Motorsportlich war im Dezember 1982 Winterpause. Keine der großen Serien trug im Dezember noch Meisterschaftsläufe aus. Alle wesentlichen Entscheidungen in den Meisterschaften lagen schon ein paar Wochen zurück. So bewegte vor allem der unerwartete Tod von Colin Chapman die Szene.
Lotus-Gründer Colin Chapman starb am 16. Dezember 1982 an Herzversagen. Seit 1958 unterhielt der Brite in der Formel 1 das (heute) legendäre Team Lotus. Im Laufe der Jahre führte Lotus unter der Leitung von Colin Chapman zahlreiche Innovationen in der Königsklasse des Motorsports ein. So gehörte Lotus in den 1960er-Jahren zu den Pionieren der Monocoque-Bauweise. Nach Vorstellung des Lotus 25 fuhren die Autos mit Gitterrohr-Rahmen schnell ins Abseits. Zudem entstand, weil Lotus für die 1966 eingeführte Drei-Liter-Motoren das passende Aggregat fehlte, auf Initiative von Chapman bei Cosworth der Ford Cosworth DFV. Der V8 debütierte 1967 in einem Lotus und gewann bereits sein erstes Rennen.
Colin Chapman hob die Formel 1 mehrfach auf ein neues Niveau!
Kurze Zeit später holte Chapman mit der Zigarettenmarke „Gold Leaf“ den ersten Sponsor langfristig in die Königsklasse, der nicht aus der Automobilindustrie stammte. Anfang 1968 wuchsen den Rennwagen Flügel und Lotus gehörte zu den Ersten, die das in Europa probierten. In Indianapolis versuchte sich Lotus mit einer Gasturbine und in der Automobil-Weltmeisterschaft zeitweise mit Allradantrieb. In den 1970er-Jahren etablierte Lotus in der Formel 1 die Idee des Wingcars. Lohn der Mühe: Unter der Regie von Colin Chapman sicherte sich Lotus sieben Titel in der Weltmeisterschaft der Konstrukteure.
Fünf Piloten gewannen in einem Lotus sechs Fahrertitel. Dieser eindrucksvollen Bilanz stehen jedoch die tödlichen Unfälle von Alan Stacey, Gary Hocking, Ricardo Rodríguez, Jim Clark, Mike Spence, Jochen Rindt und Ronnie Peterson gegenüber. Mit Ausnahme von Alan Stacey, dem ein Vogel das Visier des Helms durchschlug, spielte bei den anderen Unfällen auch Chapmans Neigung zum radikalen Leichtbau eine Rolle. Von Chapman stammte der erste Formel 1-Bolide, der weniger als 500 Kilogramm auf die Waage brachte. Wegen des Leichtbaus galten die Rennwagen von Lotus unter den Fahrern immer als gefährlich!
Colin Chapman und die bösen Gerüchte nach dem Tod!
Um das Ableben des Briten ranken sich bis heute zahlreiche Gerüchte. Zu ihnen zählt, dass Chapman gemeinsam mit John DeLorean Teile der Subventionen, die DeLorean für den Bau einer Fabrik in Nordirland erhielt, in die Schweiz verschoben haben soll. Bewiesen wurden diese Anschuldigungen nie. Das plötzliche Ableben von Chapman verhinderte Ermittlungen. Insofern muss an dieser Stelle die Unschuldsvermutung gelten. Losgelöst davon, als die Nachricht vom Tod von Colin Chapman im Dezember 1982 bekannt wurde, stand die Szene für einen Moment still. Denn mit Colin Chapman starb eine echte Motorsport-Legende.
Im Dezember 1982 verbot die FISA endgültig die Schürzen!
Vor 40 Jahren kannte die Formel 1 kein Testverbot. Deshalb gingen die Teams auch im Dezember 1982 regelmäßig auf die Strecke. Denn nach den Tragödien vom Mai 1982, als Gilles Villeneuve starb, oder August 1982, als Didier Pironi schwer verunglückte, verbot die FISA als Regelhüter den Bodeneffekt. Ab Anfang 1983 mussten die Fahrzeuge in der Formel 1 endgültig ohne die Schürzen genannten seitlichen Dichtleisten rennen. Entsprechend umfangreich gestaltete sich die Testarbeit der Teams im Dezember 1982.
Daneben beschäftigte viele Teams, wer 1983 in ihren Autos sitzen darf. Bei den Testfahrten sollten sich auch Piloten für neue Cockpits empfehlen. Alles zusammen führte dazu, dass der Winter 1982/83 für die Teams der Formel 1 relativ arbeitsreich war. Aus der Silly Season stachen zwei Nachrichten besonders hervor. Ferrari gab die Verpflichtung des Franzosen Rene Arnoux bekannt. Und das deutsche ATS-Team stieg mit dem BMW-Motor in den Kreis der Turbo-Teams auf.
Wer gewann 1982 im Motorsport die Titel?
- Formel 1:
Fahrerweltmeister Keke Rosberg (Williams-Ford FW 08) – Gewinner der Konstrukteurswertung Ferrari - Rallye-Weltmeisterschaft
Fahrerweltmeister Walter Röhrl (Opel Ascona 400) – Markenmeister Audi - Formel 2
Europameister Corrado Fabi (March-BMW 822) – Sieger der F2-Meisterschaft in Japan Satoru Nakajima (March 812 und March 822 jeweils mit Honda-Motor im Team John Player Special Team Ikuzawa) - Formel 3
Europameister Oscar Larrauri (March Alfa Romeo 823 von Euroracing) – Deutscher Meister John Nielsen – Britischer Meister Tommy Bryne (Ralt RT3/81 Toyota von Murray Taylor Racing) – Italienischer Meister Enzo Coloni (March-Alfa Romeo 813 und Ralt-Alfa Romeo RT3) - Sportwagen-WM
Fahrerweltmeister Jacky Ickx (Porsche 956 C Turbo) – Meisterschaft der Konstrukteure Porsche - Formel Super VW
Europameister: Walter Lechner (Ralt RT5) - DRM
Bob Wollek (Joest-Vegla-Porsche 936) - Interserie
Roland Binder (Lola T 296 BMW) - Tourenwagen-Europameisterschaft
Umberto Grano (BMW 528i) – Meisterschaft der Marken: Alfa Romeo - Renault 5-Turbo-Europa-Pokal
Joel Gouhier (Frankreich) - IMSA
GTP: John Paul Jr. (Porsche 935) – GTO: Don Devendorf (Datsun 280ZX Turbo) – GTU Jim Downing (Mazda RX-7) - Nascar
Darrell Waltrip (Buick Regal)