Motorsport vor 40 Jahren: Januar 1983

Walter Röhrl und Christian Geistdörfer im Lancia Rally. – Foto: Lancia

Motorsport im Januar, das steht traditionell für die Rallye Monte Carlo. Das war auch im Januar 1983 nicht anders. Vor 40 Jahren feierte in den Seealpen der Lancia 037 Rally seinen ersten Sieg auf dem Parkett der Rallye-Weltmeisterschaft. Im Rückblick wirkt der Lancia wie der Vorbote einer neuen Zeit. Denn der 037 Rally war der erste speziell für den Rallye-Sport aufgelegte Sportwagen.

Walter Röhrl und Christian Geistdörfer im Lancia Rally.
Walter Röhrl und Christian Geistdörfer im Lancia Rally – im Januar 1983 gewann das Duo bei ihrem ersten Start im Lancia Rally sofort die Rallye Monte Carlo
Walter Röhrl und Christian Geistdörfer im Lancia Rally – im Januar 1983 gewann das Duo bei ihrem ersten Start im Lancia Rally sofort die Rallye Monte Carlo. Heute bezeichnet Röhrl als sein Lieblingsauto. (Foto: Lancia).

Nach einer Pause von nur 58 Tagen startete die Rallye-WM im Januar 1983 in ihre neue Saison. Im Vorjahr feierte Walter Röhrl seinen zweiten Fahrertitel. Der lange Regensburger konnte dabei sogar auf einen Start beim Saisonfinale in Großbritannien verzichten. Denn Röhrl und sein Opel Ascona 400 lagen schon nach elf von zwölf WM-Läufen 1982 uneinholbar an der Spitze. Damit hatten Röhrl und sein Beifahrer Christian Geistdörfer ein paar Tage länger Pause als die Mehrzahl ihrer Wettbewerber.

Den zweiten Platz der Weltmeisterschaft 1982 sicherte sich Michèle Mouton im Audi Quattro. Der Kampf zwischen Walter Röhrl und Michèle Mouton war auch ein Kampf der Systeme. Trat doch der Deutsche mit einer konventionellen „Heckschleuder“ an, während die Französin ein Fahrzeug mit Allradantrieb steuerte. Schon vor dem Saisonfinale 1982 war klar, dass das Weltmeister-Duo Walter Röhrl und Christian Geistdörfer nicht weiter für Opel fahren wird. Denn für 1983 unterzeichneten beide einen Vertrag bei Lancia. Die Marke aus dem Fiat-Konzern bot den Weltmeistern einen echten Gruppe B-Boliden.

Das Projekt Abarth SE037 war Bote einer neuen Zeit!

Denn bereits im April 1980 begannen bei Lancia, der Fiat-Rennabteilung Abarth und dem Designstudio Pininfarina unter der Abarth-typischen Projektnummer SE037 die Arbeiten an einem speziell auf die Anforderungen des Rallyesports angepassten Rennwagen. Auslöser war, dass die FISA bereits Ende 1979 die Eckpunkte einer Reform ihrer Regeln verkündete. Ab 1982 sollten im Rallyesport die neuen Gruppe B-Fahrzeuge rennen. Für ihre Homologation reichte der Nachweis von 200 in zwölf Monaten gebauten Fahrzeugen.

Lancia Rally in der Serienversion
Um den Lancia Rally im Motorsportversion einsetzen zu können, musste Lancia den Bau von 200 Serienfahrzeugen nachweisen. (Foto: Lancia)

Zuvor mussten die Hersteller noch 400 Autos bauen. Obwohl sie dafür mit 24 Monaten die doppelte Zeit hatten, stammten diese Fahrzeuge stets von Modellen der Großserie ab. Der Opel Ascona 400, der Fiat 131 Abarth (Röhrls WM-Wagen von 1980) und der Ford Escort RS 2000 waren typische Vertreter dieser Rallye-Epoche. Die Reduzierung der zur Homologation notwendigen Fahrzeugmenge ermöglichte ein neues Denken. Dieses führte bald zu Rallye-Boliden, die sich von den Fesseln der Großserie weitestgehend lösen sollten.

Der Lancia 037 Rally eröffnete den Reigen spezieller Gruppe B-Boliden!

Die Leitung des Projekts SE037 übernahm Sergio Limone. Der Ingenieur prüfte zunächst, ob ein im Konzern schon vorhandenes Fahrzeug die Anforderungen des Rallye-Sports erfüllt. Doch weder im Ferrari 308 noch im Lancia Beta Montecarlo sah Limone den kommenden Rallyeboliden. In Zusammenarbeit mit Giampaolo Dallara entstand ein passende Chassis für einen neuen Mittelmotorsportwagen. Beim Antrieb entschied sich Limone für den von Aurelio Lampredi konstruierten Vierzylinder.

Im SE037 hauchte diesem ein Kompressor zusätzliches Leben ein. Die Wahl fiel auf einen Kompressor weil sich mechanisch aufgeladene Motoren wie größere Sauger „fahren“. Die Piloten sollten im Rallye-Sport nicht mit einem Turboloch kämpfen müssen. Am 1. April 1982 homologierte Fiat den SE037 als Lancia Rally. Doch bei Einsätzen 1982 blieb der neue Lancia farblos. Bei der Rallye Monte Carlo im Januar 1983 trat das Lancia-Werksteam mit drei verbesserten Lancia Rally an. Dazu kam ein privater Lancia Rally von Francis Serpaggi und Michel Neri.


Die Rallye Monte Carlo litt im Januar 1983 unter Schneemangel!

Wie schon zwölf Monate zuvor war der Winter 1983 in den Seealpen mild. Die traditionell aus acht europäischen Städten angereisten Teams mussten sich nicht mit der Frage nach den richtigen Reifen quälen. Denn Schnee- oder Eis-Reifen waren im Januar 1983 bei der Monte praktisch nicht notwendig. Auf der Mehrzahl der Wertungsprüfungen konnten die Teams mit reinen Rennreifen ausrücken. Nach der ersten Etappe führte Audi-Pilot Stig Blomqvist die Rallye Monte Carlo 1983 an.

Audi Quattro 1983
1983 trat Audi wieder mit dem Quattro in der Rallye-Weltmeisterschaft an. In Monte Carlo setzte Audi noch die Vorjahreswagen ein. Ab der Rallye Korsika folgte das Audi Quattro A2 genannte Evolutionsmodell des Ur-Quattros. (Foto: Audi)

Doch bereits zu Beginn der zweiten Etappe übernahm Walter Röhrl im Lancia 037 Rally die Führung. Dahinter driftete Markenkollege Markku Alén auf den zweiten Platz. Bis zu seinem Ausfall nach einem Unfall in Prüfung 16 lag Opel-Pilot Guy Fréquelin auf der dritten Position. In die Nacht der langen Messer, der traditionellen Schlussetappe der Rallye Monte Carlo ging Walter Röhrl bereits mit einem deutlichem Vorsprung. Im Ziel lag der Regensburger dann sogar 6:52 Minuten vor dem Zweiten. Dahinter sorgte Markku Alén dafür, dass Lancia ein Doppelsieg gelang.

Was passierte sonst noch im Januar 1983 im Motorsport?

Schon am Neujahrstag begann in Paris die Rallye Paris Dakar 1983. Angesetzt war eine Strecke von 12.000 Kilometern. Die Route ging zunächst von Frankreich nach Algerien, um dann durch den Niger, Obervolta, die Elfenbeinküste, Mali und Mauretanien zum Ziel in Dakar im Senegal zu führen. 5.210 Kilometer der Strecke galt es, als Wertungsprüfung möglichst zügig zu durchfahren. 385 Starter nahmen 1983 die Herausforderung an. 253 von ihren saßen in einem Auto oder einem Lkw. 132 Zweiräder gingen auf die Reise. Vor allen lag eine anspruchsvolle Toure. Denn der originale Zeitplan von Dakar-Gründer Thierry Sabine sah 1983 keinen Ruhetag vor.

Es kam anderes, denn wegen eines heftigen Sandsturms mussten schließlich mehrere Sonderprüfungen abgesagt werden. Insgesamt gab es so drei Tage Zwangsruhe. Am Ende siegten am Strand von Dakar Jacky Ickx aus Belgien und Schauspieler Claude Brasseur aus Frankreich auf einem Mercedes-Benz 280GE bei den Autos. Die Motorradklasse gewann Hubert Auriol aus Frankreich auf einer BMW. Das beeindruckte, da sich der Franzose noch Mitte Dezember 1982 bei Testfahrten einen Arm brach und trotzdem Anfang 1983 in Rennen ging. Die Klasse der LKW gewann Georges Groine mit den Beifahrern De Saulieu und Malferiol. Das französische Trio war mit einem MERCEDES 1936 AK unterwegs.

Ansonsten passieret zumindest im Wettbewerb wenig!

Denn die Monoposto der Formel 1 nahmen 1983 anders als im Vorjahr ihren Rennbetrieb noch nicht im Januar wieder auf. Die Teams konzentrierten sich auf Testfahrten. Das seit Anfang Januar 1983 bestehende Verbot der seitlichen Schürzen sollte den Bodeneffekt der Rennwagen verhindern. Dazu kamen neue Regeln für Positionierung und Größe der Heckflügel sowie die Einführung einer 50 Zentimeter großen Knautschzone vor den Füßen der Piloten. Diese Regeländerungen galten als Reaktionen auf die Unfälle der Ferrari Piloten Gilles Villeneuve und Didier Pironi.

Jacques Laffite (FRA), Williams FW08C
Die neuen Regeln der Formel 1-Saison 1983 erforderten neue Autos. Bei Williams entstand der Williams FW08C. Deutlich zu erkennen ist, der neue Mindestabstand des Unterbodens. (Foto: WilliamsF1)

Denn die höher positionierten Heckflügel sollten die Übersicht nach hinten verbessern, die Knautschzone die Füsse der Fahrer besser als bisher schützen. Alles zusammen erforderte starke Veränderungen an den Rennwagen. Auf Wunsch der Konstrukteure verlegte die FISA den ursprünglich für Ende Januar geplanten Großen Preis von Südafrika ans Saisonende. So stand der Saisonbeginn 1983 erst im März an. Im gleichen Monat sollten auch die Europameisterschaften der Formel 2 und der Tourenwagen sowie die DRM und die Sportwagen-Weltmeisterschaft ihren Rennbetrieb aufnehmen. Nur die IMSA und die NASCAR starteten 1983 schon einen Monat früher in ihre Saison.

Doch davon gibt es dann im nächsten Monat mehr …

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Ein Beitrag von:

Fabian P. Wiedl interessiert sich seit Kindestagen für Motorsport und Automobile. Als Mitverfasser mehrerer Bücher, wovon insbesondere „Audi Typenkunde: Renn- und Rallyewagen von 1968 bis 2013“ zu erwähnen ist, greift Wiedl gern auf sein umfassendes Motorsport-Archiv zurück.

Tom Schwede wuchs in einem ausgesprochen automobilen Umfeld auf. Dies war ein optimaler Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Seit 2010 moderiert Tom bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland sowie dem angrenzenden Ausland.

Ein Kommentar

  1. Christine Gerresheim
    25. Januar 2023

    Die Autos vor 40 Jahren waren mir lieber. Leider mußte ich mich letztes Jahr von meinem Youngtimer trennen, was mir sehr schwer fiel. Diese Autos konnte man noch selber reparieren und es gab nicht soviel Technik, die kaputt gehen konnte. Heute verbringt man mit seinen Autos sehr viel in den Werkstätten und es kostet ein Vermögen, diese instand zu halten.

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