Bremen Classic Motorshow 2025: Klassiker, Kult und Kaufrausch

von Tom Schwede am 01.02.2025

An diesem Wochenende findet die Bremen Classic Motorshow 2025 statt. Wir waren in der Hansestadt, um uns einen Eindruck von der ersten deutschen Klassik-Messe des Jahres zu verschaffen.

Centaur GT MK1 am Stand vom PS.Speicher Einbeck

Der Centaur GT MK1 am Stand vom PS.Speicher Einbeck war vermutlich das ungewöhnlichste Auto, das in Bremen stand.

„Bremen“ unterscheidet sich traditionell von den anderen Messen rund um automobiles Kulturgut. Denn die Bremen Classic Motorshow ist näher an dem, was früher tatsächlich auf unseren Straßen unterwegs war. Während sich andere Oldtimer-Messen gern mit Hochglanz-Fahrzeugen gegenseitig übertrumpfen, glänzt Bremen eher mit automobiler Bodenständigkeit. Das schließt den einen oder anderen Bentley oder Ferrari nicht aus, trotzdem ist es anders. Eine große Rolle dabei spielt das Parkhaus, wo die Szene unter sich ist.

In diesem Parkhaus können Oldtimer-Freunde noch echte Schnäppchen schlagen!

Schließlich soll die Mehrzahl der im Parkhaus angebotenen Fahrzeuge von Privat zu Privat den Besitzer wechseln. Das führt dazu, dass hier Angebote stehen, die verdächtig günstig wirken. Mir gefiel ein Saab 900i, den sein Besitzer direkt aus Schweden nach Bremen brachte. In seiner Heimat ist Saab, das wissen viele nicht, die Marke des Volkes. Daher soll dieser Saab „nur“ 5.500 Euro kosten. Es fehlte nicht viel, und ich hätte in diesem Saab die Rückreise angetreten.

Das Parkhaus der Messe Bremen während der Bremen Classic Motorshow 2025

Inzwischen bieten auch andere Oldtimer-Messen die Möglichkeit, Autos von Privat an Privat zu verkaufen. Doch die Bremer holten diese Idee nach Deutschland.

Das Parkhaus macht die Bremen Classic Motorshow zu einer Messe im ursprünglichen Wortsinn. Denn der Begriff „Messe“ leitete sich bereits im Mittelalter vom lateinischen „missa“ (Aussendung) ab. Er beschreibt traditionell einen an bestimmten Tagen im Jahr abgehaltenen Warenmarkt. Diese hanseatische Grundhaltung setzt sich auch in den Messehallen fort. Eine ganze Halle ist in Bremen für Teilehändler reserviert. Hier gibt es genauso Ersatzteile (vom Aschenbecher über Türgummis bis zur Zündspule) wie Devotionalien (von Aufklebern und Blechschildern bis zu Fahrschulmodellen).

Auch das Fahrzeugangebot in den Hallen der Bremen Classic Motorshow gefällt!

Die weiteren Hallen sind dicht an dicht mit Autos gefüllt. Es ist nicht einfach, dieses Angebot auf drei Fahrzeuge zu verdichten. Doch diese Tradition gehört bei unseren Messeberichten einfach dazu. Schweren Herzens wähle ich diesmal:

1. Adler Trumpf Junior Sport – Le Mans-Starter mit Frontantrieb

Mit ihrem Kleinwagen waren die Frankfurter Adlerwerke ihrer Zeit um einige Jahre voraus. Denn der ab 1934 angebotene Adler Trumpf verfügte über Frontantrieb – wie es heute der Standard ist. Der Zusatz Junior stand für den kleinen Trumpf mit seinem 1,0 Liter großen Vierzylinder.

Adler Trumpf Junior Sport auf der Bremen Classic Motorshow

Die Frankfurter Adlerwerke bauten von 1900 bis 1941 auch Autos. Nach dem Zweiten Weltkrieg misslang der Neustart. Das macht den Adler Trumpf Junior Sport zum Schlusspunkt des Autobaus der Adlerwerke.

Im Schatten des Werksteams, das mit der Trumpf-Rennlimousine und einem 1,7 Liter großen Motor antrat, startete 1937 auch ein Junior in Le Mans. Nach 160 Runden belegten die Franzosen Dimitri Calaraseanu und Henri Lesbros mit ihrem Adler Trumpf Junior an der Sarthe den 15. Platz.

2. Mercedes-Benz 207D – DER Kleintransporter der 1980er-Jahren

Das Mercedes-Benz-Werk Bremen lässt es sich in seiner Heimatstadt nicht nehmen, auf die eigene Historie im Konzern hinzuweisen. Die damalige Daimler-Benz AG übernahm das Werk mit der Lkw-Sparte von Hanomag-Henschel. Schon der berühmte Harburger Transporter lief im Werk vom Band. Ab 1977 entstand hier auch der Kleintransporter Mercedes-Benz T 1 – weshalb diese Baureihe auch als Bremer Transporter bekannt ist. In den 1980er- und 1990er-Jahren war es auf deutschen Straßen unmöglich, von A nach B zu fahren, ohne einen der Kleintransporter von Mercedes-Benz zu treffen.

Mercedes-Benz 207D

Heute verbinden wir mit dem Bremer Mercedes-Werk eher die C-Klasse und ihren Vorgänger Baby-Benz (W201). Doch das ehemalige Borgward-Werk kam

Am Stand des Bremer Mercedes-Benz-Werks steht 2025 ein Mercedes-Benz 207D in der Kombi-Version. Das war für mich eine Reise in die eigene Jugend. Denn die Feuerwehr meines Heimatortes verfügte damals über so einen „207“ als Kommando-Fahrzeug. Bei einer Einsatzfahrt hielt ich einmal den Schalthebel in der Hand. Trotzdem – oder deswegen – fühlte ich mich im Cockpit des 207D sofort wieder heimisch.

3. Audi TT 2.7 T RS – Prototyp mit 380 PS

Am Gemeinschaftsstand der Autostadt ist auch die Audi Tradition vertreten. Die Traditionsabteilung des Autobauers aus Ingolstadt zeigt einen Prototyp, der schwer einzuordnen ist. Denn optisch sieht der Audi TT 2.7 T RS wie ein normaler TT der ersten Generation aus. Doch unter der Motorhaube sitzt der 2,7-Liter-Biturbo-V6 aus dem RS4.

Der V6 im Audi TT 2.7 T RS

Was nicht paßt, das wird passend gemacht! Dieser Spruch passt hervorragend zum Audi TT 2.7 T RS. Denn weil der 2,7-Liter-Biturbo-V6 auf keinen Fall in den TT paßte, stülpten die Entwickler die Karosserie des TT über ein gekürztes Chassis des Audi RS4.

Um dies zu ermöglichen, gingen die Entwickler damals einen ungewöhnlichen Weg. Denn sie passten nicht den V6 in den TT ein – schließlich war das Sport-Coupé damals nur mit quereingebauten Vierzylindern verfügbar. Stattdessen stülpten sie eine TT-Karosserie über ein um 170 Millimeter gekürztes RS4-Chassis. Weil schnell klar war, dass sich das in der Großserie nicht rechnen würde, blieb es bei einem Einzelstück.

Japan ist im Kommen – das gilt nun auch bei den Klassikern!

Wie immer ist diese Auswahl völlig subjektiv. Es gab in Bremen zahlreiche weitere Kandidaten, die ich hätte wählen können. Denn auch ein Mini, der an der legendären Targa Florio auf Sizilien teilnahm, ein Triumph Dolomite oder ein Fiat Mutipla sind – um nur drei der möglichen Kandidaten zu nennen – außergewöhnlich. Außergewöhnlich ist auch die traditionelle Sonderschau der Messen.

Denn 2025 würdigen die Verantwortlichen der Bremen Classic Motorshow High-Performance-Cars aus Japan. Das bestätigt, was mir bei meinen Moderationen von Oldtimer-Treffen in den letzten Jahren auch immer häufiger auffällt: Inzwischen sind Autos aus Japan gesuchte Klassiker. Und der Besuch in Bremen erinnert mit der Sonderschau daran, wie die Japaner in den 1990er-Jahren langsam in den Mainstream des Autogeschmacks fuhren.

Fazit

Bremen war auch in diesem Jahr wieder eine Reise wert. Die Kombination historischer Fahrzeuge mit der hanseatischen Atmosphäre funktioniert. Deshalb freue ich mich jetzt schon auf die Bremen Classic Motorshow 2026. Und Kurzentschlossene haben noch bis morgen Abend die Möglichkeit, die Bremen Classic Motorshow 2025 live zu erleben. Wer also Lust auf automobile Klassiker und spannende Entdeckungen hat, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen! Das Messegelände in Bremen liegt direkt am Bremer Hauptbahnhof.