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Motorsport vor 40 Jahren: Juni 1982

Porsche fuhr mit dem neuen Porsche 956 in Le Mans zum Dreifachsieg, in Montreal starb Riccardo Paletti und in der Formel 2 nahm der Titelkampf Fahrt auf – was im Juni 1982 im Motorsport wichtig war!

Licht und Schatten liegen im Motorsport traditionell dicht nebeneinander. Und so beschäftigte die Motorsport-Welt im Juni 1982 neben einem Dreifachsieg (Licht) der tödliche Unfall eine Piloten, der erst das zweite Mal bei einem Grand Prix starten durfte.

Nimrod NRA/C2 von Nimrod Racing Automobiles Ltd. im Juni 1982 bei den 24. Stunden von Le Mans 1982
Nimrod NRA/C2 von Nimrod Racing Automobiles Ltd. bei den 24. Stunden von Le Mans 1982. (Foto: Archiv AutoNatives.de)

Auch im Juni 1982 blickte die Motorsport-Welt vor allem nach Frankreich. Denn am 19. und 20. Juni 1982 fand die 50. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans statt. 1982 war das Debütjahr der Gruppe C-Sportprototypen. Immerhin 33 der 58 Nennungen wollten 1982 bereits in der neuen Klasse antreten. Porsche brachte sogar erstmals drei Exemplare seines neuen Porsche 956 an die Sarthe. Ford trat mit zwei C100 an. Nimrod und Aston Martin brachten zwei Nimrod NRA/C2 mit dem V8 von Aston Martin an den Start. Lancia hielt mit dem LC1 dagegen, der noch in der alten Gruppe 6 antrat. Schnellster des Trainings war der Porsche 956 von Jacky Ickx und Derek Bell.

Kurz vor dem Rennen kam es dann zum Skandal! Denn Le Mans-Veranstalter ACO verweigerte plötzlich dem Mirage M12 von Gand Touring Cars den Start. Die Position des Getriebeölkühlers würde nicht dem Regelwerk entsprechen, lautete die offizielle Begründung. Die Mechaniker von GTC platzierten den Kühler noch vor dem Start des Rennens neu. Doch das Urteil des ACO, dem M12 den Start zu verweigern, hatte Bestand. GTC-Teamchef Harley Cluxton ließ den Wagen daraufhin demonstrativ in der Boxengasse vor dem Turm der Rennleitung rollen. Nach dieser Posse kehrte die Marke Mirage nie wieder nach Le Mans zurück.

Porsche fuhr im Juni 1982 in Le Mans zum Dreifachsieg!

Das Rennen dominierten die Werks-Porsche. Wobei in der Anfangsphase die Prototypen von Rondeau und Ford immerhin den Anschluss halten konnten. Doch die Ford scheiterten schon am Abend. Der schnellste Rondeau fiel in der Nacht aus. Gleiches galt für die Lancia LC1. Auch der von Joest gebaute Porsche 936C sah die Zielflagge nicht. Denn während die Konkurrenz strauchelte spulten die Porsche die Distanz fast ohne Probleme ab. Am Abend verlor die Startnummer 3 von Hurley Haywood und Al Holbert in Führung liegend die Fahrertür.

Beim notwendigen Boxenstopp tauschten die Mechaniker auch noch eine Radnabe. Damit fiel das Team auf den siebten Zwischenrang zurück. Gegen Mitternacht zog der Teamarzt Hurley Haywood mit Magenkrämpfen und Fieber aus dem Verkehr. Ersatzfahrer Jürgen Barth, der auf allen Porsche 956 gemeldet war, übernahm. Zusammen mit dem Amerikaner Holbert fuhr Barth den dritten Werks-Porsche des Typs 956 noch auf den dritten Platz vor. Damit feierte der damals neue Porsche 956 schon beim Debüt in Le Mans einen Dreifachsieg. Schon eine Woche später gewann der Porsche 956 in den Straßen von Nürnberg erstmals einen Lauf der Deutschen Rennsport Meisterschaft. Denn Jochen Mass gewann mit dem 956 die 200 Meilen von Nürnberg.

Und wo fuhr die Formel 1 im Juni 1982?

Auch vor 40 Jahren machte die Königsklasse des Motorsports in Juni einen kurzen Ausflug über den Atlantik. Zunächst trat sie beim „Grand Prix der USA Ost“ an. Das war ein Rennen, das 1982 erstmals in den Straßen von Detroit stattfand. Die Autometropole wollte mit dem Rennen ihr Image verbessern. Renault-Pilot Alain Prost dominierte das Training und sicherte sich auf der 4,023 Kilometer langen Strecke zwischen dem Renaissance Center und der Cobo-Hall (heute TCF Center) den besten Startplatz. Doch die Überraschung des Trainings war Manfred Winkelhock, der seinen ATS D5 auf den fünften Startplatz stellte.

Manfred Winkelhock (Links) und Jochen Mass (rechts) auf dem Podium nach dem DRM-Lauf im Rahmenprogramm des Großen Preis von Deutschland 1981. Winkelhock gewann den Lauf der Division I im Ford Capri III Turbo 1.7. – Ein Jahr später, im Juni 1982, war Winkelhock selbst in der Formel 1 aktiv. Foto: Archiv AutoNatives.de
Manfred Winkelhock (Links) und Jochen Mass (rechts) auf dem Podium nach dem DRM-Lauf im Rahmenprogramm des Großen Preis von Deutschland 1981. Winkelhock gewann den Lauf der Division I im Ford Capri III Turbo 1.7. – Ein Jahr später war Winkelhock selbst in der Formel 1 aktiv. Foto: Archiv AutoNatives.de

Ebenso überraschend war, dass Nelson Piquet im Brabham-BMW die Qualifikation verpasste. Das war sicher ein Moment, wo das junge F1-Engagement von BMW auf der Kippe stand. Denn den Bossen in München missfiel, dass Partner Brabham aus Angst vor der mangelnden Zuverlässigkeit der Aggregate meist nur einen seiner Boliden mit dem Turbo aus Bayern bestückte. Riccardo Patrese, der zweite Pilot des Teams, trat regelmäßig im Brabham BT49D mit Ford Cosworth V8 an. Das belastete die Beziehung zwischen Team und Motoren-Bauer. Die verpasste Qualifikation trieb den Riss weiter.

100.000 Zuschauer strömten bei der Erstauflage in Detroit am Renntag an die Strecke. Sie sahen ein spannendes Rennen. Wobei die enge und langsame Strecke sich von Anfang an als echte Herausforderung erwies. Schon in der Anfangsphase fielen Alfa Romeo-Pilot Andrea de Cesaris, der sich im Training noch den zweiten Startplatz sichern konnte, und Manfred Winkelhock nach Unfällen aus. In der siebten Runde kollidierten Roberto Guerrero und Elio de Angelis. Riccardo Patrese stopfte seinen Brabham beim Versuch der Unfallstelle auszuweichen in die Leitplanken. Die Verantwortlichen stoppten das Rennen.

Nach dem Neustart übernahm Alain Prost die Führung. Doch Probleme mit der Benzinversorgung ließen den Franzosen bald zurückfallen. Die Spitze übernahm Keke Rosberg. Doch der Williams-Pilot verlor die Führung in der 37. Runde an John Watson. Das war eine faustdicke Überraschung, denn der Nordire konnte sich mit seinem McLaren im Training nur den 17. Startplatz sichern. Trotzdem ging Watson kurz nach Rennmitte in Führung und gab diese auch bis zum Ende nicht mehr her. Auf den zweiten Platz fuhr Eddie Cheever im Ligier-Matra, der Didier Pironi im Ferrari auf Platz drei verweisen konnte.

Beim Großen Preis von Kanada starb Riccardo Paletti!

John Watson übernahm mit dem Sieg in Detroit auch die Führung in der Weltmeisterschaft und verteidigte diese auch eine Woche später beim Großen Preis von Kanada. Auf der wesentlich schnelleren Strecke von Montreal sicherte sich Didier Pironi im einzigen Ferrari den besten Startplatz. Enzo Ferrari ließ sich nach dem tödlichen Unfall von Gilles Villeneuve in Zolder weiterhin Zeit mit der Besetzung des zweiten Cockpits. Nelson Piquet im Brabham-BMW fuhr auf Startplatz vier, was in München für Erleichterung sorgte.

Paul Rosche, Nelson Piquet und Gordon Murray, 1982
Die Ehe des Formel 1-Teams Brabham und seinem Motorenlieferanten BMW war nicht frei von Spannungen. Doch in Detroit gelang Nelson Piquet (links) endlich der erste Sieg. (Foto: BMW)

Am Start blieb der Ferrari von Didier Pironi stehen. Der Rest des Felds ging wie üblich auf die Reise. Raul Boesel touchierte mit seinem March den stehenden Ferrari leicht, konnte aber letztlich ausweichen. Riccardo Paletti gelang dies nicht. Mit 180 Kilometern pro Stunde knallte der Osella dem Ferrari ins Heck. Der Ferrari setzte sich dadurch in Bewegung und räumte den Theodore von Geoff Lees ab. Didier Pironi blieb unverletzt und half anschließend den Streckenposten bei der Bergung des schwer verletzten Rennfahrers.

Die Bergung erwies sich als schwierig. Sie dauerte schließlich fast eine halbe Stunde. Ein Hubschrauber brachte den Italiener, der sich in Kanada erst zum zweiten Mal für einen Grand Prix qualifizieren konnte, ins Krankenhaus. Dort erlag der 23 Jahre alte Riccardo Paletti seinen schweren Verletzungen. Angesichts des zweiten Toten in einer Saison geriet es fast zur Nebensache, dass Nelson Piquet und Brabham-BMW das am Abend neugestartete Rennen gewannen. Nur eine Woche nach dem Verpassen der Qualifikation in Detroit fuhr Piquet in Montreal tatsächlich den ersten Grand Prix für BMW ein.

Auch die Formel 2 fuhr im Juni 1982 zweimal!

Parallel zum Großen Preis von Kanada rannte die Formel 2 im belgischen Spa-Francorchamps. Das Rennen, es war eines der ersten Rennen auf der gekürzten Strecke, gewann Lokalmatador Thierry Boutsen mit einem Spirit 201 Honda. Fahrer und Team sollten sich 1983 beide in der Formel 1 wiederfinden. Denn Honda beauftragte das von Gordon Coppuck und John Wickham geleitete Team damit, seinen neuen F1-Turbo im Rennen zu testen. Das passierte allerdings ohne Boutsen, der sich stattdessen mit $500.000 für ein Jahr bei Arrows einkaufen sollte.

Stefan Johansson im Spirit 201 mit Honda V6 Motor
Stefan Johansson im Spirit 201 mit Honda V6 Motor – sieben besten Startplätzen in neun Rennen galt der Spirit im Juni 1982 als das schnellste Auto der Formel 2 (Foto: Archiv AutoNatives.de)

Beim Rhein-Pokal-Rennen in Hockenheim, das 1982 zeitgleich zu den 24 Stunden von Le Mans stattfand, sicherte sich Thierry Boutsen den besten Startplatz. Damit stand zum fünften Mal in Folge und zum siebten Mal in neun Rennen ein Spirit 201 Honda auf der Pole Position. Stefan Johansson gelang im Spirit in Silverstone (März), Thruxton (April), Mugello, Vallelunga (beide Mai) und Spa-Francorchamps die schnellste Trainings-Runde. In Pau (Mai) und nun in Hockenheim ging sein Team-Kollege Boutsen vom besten Startplatz ins Rennen.

Doch die Honda-Motoren waren ebenso anfällig wie leistungsstark. Johansson gelang trotz dieser beeindruckenden Trainingsbilanz nur ein dritter Platz in Mugello. Boutson gewann dagegen für das junge Team auf der Nordschleife des Nürburgrings und beim Heimspiel in Spa-Francorchamps. Damit zeigte sich wohl schon in der Formel 2, dass der Belgier über die Distanz der bessere Rennfahrer war. Das Rhein-Pokal-Rennen gewann Corrado Fabi im March 822 mit BMW-Motor, der damit wieder die Führung in der Formel 2-Europameisterschaft übernahm.

Und was passierte im Rallye-Sport im Juni 1982?

Zunächst gewann Anfang Juni Michèle Mouton im Audi Quattro die Akropolis Rallye, die übrigens 2021 nach langer Pause endlich ein WM-Comeback feiern durfte. Walter Röhrl fuhr im Opel Ascona 400 als Zweiter über die Zielrampe in Athen. Ende Juni trat die Rallye-WM in Neuseeland an. Die Rallye gewann Björn Waldegård mit einer Toyota Celica 2000GT. Röhrl driftete auf den dritten Platz und bewahrte damit auch Ende Juni seine Führung in der Rallye-Weltmeisterschaft. Röhrl hatte nun 84 WM-Punkte auf seinem Konto. Michèle Mouton kam bisher nur auf 52 Punkte. Doch fünf Läufe waren noch zu fahren.

Welche Rennen waren im Juni 1982 wichtig?

  • 31. Mai bis 3. Juni 1982:
    Akropolis Rallye, 6. Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft 1982 – Gewinnerin Michèle Mouton im Audi Quattro
  • 6. Juni 1982:
    Großer Preis der USA Ost auf dem „Detroit Street Circuit“, 7. Lauf zur Formel 1-Weltmeisterschaft 1982 – Gewinner John Watson, McLaren Ford MP4/1B
  • 13. Juni 1982:
    Grand Prix de Formule 2 Belgique auf dem Circuit de Spa-Francorchamps, 8. Lauf zur Formel 2-Europameisterschaft – Gewinner Thierry Boutsen, Spirit 201 Honda
  • 13. Juni 1982:
    Großer Preis von Kanada in Montreal, 8. Lauf zur Formel 1-Weltmeisterschaft 1982 –Gewinner Nelson Piquet im Brabham BT50 BMW
  • 19./20. Juni 1982:
    50. Ausgabe der 24. Stunden von Le Mans – Gewinner Jacky Ickx und Derek Bell im Porsche 956
  • 20. Juni 1982:
    17. Rhein-Pokal-Rennen in Hockenheim, 9. Lauf zur Formel 2-Europameisterschaft – Gewinner Corrado Fabi im March 822 BMW
  • 26. bis 29 Juni 1982:
    Neuseeland Rallye, 7. Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft 1982 – Gewinner Björn Waldegård mit einer Toyota Celica 2000GT.
  • 27. Juni 1982:
    200 Meilen von Nürnberg auf dem Norisring, 7. Lauf zur Deutschen Rennsport-Meisterschaft 1982 (DRM), Gewinner Jochen Mass, Porsche 956

Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Nimrod NRA/C2 von Nimrod Racing Automobiles Ltd. bei den 24. Stunden von Le Mans 1982.

Foto: Archiv AutoNatives.de

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Fabian P. Wiedl interessiert sich seit Kindestagen für Motorsport und Automobile. Als Mitverfasser mehrerer Bücher, wovon insbesondere „Audi Typenkunde: Renn- und Rallyewagen von 1968 bis 2013“ zu erwähnen ist, greift Wiedl gern auf sein umfassendes Motorsport-Archiv zurück. Tom Schwede wuchs in einem ausgesprochen automobilen Umfeld auf. Dies war ein optimaler Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Seit 2010 moderiert Tom bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland sowie dem angrenzenden Ausland.

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