Véhicule Léger de Ville – Treffen mit dem elektrischen Peugeot VLV von 1941

Beim Pressegespräch zur Eröffnung des Kleinwagen-Depots des Museums PS.Speicher in Einbeck entdeckte ich auch einige Fahrzeuge, die ich wie den elektrischen Peugeot VLV (Véhicule Léger de Ville) bisher nur aus der Literatur kannte.

Frontansicht des Peugeot VLV (Véhicule Léger de Ville)
Peugeot VLV (Véhicule Léger de Ville) im PS.Depot Kleinwagen des PS.SPEICHER in Einbeck

Zum Kleinwagen-Depot des Museums PS.SPEICHER in Einbeck gehört auch ein eigener Raum mit Elektrofahrzeugen. Die Ausstellungsmacher der gemeinnützigen Kulturstiftung Kornhaus würdigen mit diesem Ausstellungsbereich das Thema Elektromobilität. Dabei spannen Sie den Bogen von Fahrzeugen wie dem Detroit Electric bis zum modernen Tesla Modell S. Hier wird auch das Depot dem Anspruch des Haupthauses gerecht, die Geschichte der Mobilität möglichst vollständig darzustellen.

In diesem Ausstellungsbereich steht auch ein Peugeot VLV (Véhicule Léger de Ville)!

Anfang des Jahres stellten wir Euch hier im Blog das „Véhicule Léger de Ville“ bereits ausführlich vor. Das kleine Elektroauto entstand 1941 bei Peugeot. Während der Besetzung Frankreichs durch die Deutsche Wehrmacht stellte diese die französische Wirtschaft konsequent auf die Produktion kriegswichtiger Produkte um. Autos für die Zivilbevölkerung zählten nicht dazu. In der Krise erinnerten sich die Techniker bei Peugeot ans Elektroauto.

Hecksicht des Peugeot VLV (Véhicule Léger de Ville)
Hecksicht des Peugeot VLV (Véhicule Léger de Ville)

Denn Benzin war rationiert. Die Truppen der Besatzer hatten schließlich Vorfahrt. Aus den Fabriken von Peugeot in Sochaux und La Garenne rollten überwiegend Lastkraftwagen für die Wehrmacht. Doch den Technikern des Unternehmens fiel auf, dass besonders in Paris die sogenannten Velocars aus den 1920er-Jahren ein Comeback feierten. Als Alternative zum Selbertreten stellte Peugeot ein Elektroauto auf die Räder.

Dessen Antrieb übernimmt ein Elektromotor, der seine Energie aus vier 12-Volt-Batterien bezieht. Im Dauerbetrieb leistet der Elektromotor 1,3 PS, kurzfristig stehen auch 3,5 PS zur Verfügung. Das reicht, um das 2,67 Meter lange Fahrzeug auf etwas mehr als 30 Kilometer pro Stunde zu beschleunigen. Wer auf die Höchstgeschwindigkeit verzichtet, der kommt mit dem Kleinstwagen mit einer Batterieladung bis zu 80 Kilometer weit.

Das Véhicule Léger de Ville wirkt wie ein Urvater der späteren Kabinenroller

Interessant ist, dass die Entwickler bei Peugeot vorne auf eine Spurweite von 105 Zentimetern setzen. Hinten sind es nur 33,5 Zentimeter. Das spart ein Differential und damit Kosten. Zudem nimmt es die Bauweise vorweg, die nach dem Zweiten Weltkrieg bei Kabinenrollern Standard wird. Bis zum Ende des Kriegs entstehen 377 Exemplare des Peugeot VLV. Besonders Hausärzte liebten das ungewöhnliche Gefährt, das sich an jeder normalen Steckdose laden lässt. Ein überlebendes Exemplar steht in Einbeck.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Peugeot VLV (Véhicule Léger de Ville) im PS.Depot Kleinwagen des PS.SPEICHER in Einbeck

Foto: Tom Schwede

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!