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Motorsport vor 40 Jahren: April 1983

Im April 1983 fand das letzte Formel 1-Rennen statt, das nicht zur Formel 1-Weltmeisterschaft zählte. Zudem verlor mit Rolf Stommelen ein Sportwagen-Pilot sein Leben, der am Ende des Jahres zurücktreten wollte.

Der erste Porsche 956, den Porsche an Kunden auslieferte.
1983: Der erste 956 für einen Kunden in der Rennabteilung in Weissach. V.l.n.r. Peter Falk, Jürgen Barth, Norbert Singer, Julius Weber, 9.v.l. Fritz Spingler, 13.v.l. Valentin Schäffer, Hans Eckert, mit den Händen auf dem Spoiler Günter Gutekunst, 2.v.l. von ihm Herbert Spier, rechts am Spoiler Rolf Huber. (Foto: Porsche)

Nach dem Debüt im Vorjahr stand der Porsche 956 aus der Gruppe C ab Anfang 1983 auch Kundenteams zur Verfügung. 630.000 D-Mark kostete der Ausnahme-Sportwagen, der 1982 neben der Sportwagen-WM auch die 24 Stunden von Le Mans gewann. Insgesamt zwölf (andere Quellen sprechen von elf) Exemplare des Porsche 956 konnte Porsche schon im ersten Jahr absetzen. Das beeindruckt, da die Regeln der IMSA einen Einsatz des 956 ausschlossen. So blieben den Käufern nur die Möglichkeit, den 956 in der Sportwagen-WM sowie der DRM einzusetzen.

1983 war das Jahr des Porsche 956!

Da Ford den C100 nach teilweise frustrierenden Ergebnissen nicht mehr offiziell einsetzte, machten die Porsche Kunden die Mehrzahl der Rennen unter sich aus. In der Sportwagen-WM 1983 sollte der Porsche 956 schließlich sogar alle Rennen gewinnen. In der DRM verhinderte der von Zakspeed als Zakspeed C1/8 Ford eingesetzte C100 jedoch beim zweiten Saisonlauf im April 1983 den Durchmarsch von Porsche. Doch alle anderen fünf Saisonläufe der DRM sollten an den Porsche 956 gehen. Zu den Porsche-Kunden der ersten Stunde gehörte Joest Racing. Schon im März 1983 gewann Bob Wollek für Joest beim Bergischen Löwen den Saisonauftakt der DRM.

Drei Wochen später siegte der Franzose für Joest auch beim 1000-km-Rennen von Monza. Wobei Thierry Boutsen den Straßburger im Cockpit unterstützte. Bei diesem Erfolg schlug Joest sogar das Werksteam von Porsche. Beeindruckend, dass auf den ersten sieben Plätzen des WM-Rennen nur Porsche 956 ins Ziel kamen. Platz acht ging an einen – inzwischen mit einem Dach in der Gruppe C startenden – Lancia LC1. Den neunten Platz sicherte sich der neue Lancia LC2, der zuvor mit der Pole Position aufhorchen ließ. Doch beide LC2 kamen nicht ohne Probleme über die Distanz. Den anfänglich führenden Lancia von Piercarlo Ghinzani riss beispielsweise ein Reifenschaden früh aus dem Rennen.

In Amerika verunglückte Rolf Stommelen tödlich!

Größere Starterfelder als die Sportwagen-WM oder die DRM realisierte in den 1980er-Jahren die IMSA GTP-Meisterschaft. Im April 1983 fuhr die IMSA schon ihre Saisonläufe vier und fünf. Zunächst stand das 500km-Rennen von Road Atlanta auf dem Programm. Mit Bob Tullius und Bill Adam gewannen das Rennen absolute Außenseiter. Denn das Duo steuerte einen Jaguar XJR-5, den Bob Tullius Team Group 44 einsetzte. Damit gewann erstmals seit den späten 1950er-Jahren wieder ein Jaguar ein internationales Sportwagen-Rennen. Das Erfolgsgeheimnis des in den USA gebauten Sportwagens war der V12 aus dem Jaguar XJS.

Rolf Stommelen bei einem Rennen am Nürburgring. Im April 1983 verstarb der Kölner bei einem Rennen in Riverside. (Foto: Udo Klinkel)
Rolf Stommelen bei einem Rennen am Nürburgring. Im April 1984 verstarb der Kölner bei einem Rennen in Riverside. (Foto: Udo Klinkel)

14 Tage später stand in Riverside der nächste IMSA-Lauf auf dem Programm. Sechs Stunden betrug die Renndistanz auf der kalifornischen Rennstrecke. Am Ende siegten John Fitzpatrick, David Hobbs und Derek Bell mit einem von John Fitzpatrick eingesetzten Porsche 935 K4 aus dem Hause Kremer. Der Sieg des Teams geriet jedoch zur Nebensache, da Rolf Stommelen im zweiten Porsche 935 des Teams tödlich verunglückte. Am von Joest gebauten Porsche 935/78-81 brach bei hoher Geschwindigkeit der Heckflügel. Stommelen verlor die Kontrolle über den Rennwagen und prallte in eine Betonwand. Die Helfer bargen den Kölner. Doch letztlich kam jede Hilfe zu spät.

Formel 1, das stand im April 1983 nicht nur für die Formel 1-Weltmeisterschaft!

Bereits am 10. April 1983 traten Teile der Formel 1 beim XIV. Race of Champions in Brands Hatch an. Das Rennen vor den Toren von London war bis heute das letzte Formel 1-Rennen ohne WM-Status. Unter dem zunehmenden Einfluss von Bernie Ecclestone beschränkte sich die Formel 1 ab 1985 auf Rennen, die zur Formel 1-Weltmeisterschaft zählen. Beim Rennen in Brand Hatch nahmen immerhin 13 F1-Boliden teil. Das Rennen gewann Keke Rosberg im Williams. Platz zwei sicherte sich US-Boy Danny Sullivan im Tyrrell. Als Dritter fuhr Alain Jones im Arrows ins Ziel.

Das klingt im Rückblick nicht sehr spannend. Trotzdem sicherte sich dieses Rennen seinen Platz in den Geschichtsbüchern der Königsklasse. Denn Honda feierte als Motorenlieferant des bisherigen F2-Teams Spirit ein F1-Comeback. Zudem fuhr Jean-Louis Schlesser, der für RAM antrat, erstmals ein Formel 1-Rennen. Eindruck hinterließ der Franzose, wie bei seinen beiden weiteren F1-Versuchen, nicht. Schlesser sollte später vor allem in der Gruppe C glänzen. Doch seine Leistungen im Monoposto lassen den Eindruck zu, dass der Franzose bei Sauber ab 1988 vor allem vom Auto und den Teamkollegen profitierte.

Denn eine Woche nach dem Race of Champions gelang es Schlesser nicht einmal, sich für den Großen Preis von Frankreich zu qualifizieren. Das Rennen auf dem schnellen Circuit Paul Ricard in Le Castellet gewann Alain Prost. Der Renault-Pilot ging bereits vom besten Startplatz ins Rennen. Beeindruckend dabei war, dass Prost im Training den Rest des Felds um mehr als zwei Sekunden distanzierte. Offenbar gestattete Renault beim Heimspiel seinem Star-Piloten mehr Ladedruck als der Konkurrenz. Mit Platz zwei im Rennen übernahm Nelson Piquet im Brabham-BMW nach dem Rennen in Frankreich wieder die WM-Führung.

Was passierte sonst noch im April 1983 im Motorsport?

In der Formel 2-Europameisterschaft standen im April 1983 sogar drei Rennen auf dem Programm. Zwei dieser Rennen gewann Beppe Gabbiani im von Onyx eingesetzten March. Den dritten Laufsieg holte sich Jonathan Palmer im Ralt mit Honda-Motor. Aus deutscher Sicht setzte Christian Danner ein Glanzlicht. Denn der Münchner sicherte sich beim F2-Rennen auf der Nordschleife des Nürburgrings den besten Startplatz. Auch im Rennen drehte Danner die schnellste Rennrunde. Insofern war der dritte Platz, der Danner gelang, vielleicht sogar etwas weniger als möglich gewesen wäre – zumal Teamkollege Gabbiani siegte.

1983 gewann der Opel Ascona 400 letztmals einen WM-Lauf. Danach übernahmen die speziell für den Rallye-Sport konzipierte Fahrzeuge endgültig die Regie der Rallye-WM (Foto: Foto: Opel / Stellantis)
1983 gewann der Opel Ascona 400 letztmals einen WM-Lauf. Danach übernahmen die speziell für den Rallye-Sport konzipierte Fahrzeuge endgültig die Regie der Rallye-WM (Foto: Foto: Opel / Stellantis)

Die Rallye-WM trat im April 1984 in Afrika bei der Rallye Safari an. 5.035 Kilometer betrug die Distanz der Rallye. 78 Teams nahmen die Herausforderung an, 22 von ihnen fuhren am Ende über die Zielrampe. Den Sieg holten Ari Vatanen und Terry Harryman, die einen Opel Ascona 400 steuerten. Es war der bis heute letzte Erfolg von Opel bei einer WM-Rallye. Denn die Rallye-Szene veränderte sich in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre mit schnellen Schritten. Der Ascona 400 stammte noch von einem Serienfahrzeug ab. Bei der Entwicklung der neuen Wettbewerber wie dem Audi Quattro, dem Lancia Rally 037 oder dem Peugeot 205T16 stand der Sporteinsatz im Mittelpunkt.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
1983: Der erste 956 für einen Kunden in der Rennabteilung in Weissach. V.l.n.r. Peter Falk, Jürgen Barth, Norbert Singer, Julius Weber, 9.v.l. Fritz Spingler, 13.v.l. Valentin Schäffer, Hans Eckert, mit den Händen auf dem Spoiler Günter Gutekunst, 2.v.l. von ihm Herbert Spier, rechts am Spoiler Rolf Huber.

Foto: Porsche

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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