Fahrberichte: Audi

Test: Audi A3 g-tron – das Auto für echte Sparer

Der Audi A3 g-tron verbrennt bevorzugt Erdgas. Das kostet an der Tankstelle nur etwas mehr als einen Euro pro Kilogramm. Und das obwohl der Heizwert eines Kilogramms Erdgas dem von rund 1,5 Litern Benzin entspricht. Macht das diesen A3 zum perfekten Auto für den Berufspendler? In der zweiten Ausgabe unseres Pendlertests sind wir dieser Frage nachgegangen. Wie günstig lässt sich mit einem Erdgas-Auto pendeln?

Über meine langjährige Beziehung zum Audi A3 habe ich hier im Auto-Blog für echte Auto-Natives bereits mehrfach geschrieben. Mehr als zehn Jahre und fast 300.000 Kilometer war ein blauer A3 TDI mein täglicher Begleiter. Deshalb weckte der zum Test zur Verfügung stehende Audi A3 g-tron natürlich schon beim Erstkontakt zahlreiche Erinnerungen. Auch wenn zwischen den beiden Fahrzeugen rund 15 Jahre Automobilentwicklung liegen. Und auch, wenn der Testwagen Erdgas statt Diesel verbrennt.

Audi A3 g-tron TFSI
Der Audi A3 Sportback g-tron TFSI stellt sich unserem Pendlertest

Womit war ich im Test unterwegs?

Zur Verfügung stand ein A3 Sportback g-tron, die viertürige Variante der Audi-Kompaktklasse. Mit der Ausstattungslinie Ambition spricht Audi sportliche Fahrer an. Als Ambition rollt der Audi A3 auf 17-Zoll-Aluminium-Felgen und die Insassen dürfen sich an Sportsitzen erfreuen. Doch Testwagen sind immer auch eine Leistungsschau der Hersteller. Deshalb haben die Verantwortlichen diesen A3 mit weiteren Extras bestückt. An Bord ist das Sportpaket „S line selection“ (1.700 Euro). Damit rollt der g-tron auf 18-Zoll großen Rädern. Außerdem schmücken andere Schwellerleisten, geänderte Stoßfänger sowie zusätzliche Chrom- und Aluminiumteile unseren Testwagen.

Daten zum Testwagen:

  • Typ: Audi A3 Sportback g-tron TFSI
  • Grundpreis: 28.350 Euro (12/2015)
  • Motor: 4-Zylinder-Turbo-Ottomotor
  • Emissionsklasse: Euro 6
  • Getriebe: Manuelles 6-Gang Getriebe
  • Hubraum: 1.395 ccm
  • max. Leistung: 110 PS bei 4.800 – 6.000 /min
  • max. Drehmoment: 200 Nm / 1.500 – 3.000 1/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 197 km/h
  • Hersteller-Nummer / Typ: 0588 / AYC
  • Versicherungstypklassen: 16, 17, 17 (Haftpflicht, Voll-, Teilkasko)

Dazu sorgen im Testwagen LED-Scheinwerfer (770 Euro) für mehr Durchblick. Die Wegführung übernimmt das Navigationssystem MMI plus inklusive Touch-Bedienung und digitalem Radioempfang (3.025 Euro). Dank des optionalen Assistenzpakets (1.600 Euro) bietet dieser g-tron den Komfort von Einparkhilfe, Spurthalte-Assistent (Audi active lane assist) sowie eines dynamischen Tempomaten. Die von der Verkehrssituation abhängige Geschwindigkeitsreglung „Audi adaptive cruise control“ kennen aufmerksame Leser unseres Blogs vom Test des Audi Q5. Mit weiteren Extras werden aus dem Grundpreis des Fahrzeugs von 28.350 Euro schließlich 41.900 Euro.

Bilder vom Audi A3-g-tron im Test

Doch wegen dieser Extras entscheidet sich (vermutlich) kaum ein Käufer für einen Audi A3 g-tron. Denn der Clou dieses Fahrzeugs ist der Betrieb mit Erdgas. Der 1,4-Liter große Turbomotor dieses A3 verbrennt „Compressed Natural Gas“ (CNG). 110 PS stellt der Vierzylinder zwischen 4.800 und 6.000 Umdrehungen pro Minuten zur Verfügung. Das maximale Drehmoment beträgt 200 Newtonmeter und liegt zwischen 1.500 und 3.000 Umdrehungen pro Minute an. Im reinen Erdgasbetrieb sind laut Audi rund 400 Kilometer möglich.

Als Range-Extender dient ein zusätzlicher Benzintank. Mit ihm sind weitere 900 Kilometer möglich. Die Gesamtreichweite liegt damit bei beeindruckenden 1.300 Kilometern. Doch Benzin benötigt im Zweifelsfall nur der, der mit dem Erdgas-A3 ins Ausland fährt. In Deutschland ist heute ein fast lückenloses Erdgas-Tankstellen-Netz vorhanden. Selbst als Karla und ich den Gastank in der Hocheifel leer fahren, sind es nur 17 Kilometer bis zur nächsten Erdgas-Tankstelle – wie das Navigationssystem MMI plus weiß. Doch es ist tief in der Nacht, wir sind bequem und fahren deshalb mit Benzin nach Hause.

Wie schlägt sich der Audi A3 g-tron beim Pendeln?

Im Zentrum des Pendlertests steht der tägliche Weg zur Arbeit. Ich lege dabei pro Strecke knapp 40 Kilometer zurück. Der Weg führt durch die Stadt und über die dichten Autobahnen des Ruhrgebiets. Meistens fahre in Gelsenkirchen Schalke auf die Autobahn und passiere auf dem Weg zum Ziel das Dortmunder Westfalenstadion. Dem Auto ist das egal. Doch die für Menschen im Ruhrgebiet überwinde ich – soweit sie sich für Fußball interessieren – auf meinem Arbeitsweg eine tiefe gedankliche Demarkationslinie.

Die Strecken und Verbrauchswerte im Überblick

Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 Tag 5 Gesamt
Hinweg-Strecke 38 km 37 km 39 km 38 km 41 km 39 km
angezeigter Verbrauch 3,5 4,3 3,5 4,0 5,0 4,1
Hinweg-Strecke 39 km 40 km 36 km 37 km 39 km 38 km
angezeigter Verbrauch 3,4 3,8 4,4 4,3 3,5 3,9
 
Summe-Strecke 77 km 77 km 75 km 75 km 80 km 77 km
Tagesverbrauch
(hochgerechnet)
3,4 4,0 3,9 4,1 4,3 4,0

Im Mittel verbrauche ich auf dem Arbeitsweg 4,0 Kilogramm Erdgas pro 100 Kilometer. Spät abends, wenn die Autobahnen leer sind und der Testfahrer seinen Gasfuß züngeln kann, sind auch 3,4 Kilogramm möglich. Im dichten Stau vor acht Uhr morgens steigt der Verbrauch einmal auch auf durschnittlich 5,0 Kilogramm an. Wegen des Starkregens an diesem Morgen war ich so nett, Max zur Schule zu fahren. Das rächt sich mit Stau in der Innenstadt von Gelsenkirchen. Später, auf dem Weg zur Autobahn stehe ich erneut.

Und auf der Autobahn sorgen schließlich Aufräumarbeiten nach einem Unfall dafür, dass ich auch hier länger stehe als rolle. Dabei laufen auf der gesamten Tour die Klimaanlage und die Scheibenwischer auf Hochtouren. Außerdem benötige ich so früh am Morgen auch das Fahrlicht. Deshalb weigert sich die Start-Stopp-Automatik irgendwann, den Motor bei jedem Halt abzustellen. Mit der Folge, dass der Motor an diesem Morgen deutlich länger als sonst läuft.

Das lässt den Durchschnittsverbrauch auf dieser Fahrt am Ende deutlich über die anderen Werte steigen. Doch das gleicht sich schon am Abend wieder fast vollständig aus. Zwölf Stunden später ist die Autobahn fast völlig leer. Ich lasse den Audi A3 rollen und benötige im Durchschnitt nur 3,5 Kilogramm pro 100 Kilometer. Die Tagesbilanz liegt damit bei 4,3 Kilogramm pro 100 Kilometer und so trotz der Horrortour auf dem Hinweg nur noch 0,3 Kilogramm über dem Gesamtdurchschnitt des Tests.

Tom unterwegs mit dem Audi A3 g-tron TFSI
Tom unterwegs im 110 PS starken Audi A3 Sportback g-tron TFSI

Was hat mir im Test besonders gut gefallen?

Die Verarbeitung des Audi A3 ist über jeden Zweifel erhaben. Audi bietet auch in der Kompaktklasse einen Standard, der der Spitze des Markts entspricht. Dazu sorgt die gute Ausstattung des Testwagens dafür, dass das Fahren mit dem g-tron viel Komfort bietet. In meinem speziellen Fall gilt es, einen mehr als zwei Meter langen Körper hinter dem Lenkrad zu verstauen. Nicht nur dank des unten abgeflachten Drei-Speichen-Lenkrads mit größerer Beinfreiheit gelingt das ohne jedes Problem. Sogar hinter mir bleibt genügend Platz, um im A3 auch mit vier Erwachsenen zu reisen.

Auch das Erdgas-Tanken ist alles andere als eine Herausforderung. Die Zapfpistole ist einfach montiert. Nach dem Einrasten ist der eigentliche Tankvorgang mit einem Kopfdruck an der Zapfsäule zu starten. Allenfalls die Geräusche des Druckausgleichs sind beim ersten Mal vielleicht gewöhnungsbedürftig. Nach knapp drei Minuten sind die gut 15 Kilogramm im Tank. Beim Bezahlen bewährt sich die optionale Audi e-gas Tankkarte. Mit ihr ist an den meisten deutschen Erdgas-Tankstellen das bargeldlose Bezahlen möglich. Dazu ermöglicht sie einen klimaneutralen Betrieb des Audi A3 g-tron.

Denn mit der Karte ihr verbindet Audi den A3 g-tron mit dem eigenen e-gas Projekt. Dessen Prinzip ist einfach. Die Strom-Überschüsse der stark schwankenden Energiequellen Sonne und Wind wandelt eine Anlage im niedersächsischen Werlte in synthetisches Methan um. Das bindet genau so viel CO2, wie die Methan-Verbrennung im Fahrbetrieb freisetzt. Audi erfasst die von den Kunden der e-gas Tankkarte verbrauchten Gasmengen und speist die gleiche Menge ins deutsche Erdgasnetz ein.

Was hat mir nicht gefallen?

Mit dem 1,4 Liter großen Erdgasmotor war ich bereits mit dem VW Caddy unterwegs. Im Nutzfahrzeug ist der Motor ein perfekter Antrieb. Die konstruktionsbedingte etwas raue Klangkulisse des Vierzylinders fiel dort nicht negativ auf. Wohl auch deshalb hat Audi den Motor im A3 extrem gut gedämmt.

Aber in der Kompaktklasse gelten andere Maßstäbe. Denn die Leistung von 110 PS machte in dieser Klasse nur vor 40 Jahren aus dem Golf ein echtes Sportgerät. Heute sind sie eher das untere Ende des Motorenangebots. Wer also auf der Autobahn gern den Sportfahrer gibt, der wird sich im Audi A3 g-tron trotz des Sportfahrwerks Sportpakets nicht wohlfühlen. Doch das ist ein sehr subjektiver Eindruck. Die Zielgruppe des Erdgas-A3 folgt (vermutlich) anderen Werten.

Fazit zum Audi A3 g-tron

Bei einem Preis von 1,099 Euro pro Kilogramm belasten – bei unserem Durchschnittsverbrauch – Kraftstoffkosten von nur 4,40 Euro pro 100 Kilometer das Pendlerbudget. Wer im Jahr 20.000 Kilometer pendelt, hat damit zurzeit Kraftstoffkosten in Höhe von rund 880 Euro. Das liegt rund 200 Euro unter den Kosten, die der sparsame (aber auch stärkere) VW Golf Variant GTD im Pendlertest verursachte. Dazu kommt noch ein Steuervorteil.

Denn der Erdgas-Audi kostet im Moment nur 32 Euro Kfz-Steuern pro Jahr. Den Diesel belastet der Gesetzgeber mit deutlich höheren Kfz-Steuern. All das macht den Audi A3 g-tron zum Tipp für Sparfüchse – und die im A3 g-tron naturgemäß eher gemütliche Fahrt auf der Autobahn sorgt zumindest dafür, immer entspannt zum Ziel zu kommen. Vielleicht ist das die wahre Stärke des Audi A3 Sportback g-tron.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!