cevert und Mike Hailwood gingen vier Piloten nebeneinander in die Schlussrunde.

Oberkante der Steilkurven von Monza
Verfall ist in Monza überall. Hier die Oberkante der Steilkurven.

Vor der Parabolica, der letzten Kurve der Strecke, übernahm Peterson im March die Führung von Cevert, der seinen Tyrrell erst kurz in Führung bringen konnte. Dahinter sitzen weiter Gethin und Hailwood. Auf dem Weg zur Ziellinie fächert sich die Spitzengruppe auf. Ihre vier Fahrzeuge fuhren schließlich nebeneinander ins Ziel. Der Abstand vom Sieger Peter Gethin im BRM bis zum Vierten Mike Hailwood im Surtees betrug winzige 0,18 Sekunden.

Trotz einer in diesem Jahr asphaltierten Auslaufzone in der Parabolica hat Monza bis heute wenig von seinem natürlichen Charme verloren. Verdammt gut, dass die Formel 1 immer noch in Monza antritt.

Die Bilder entstanden vor einem Jahr während meines Road-Trips mit Honda.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Monza ist eine Zeitmaschine. Die Anlage bei Mailand ist ein wohltuender Kontrast zu den modernen Hightech-Anlagen.

Foto: Tom Schwede

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!