Fahrberichte: Opel

Test Opel Vivaro 1.6 BiTurbo CDTI ecoFLEX (2015)

Als Opel Vivaro 1.6 BiTurbo CDTI ecoFLEX mit Doppelkabine stellte sich Opels aktueller Transporter unserem ausführlichen Test. Transporter haben bei Opel eine lange Tradition. Legendär der Opel Schnelllieferwagen von 1953, der eine der Stützen des Wirtschaftswunders war. Heute bedient Opel den Markt der Kleintransporter mit dem Opel Vivaro. 

Der Schnelllieferwagen entstand 1953 auf Basis des Opel Olympia Rekord. Ab 1969 vertrieben die Opel-Händler den Opel Bedford Blitz, der in Deutschland hauptsächich als Camper Kunden fand. Im Bereich der Gewerbekunden blieb der Brite gegen die Transporter von Volkswagen und Ford meist chancenlos. Ab 1987 bot Opel daher für zehn Jahre keinen eigenen Kleintransporter mehr an.

Dem Vertrieb stand nur der Isuzu Midi zur Verfügung. Zum Start der Kooperation mit Nissan und Renault gab es dann ab 1997 den Opel Arena. Doch der basierte auf einem damals schon mehr als 15 Jahre angebotenen Renault Traffic. 2001 folgte mit dem Opel Vivaro ein Produkt, das wieder auf der Höhe der Zeit war.

Seit 2014 fertigen die Arbeiter von General Motors im britischen Lutton und von Renault im französischen Sandouville die zweite Generation des Vivaro. Dabei gibt es eine klare Aufgabenteilung. Das GM-Werk, wo schon der Bedford Blitz vom Band lief, übernimmt den Großteil der Vivaro-Produktion. Renault fertigt in der Normandie die Hochdachvarianten des Vivaro.

Wie wirkt der Opel Vivaro auf mich?

Als ich unseren Testwagen das erste Mal sehe, schießt mir der Werbespruch „Quadratisch. Praktisch. Gut.“ durch den Kopf. So bewirbt Ritter Sport seine Schokolade. Der Vivaro B ist 1,97 Meter hoch und – ohne die Betrachtung der Außenspiegel – etwa genauso breit. Wahrscheinlich denke ich deshalb ausgerechnet an diesen Werbespruch.

Zur Doppelkabine gehört die Funktionsteilung des Raums

Im vorderen Bereich gibt es sechs Plätze, um Mitfahrer zu transportieren. Eine eingeschraubte Kunststoffwand trennt den Fahrgastbereich vom Ladebereich ab. Im Fahrgastbereich verfügt der Testwagen über zwei Sitzreihen. In der vorderen Reihe gibt es einen alleinstehenden Fahrersitz und eine sogenannte Beifahrer-Doppelsitzbank.

Sie ermöglicht es, dass in der vorderen Reihe drei Personen Platz nehmen. Wobei, das macht eine Sitzprobe schnell klar, auf dem mittleren Sitz nur eine kleine Person bequem Platz findet. Anders als in der zweiten Reihe, wo drei vollwertige Sitzplätze zur Verfügung stehen. Für Familien interessant, die beiden äußeren Sitze in Rückbank sind mit ISOFIX ausgerüstet.

Insgesamt wirkt der Opel funktional – ist quasi das Bauhaus unter den Automobilen

Als ich auf den Fahrersitz steige, entdecke ich erstmals einen Hinweis auf die Kooperation mit Renault und Nissan. Denn das Armaturenbrett trägt ganz offensichtlich die Handschrift von Renault. Es erinnert mich mehr an meine Testfahrt mit dem Renault Twizy als die des Opel Mokka. Die Steuerung der Klimaanlage kenne ich aus dem Dacia Sandero Stepway. Die Verwendung einheitlicher Teile senkt die Kosten und kommt damit den Kunden zugute.

Insgesamt ist der Opel Vivaro ein aufgeräumtes Fahrzeug, das seinen Charakter als Nutzfahrzeug nicht versteckt. Ich kann mir gut vorstellen, wie ein Bautrupp oder ein Service-Team mit der Vivaro Doppelkabine zur Baustelle oder zum Kunden ausrückt. Vorne die Mannschaft, hinten im Laderaum die Werkzeuge und Geräte. Und bei Bedarf kann der Vivaro auch noch zwei Tonnen ziehen.

Mit welchem Opel Vivaro war ich auf Probefahrt?

Opel setzt im Vivaro auf einen 1,6-Liter großen Diesel. Mit 90, 115, 120 und 140 PS stehen vier Leistungsstufen zur Verfügung. In den Varianten mit 120 und 140 PS beatmen zwei Turbolader den Direkteinspritzer. Als Auto-Blog für Auto-Natives waren wir mit dem 140 PS starken Spitzenmodell unterwegs. Zudem verfügte unser Testwagen über eine Start/Stop-Automatik und ein manuelles 6-Gang-Getriebe. 340 Newtonmeter Drehmoment stemmt der Vierzylinder bei moderaten 1.750 Umdrehungen pro Minute auf die Kurbelwelle.

Theoretisch ist dieser Vivaro 180 Kilometer pro Stunde schnell

Ich beende den Höchstgeschwindigkeitsversuch bei circa 160 Kilometern pro Stunde. Obwohl der Vivaro auch jetzt noch sicher auf der Straße liegt und keinen Zweifel daran lässt, die Beschleunigung fortsetzen zu können. Ich bin einfach der Meinung, dass Transporter nicht wesentlich schneller als die Autobahn-Richtgeschwindigkeit fahren müssen.

Opel bietet den Vivaro mit zwei Radständen und zwei Dachvarianten an. Ich war mit dem kurzen Radstand auf Probefahrt. Die Langvariante verfügt über 40 zusätzliche Zentimeter, die bei der Doppelkabine vollständig dem Ladeabteil zugutekommen. Auch in der Normalversion bringt der Lieferwagen leer etwas mehr als 1,8 Tonnen auf die Straße.

Wie fährt sich der Opel Vivaro 1.6 BiTurbo CDTI?

Was erwarten Gewerbekunden von einem Kleintransporter? Das lässt sich vermutlich gar nicht eindeutig beantworten. Für die meisten Gewerbe stehen Platz und Zulandung mit Mittelpunkt. Über die sechs Sitzplätze in der Doppelkabine des Vivaro habe ich bereits geschrieben. Das separate Ladeabteil fasst ein Volumen von 3.200 Litern. Es misst in der Tiefe 1,50 Meter. Zwischen den Radhäusern stehen 1,27 Meter zur Verfügung. Das reicht locker, um eine Europalette (1200 × 800 × 144 mm – Länge × Breite × Höhe) zu verstauen.

Bei dem Kart von Max müssen wir an der Hinterachse schmalere Vorderreifen montieren, um es zwischen den Radhäusern durchzurollen. Dazu entfernen wir den Auffahrschutz und den Frontspoiler, dann findet es bequem im Laderaum Platz. Mit dem langen Radstand wäre das nicht notwendig. Doch Kart-Sportler sind sicherlich nur eine Randgruppe.

Das Maß vieler Handwerker ist die Europalette

Die Europalette ist für die meisten Handwerker das gängige Maß. Für den Vivaro spricht auch die relativ flache Ladekante, die nur 52 Zentimeter über dem Straßenniveau liegt. Mit einer Zuladung fast 1,1 Tonnen ist der Vivaro zudem ein echtes Arbeitstier. Das reicht auch dem Maurer oder Fliesenleger, um eine Palette Steine beziehungsweise Fliesen im Laderaum zu transportieren.

Im Alltag des Stadtverkehrs schwimmt der Vivaro mit seinem 140 PS starken Motor ziemlich gut mit. In keiner Fahrsituation kommt das Gefühl der Untermotorisierung auf. Die großen Spiegel und die leichtgängige Lenkung machen das Mitschwimmen einfach. Nur die Schaltung trübt etwas den Gesamteindruck. Der Weg zum zweiten in den dritten Gang ist weiter als ich gewohnt bin. Einige Male bleibe ich beim Schalten in der Kulisse hängen.

Was verbraucht der Opel Vivaro 1.6 BiTurbo CDTI ecoFLEX?

Im gesamten Test erweist sich der Opel Vivario 1.6 BiTurbo CDTI ecoFLEX als sparsamer Begleiter. Sichlich half ihm, dass ich mit dem Vivaro viel auf der Langstrecke unterwegs war. Auf den langen Strecken drückte ich mit gleichmäßigem Tempo den Verbrauch pro 100 Kilometer Wegstrecke auf knapp unter sechs Liter. Selbst wenn ich den oft stockenden Verkehr zwischen beziehungsweise in Dortmund, Essen und Gelsenkirchen mit in die Rechnung miteinbeziehe, liegt mein Durchschnittsverbrauch bei extrem guten 6,2 Litern.

Dank der 80 Liter Tankvolumen liegt die Reichweite selbst innerstädtisch bei fast 1.300 Kilometern. Ich habe mal gehört, dass Gewerbekunden im Handwerk pro Tag nur maximal 25 Kilometer mit ihrem Kleintransporter zurücklegen. Selbst bei einer Arbeitswoche mit sechs Tagen reicht eine Tankfüllung damit zwei Monate. Das minimiert die Standzeiten.

Bilder vom Opel Vivaro Doppelkabine-Kastenwagen 1.6 BiTurbo CDTI

Wie sitze ich im neuen Opel Vivaro?

Der Vivaro ist fast fünf Meter lang. Da bleibt – auch bei einem Lieferwagen – genug Platz für den Fahrer. Angenehm, dass der Sitz meines Testwagens über eine Lendenwirbelstütze verfügt. Dazu lässt er sich weit genug nach hinten fahren, um die Beine und Füße optimal zu den Pedalen auszurichten. Auch das 3-Speichen-Lenkrad liegt gut in der Hand. Das passt auch, wenn der Fahrer die Zwei-Meter-Marke passiert hat.

Und das funktioniert auch auf der Langstrecke, ohne überdurchschnittlich zu ermüden. Trotzdem gibt ein Detail, das mich etwas stört. Denn die Ingenieure haben den Schalthebel recht dicht am Fahrerplatz positioniert. Fast wie ein Satellit rangt die Schaltung aus dem Armaturenbrett hinaus. Soweit, dass ich mit dem rechten Knie fast permanent an das Gehäuse stoße. Wäre das mein Vivaro, würde ich das Gehäuse an dieser Stelle etwas abpolstern.

Was hat mir gefallen?

Der Opel Vivaro ist trotz seiner Größe auch in der Stadt einfach zu fahren. Immerhin reden wir hier von einem Kleintransporter, dem nur zwei Millimeter an der Marke von fünf Metern fehlen. Die kantige Form sorgt dafür, dass er Opel übersichtlich bleibt.

Beim Rangieren bewährt sich die Rückfahrkamera, die ihr Bild in den Innenspiegel einspeist. Eigentlich ein logischer Ort. Denn schon in der Fahrschule haben wir doch alle gelernt, mit den Spiegeln zu fahren – wenn kein Schulterblick durch das Fahrzeug möglich ist. Der Wendekreis von Bordstein zu Bordstein liegt bei 11,80 Metern. Der Wendekreis fällt damit zehn Zentimeter geringer aus, als beim vergleichbaren VW-Transporter.

Die Kopplung des Infotainment-Systems Navi 50 MediaNav des Viviaro mit meinem iphone gelingt sofort. Die Freisprecheinrichtung funktioniert gut. Gerade für den mobilen Handwerker sicherlich ein unverzichtbares Extra. Denn das Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung ist einfach unsicher. Und wird deshalb inzwischen nicht ohne Grund von den Ordnungshütern mit einer Strafe belegt.

Was hat mit am Opel Vivaro nicht gefallen?

Zu den Grundsätzen unser Tests gehört, wir beurteilen Autos immer danach, für welche Kunden der Hersteller das jeweilige Fahrzeug baut. Mit der Vivaro Doppelkabine hat Opel gewerbliche Kunden im Blick. Für sie steht zunächst die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Erst in zweiter Linie geht es um Komfort, geht es um die Annehmlichkeiten beim Fahren. Diese Zielsetzung reduziert die Zahl der möglichen Kritikpunkte. Trotzdem habe ich zwei gefunden.

Bei der Sound-Wiedergabe vom iphone neigt das Infotainment-System zu kurzfristigen Aussetzern. Sowohl bei der Kopplung über Bluetooth als auch mit einem USB-Kabel verschluckt das System manchmal Töne. Bei Hörspielen sind es vielleicht halbe Silben, aber auf Dauer nervt das. Gut möglich allerdings, dass ein inzwischen verfügbares Software-Update des Systems dieses Problem behebt.

Dazu quietscht es im Vivaro immer mal wieder. Während des Tests ist es allerdings teilweise auch sehr warm. Die Sonne heizt die Außenhaut des Kleintransporters teilweise stark auf. Gleichzeitig kühlt die Klimaanlage den Innenraum bis zur Trennwand angenehm herunter. Kein Wunder, dass das zu Spannungen führt.

Fazit zum Opel Vivaro 1.6 BiTurbo CDTI ecoFLEX (2015)

Der Opel Vivaro 1.6 BiTurbo CDTI ist ein typischer Vertreter der Gattung der modernen Kleintransporter. Hinter der Konkurrenz aus Wolfsburg oder Köln braucht sich der Vivaro nicht zu verstecken. Besonders im Stadtverkehr schlägt sich der Opel sogar überdurchschnittlich gut. Der durchzugsstarke Motor des Vivaro stellt in jeder Situation angemessenen Vortrieb sicher. Auch wenn in unserem sehr aus Dynamik ausgelegten Bewertungsschema für den Transporter nicht viele Punkte drin sind.

Dabei hat der Transport durchaus stärken. Denn der Transporter mit dem Blitz im Kühler wartet mit einem vergleichsweise kleinen Wendekreis auf. Pfiffig auch die Idee, den Spiegel als Projektionsfläche für die Rückfahrkamera zu nutzen. Unschlagbar der Verbrauch. Denn wenn der Durchschnitts-Handwerker nur alle zwei Monate zum Tankstopp abbiegen muss, dann wird der örtliche Tankwart nicht zum besten Freund des Vivaro-Besitzers.

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Zusammengefasst: Der Opel Vivaro ist ein moderner Kleintransporter. Obwohl das Armaturenbrett die Kooperation mit Renault nicht verleugnet, der Motor macht klar, dass der Vivaro ein Opel ist. Der Antrieb ist das Herz dieses Lieferwagens, der sich im Alltag mit erstaunlich wenig Diesel begnügt.






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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!