Wolf WD1 – der Formel 3 von Walter Wolf Racing

von Tom Schwede am 19.10.2024

Walter Wolf und sein Formel 1-Team sind legendär. Nicht so bekannt ist, dass „Walter Wolf Racing“ auch in der Formel 3 aktiv war. Bobby Rahal trat 1978 mit dem von Dallara entwickelten Wolf WD1 in der Formel 3-Europameisterschaft an.

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Bobby Rahal trat 1978 für Walter Wolf Racing in der Formel 3 an. Doch anders als in der Formel 1 war Walter Wolf Racing der Formel 3 kein Spitzenteam. – Foto: Archiv Autonatives.de

Walter Wolf brachte es früh zum Multimillionär. Das war, als Wolf 1939 in Maribor das Licht der Welt erblickte, nicht vorherbestimmt. Denn Wolf wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Als Jugendlicher zog der Deutschstämmige mit seiner Familie nach Wuppertal. Dort handelte der Schüler, so erzählt Wolf es heute gerne, mit Schrott, um sein Taschengeld aufzubessern. Schon bald zog Wolf nach Kanada weiter. Die Angaben dazu, wann es Wolf nach Nordamerika zog, variieren je nach Quelle.

Walter Wolf verdiente schnell viel Geld!

Mal heißt es, dass das 1958 passierte. An anderen Stellen steht 1960, aber das ist am Ende gar nicht wichtig. Aber allein der Umstand zeigt, dass vieles im Leben von Walter Wolf „nebulös“ ist. In vielen Quellen heißt es beispielsweise, dass Wolf für seine neue Heimat an den Olympischen Winterspielen in Innsbruck teilnahm. Die Webseite des IOC listet alle Teilnehmer an Olympischen Spielen auf. Den Namen Walter Wolf konnten wir in den Ergebnislisten von 1964 (bisher) nicht finden.

Walter Wolf 1978 in Monza

Walter Wolf (2. von links), hier 1978 in Monza erwarb 1975/76 das Team von Frank Williams. Zusammen mit Teammanager Peter Warr formte der Unternehmer aus Williams das Spitzenteam Walter Wolf Racing. (Foto: giuengi, CC2.0)

In Kanada verdiente Walter Wolf sein Geld zunächst als Bauunternehmer, um dann in der Ölindustrie zu arbeiten. Mit einem Unternehmen, das Taucher einsetzte, half Wolf bei der Suche nach neuen Öl-Vorkommen. Später verdiente Wolf auch im Handel mit dem schwarzen Gold Geld. Das funktionierte offenbar gut. Denn schon im Winter 1975/76 erwarb Walter Wolf 60% des Rennstalls „Frank Williams Racing Cars“. Dessen Gründer Frank Williams blieb als Teamchef zunächst an Bord.

Walter Wolf und Frank Williams – das funktionierte nicht!

Mit dem Geld von Walter Wolf erwarb Frank Williams die Rechte am Hesketh 308C, um diesen – nach einer moderaten Überarbeitung – als Wolf-Williams FW05 an den Start zu bringen. Zudem begann das Team als „Wolf Williams“ anzutreten. Doch die Ergebnisse blieben hinter den Erwartungen des neuen Geldgebers weit zurück. Das führte schnell zu einer angespannten Stimmung. Spitzenfahrer Jacky Ickx suchte Mitte des Jahres das Weite und fuhr statt bei Wolf lieber für Ensign.

Jody Scheckter im Wolf WR1 beim Großen Preis von Belgien 1977

Jody Scheckter im Wolf WR1 beim Großen Preis von Belgien 1977. Der Süfarikaner, der an diesem Tag im Chassis #3 saß, fiel nach 62 Runden mit einem Defekt am Motor aus. Ähnlich wie Tyrrell in seiner Anfangszeit zählte auch Wolf seine Chassis hoch. Deshalb taucht das dritte Chassis des Modells WR1 in den Starterlisten heute oft als WR3 auf. (Foto: Archiv AutoNatives.de)

Am Ende des Jahres übernahm Wolf das Team zu 100 Prozent. Frank Williams und Patrick Head gründeten Williams Grand Prix. Dieses Team ist heute noch in der Formel 1 aktiv. Walter Wolf übertrug die Leitung seines Teams Peter Warr, der als Teammanager das Tagesgeschäft übernahm. Warr kam von Lotus und hatte dort offenbar gut aufgepasst. Denn der Brite benötigte nur wenige Monate, um Walter Wolf Racing neu zu strukturieren und zum Erfolg zu führen.

Harvey Postlethwaite baute den Wolf WR1 – und machte Walter Wolf Racing zum Grand Prix-Sieger

Warr verpflichtete den Designer Harvey Postlethwaite, der zuvor bei Hesketh schon den 308 gebaut hatte. Dazu gelang es Warr und Wolf, mit Jody Scheckter einen echten Spitzenfahrer zu verpflichten. Der Südafrikaner kam von Tyrrell und blickte bereits auf vier Grand Prix-Siege zurück. Die Saison begann mit einer faustdicken Überraschung. Denn Jody Scheckter gewann überraschend bereits beim Saisonauftakt in Argentinien das Rennen. Auch die weitere Saison verlief erfolgreich.

Wolf WR5

Mit dem Wolf WR5 baute auch Walter Wolf Racing für 1978 ein Ground-Effekt-Auto. Doch das Fahrzeug konnte nicht an die Erfolge des Vorgängers anknüpfen. Wobei Jody Scheckter, hier in Zolder mit dem Rennwagen immerhin dreimal aufs Podium fahren konnte. (Foto: Archiv AutoNatives.de)

Denn mit dem Sieg in Monaco und beim „Heimrennen“ in Kanada etablierte sich das Team im Vorderfeld der Automobil-Weltmeisterschaft. Am Ende des Jahres sprang – hinter Niki Lauda im Ferrari – der zweite Platz in der Fahrer-Weltmeisterschaft heraus. Die Konstrukteurs-Wertung schloss Walter Wolf Racing als Vierter ab. Wobei das Team das ganze Jahr nur mit einem Rennwagen antrat und dadurch weitere Punkte „verschenkte“. Sportlich stimmte in der Saison 1977 praktisch alles.

1978 sollte die Weltmeisterschaft herausspringen!

Das Team ging in die Saison 1978 optimistisch. Doch das Team konnte nicht mehr an das erfolgreiche Vorjahr anknüpfen. Jody Scheckter fuhr zwar noch dreimal aufs Podest, konnte der Vita des Teams jedoch keinen weiteren Erfolg hinzufügen. Im Paddock war die Schadenfreude groß. Denn Walter Wolf trat oft großspurig auf, flog mit dem eigenen Hubschrauber ein oder reiste im Lamborghini Countach beziehungsweise Porsche 935 K3 Le Mans an. Wobei alle Reisegeräte die gleiche Lackierung wie die Rennwagen trugen.

Kremer Porsche 935 K3 Le Mans

Zu den Spielzeugen von Walter Wolf gehörte dieser Kremer Porsche 935 K3 Le Mans mit Straßenzulassung. (Foto: Tom Schwede)

Schon 1977 trat Walter Wolf Racing parallel zur Formel 1 auch in der CanAm-Serie an. Wobei dort inzwischen verkleidete Einsitzer zum Einsatz kamen. Walter Wolf und Peter Warr bestellten dafür ein Chassis bei Gian Paolo Dallara. Als Piloten verpflichteten sie zunächst Chris Amon und später Gilles Villeneuve. Auf Grundlage des CanAm entstand 1978 bei Dallara zudem ein Formel 3-Rennwagen für Wolf. Mit ihm trat der Amerikaner Bobby Rahal für Walter Wolf Racing in der Formel 3-Europameisterschaft an.

Der Wolf WD 1 war der Wolf für die Formel 3!

Drei Exemplare des Wolf WD1 getauften Rennwagens entstanden. Zwei behielt Walter Wolf Racing, um Rahal neben dem Einsatzfahrzeug auch einen Ersatzwagen anbieten zu können. Den dritten Wolf WD1 übernahm ein italienischer Privatfahrer. Im Laufe der Saison zeigte sich, dass das Chassis etwas zu weich war. Deshalb besserte Gian Paolo Dallara mehrfach nach und versteifte das Chassis. Den Antrieb des Wolf WD1 übernahm ein vom italienischen Tuner Novamotor vorbereiterer Toyota-Motor.

Wolf WR8

Der Wolf WR8, hier Keke Rosberg in Hockenheim war der letzet Rennwagen von Walter Wolf Racing. (Foto: Archiv AutoNatives.de)

Ungewöhnlich war – in den 1970er-Jahren – das Getriebe. Denn Gian Paolo Dallara setzte auf ein Hewland FT200, das eigentlich in der Formel 2 zu Hause war. Es zog wohl in den Formel 3-Boliden ein, da die Grundzüge des Rennwagens beim CanAm-Boliden der Saison 1977 lagen. Bobby Rahal fuhr mit dem Wolf WD1 am Nürburgring sowie am Österreichring auf den dritten Platz. Beim prestigeträchtigen Formel 3-Rennen im Rahmenprogramm des Großen Preis von Monaco wurde Rahal im Vorlauf Vierter.

Schon 1979 verlor Walter Wolf Racing die Lust an der Formel 3!

Bobby Rahal stieg noch 1978 mit Wolf in die Königsklasse auf. Bei den Läufen in Watkins Glen und Montreal setzte Walter Wolf Racing in der Formel 1 erstmals zwei Autos ein. Trotzdem endete die Zusammenarbeit des Teams mit dem Amerikaner am Ende des Jahres. Denn als neuen F1-Piloten verpflichtete Walter Wolf Racing für 1979 James Hunt. Doch der Ex-Weltmeister verlor schon im Frühjahr die Lust und erklärte seinen Rücktritt. Das Formel 1-Cockpit bei Wolf übernahm Keke Rosberg. Bobby Rahal setzte seine Karriere stattdessen in der Heimat fort.

Formel 3-EM-Lauf am Nürburgring: Bobby Rahal ist mit dem Wolf WD1 noch im Mittelfeld unterwegs.

Start zum Formel 3-EM-Lauf am Nürburgring – Bobby Rahal ist mit dem Wolf WD1 noch im Mittelfeld unterwegs.

Die Formel 3-Chassis des Typs Wolf WD1 übernahm der Emiliani-Rennstall von Ferdinando Ravarotto. Das Team setzte die modifizierten Wolf WD1 unter eigenem Namen ein. Ende 1979 verkaufte Walter Wolf sein gesamtes Team an Emerson und Wilson Fittipaldi. Die Brasilianer verschmolzen Walter Wolf Racing mit ihrem eigenen Team. Das besondere Interesse der Brüder Fittipaldi lag an der britischen Werkstatt des Teams. Denn zuvor operierte Fittipaldi Automotive von Brasilien aus.

Das Leben von Walter Wolf blieb bunt!

Nach dem Verkauf seines Teams wurde es still um Ex-Teamchef Walter Wolf. Erst im aktuellen Jahrtausend tauchte der Unternehmer wieder vermehrt in den Medien auf. Mehrfach musste sich Wolf vor Gericht verantworten. Dabei ging es um möglichen Kreditbetrug und Schmiergeldzahlungen im Umfeld von Rüstungsgeschäften. Doch letztlich kam es nie zu einer Verurteilung. Zweimal wurde Walter Wolf freigesprochen. Ein weiteres Verfahren wurde eingestellt, da die Vorwürfe inzwischen verjährt waren.