Motorsport vor 40 Jahren: Mai 1982

Raul Boesel beim Großen Preis von Zolder. Den March 821 setzte das britische RAM-Team ein. Es trat 1982 und 1983 unter dem Namen March an, um Sponsoren von der Ernsthaftigkeit des Projekts zu überzeugen. – Foto: Archiv Autonatives.de

Den Mai 1982 verbinden Motorsport-Fans bis heute vor allem mit dem tödlichen Unfall von Gilles Villeneuve. Dabei war der Mai 1982 auch sportlich interessant. Denn Riccardo Patrese brachte das Kunststück fertig, an drei Wochenenden hintereinander einen WM-Lauf zu gewinnen. Zu zwei Sportwagen-Erfolgen kam ein unerwarteter Sieg bei einem Traditionsrennen.

Formel 1 im Mai 1982!

Die im Rückblick sicherlich alles beherrschende Nachricht des Mai 1982 war der tödliche Unfall von Gilles Villeneuve. Der Kanadier verunglückte im Training zum Großen Preis von Belgien in Zolder. Ferrari verzichtete nach dem Unfall auf einen Start. Die Scuderia zog den Ferrari 126C2 von Didier Pironi vor dem Rennen zurück. Somit blieben die Startplätze sechs (Pironi) und acht (Villeneuve) leer. Das Rennen gewann am nächsten Tag John Watson im McLaren, der vom 12. Startplatz ins Rennen ging.

Raul Boesel beim Großen Preis von Zolder im Mai 1982
Raul Boesel beim Großen Preis von Zolder. Den March 821 setzte das britische RAM-Team ein. Es trat 1981 und 1982 unter dem Namen March an, um Sponsoren von der Ernsthaftigkeit des Projekts zu überzeugen. Tatsächlich entstand der Rennwagen nicht bei March Engineering sondern bei March Grand Prix. Dieses Unternehmen gehörte March-Mitbegründer Robin Head und hatte mit March Engineering nichts zu tun. Als Konstrukteur für March Grand Prix war Adrian Reynard tätig. (Foto: Archiv AutoNatives.de)

Auf dem Weg an die Spitze profitierte der Nordire zunächst von den Ausfällen der Konkurrenz. Doch auch die Entscheidung, mit den etwas härteren Reifen ins Rennen zu gehen, zahlte sich aus. Denn in der Schlussphase passierte Watson zunächst seinen Teamkollegen Niki Lauda, der auf weicheren Reifen unterwegs war, und dann den zuvor führenden Keke Rosberg im Williams. Damit verpasste Rosberg, der erstmals im neuen FW08 antrat, wie schon Anfang April in den USA seinen ersten Grand Prix Sieg nur knapp.

Trotz seines Ausfalls führte in der WM-Wertung mit 18 Punkten weiterhin Alain Prost. Doch dank der mit dem Sieg eingefahrenen neun Punkte lag John Watson nun mit 17 EnnspoPunkten auf dem zweiten Platz der WM-Wertung. Rosberg, der in Zolder sechs Punkte einfuhr, lag mit 14 Punkten nun auf dem dritten Platz der Weltmeisterschaft. Bei den Teams übernahm McLaren mit jetzt 29 Punkten die Führung in der Wertung der Konstrukteure. Dahinter folgten Renault (22 Punkte) und Williams (20 Punkte).

Großer Preis von Monaco im Mai 1982 – ein Rennen für die Geschichtsbücher!

Zwei Wochen nach dem Rennen in Belgien stand der Große Preis von Monaco auf dem Programm. Ferrari trat dabei mit nur einem Rennwagen für Didier Pironi an. Enzo Ferrari ließ sich Zeit, seinen Lieblingspiloten Gilles Villeneuve zu ersetzen. Brabham brachte in Monaco nochmals den alten BT49, in dessen Motorraum der bewährte Ford Cosworth DFV arbeitete, zurück ins Grid. Nur Nelson Piquet ging mit dem neuen BT50 und dem BMW-Turbomotor in das Abenteuer an der Côte d’Azur.

Derek Daly (IRE) Williams FW08 beim Großen Preis von Monaco im Mai 1982.
Derek Daly (IRE) Williams FW08 beim Großen Preis von Monaco. Mit etwas Glück hätte der Ire das Rennen gewinnen können. (Foto: WilliamsF1)

Vor dem Rennen zog sich der Reifenhersteller AVON mit sofortiger Wirkung aus der Formel 1 zurück. Den Restbestand AVON-Reifen übernahm mit RAM Racing ein bisheriger Pirelli-Kunde. AVON-Kunde Theodore vertraute bereits in Monaco auf Reifen von Goodyear. Der neue Ligier JS19 fiel durch die Abnahme. Die Regelhüter bemängelten, wie weit das Team die Schürzen nach hinten zog. Voraussetzung für den Start war, dass die Équipe Ligier die Schürzen kürzte. Das beeinträchtigte das Fahrverhalten. Die Ligier-Piloten Eddie Cheever und Jacques Laffite schafften nur mit Mühe den Sprung ins Rennen.

In Monaco durften 1982 nur 20 Autos zum Rennen starten. Da 31 Nennungen für das Rennen vorlagen, gab es am Freitag zunächst eine Vorqualifikation. Anschließend war das Rennwochenende für Teo Fabi (Toleman), Riccardo Paletti (Osella), Raul Boesel (March / RAM Racing), Chico Serra (Fittipaldi) und Emilio de Villota (March / Onyx-Racing) vorzeitig beendet. Nach den zwei Trainingsläufen mussten dann Mauro Baldi (Arrows), Jan Lammers (Theodore), Jochen Maas (March / RAM-Racing), Derek Warwick (Toleman), Jean-Pierre Jarier (Osella) und Roberto Guerrero (Ensign) ihre Rennwagen abstellen.


Das verzweifelte Warten auf den Sieger!

Nach dem Start übernahm zunächst René Arnoux in seinem Renault, der vom besten Startplatz ins Rennen ging, die Führung. Doch in der 15. Runde drehte sich der Franzose am Schwimmbad. Teamkollege Alain Prost übernahm die Spitze und sah lange wie der sichere Sieger aus. Doch in der Schlussphase setzte Regen ein. Jetzt passierte das, was das Rennen 1982 in die Geschichtsbücher bringen sollte. Denn drei Runden vor Schluss krachte der Renault von Prost Ausgangs der Hafenschikane in die Leitplanken.

Riccardo Patrese ging in Führung, um sich nach nur einer Runde an der Spitze in der Loews-Haarnadelkurve auf Öl zu drehen. Womit Didier Pironi im Ferrari in Führung übernahm. Doch der Motor des Ferrari litt schon zu diesem Zeitpunkt an Fehlzündungen. Eineinhalb Runden waren noch zu fahren. Und tatsächlich blieb Pironi in der letzten Runde im Tunnel stehen. Auch der zuvor Zweite, Alfa-Romeo-Pilot Andrea de Cesaris rollte in der Schlussrunde ohne Sprit aus. Damit lag jetzt Derek Daly in Führung.

Doch seit einem Unfall zwei Runden vor Schluss fehlte an Dalys Williams der Heckflügel. Zudem hatten die bisherigen Spitzenreiter den Williams bereits überrundet. Daly hätte also noch eine Runde mehr fahren müssen. Das half Riccardo Patrese, der seinen Brabham nach der engen Loews-Kurve den Berg herunterrollen ließ und damit starten konnte. Patrese passierte Daly und gewann den Großen Preis von Monaco. Das Podium komplettierten Didier Pironi und Andrea de Cesaris, da Daly eine Runde fehlte.

Im Mai 1982 debütierte der Porsche 956!

Im Mai 1982 standen auch zwei Rennen der Sportwagen-Weltmeisterschaft auf dem Programm. Zunächst fand am 16. Mai 1982 das 6-Stunden-Rennen von Silverstone statt. Es war das Debüt des neuen Porsche 956. Damit griff nun auch Porsche in den Wettkampf der noch jungen Gruppe C ein. In der Qualifikation unterstrichen die Porsche-Piloten Jacky Ickx und Derek Bell das Potential des Neuen. Sie sicherten sich mit mehr als einer Sekunde Vorsprung den besten Startplatz vor dem Lancia LC1 von Piercarlo Ghinzani und Teo Fabi.

Jean Ragnotti
Jean Ragnotti bei der Präsentation seiner Biografie. Der Franzose gewann mit dem Renault R5 Turbo nicht nur auf der Rundstrecke. Im Mai 1982 gewann Ragnotti auf Korsika einen Lauf zur Rallye-WM. (Archiv AutoNatives.de)

Trotzdem schlug im Rennen noch nicht die Stunde des neuen Porsche. Denn den Sieg holten sich Michele Alboreto und Riccardo Patrese, der eine Woche später in Monaco gewinnen sollte, in einem weiteren Lancia. Porsche hielt sich mit dem Klassensieg schadlos. Denn der Lancia LC1 trat in der ausgelaufenen Gruppe 6 an. Damit blieben Lancia unter anderem WM-Punkte verwehrt. Doch Lancia war das egal, denn die Italiener spekulierten auf den Le Mans-Sieg in Juni in Frankreich.

Am 30. Mai folgte das 1.000 Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Porsche verzichtete mit dem neuen Porsche 956 auf den Start auf der Nordschleife. Die Pole-Position sicherte sich der Bonner Klaus Ludwig, der im Ford C100 antrat. Doch im Rennen fiel der Ford, in dem auch Manfred Winkelhock ins Lenkrad griff, aus. Womit das Rennen wieder zur Beute von Lancia wurde. Erneut gewannen Michele Alboreto und Riccardo Patrese, die in der Eifel Teo Fabi als dritter Pilot unterstützte. Damit galt Lancia vor den in Juni anstehenden 24 Stunden von Le Mans tatsächlich als Favorit.

Was passierte sonst noch im Mai 1982 im Motorsport?

Die Rallye-Weltmeisterschaft fuhr im Mai 1982 bei der Tour de Corse (Rallye Korsika). Der hohe Asphaltanteil der Rallye begünstigte den Sieg von Jean Ragnotti und Jean-Marc Andrié, die im Renault R5 Turbo auf der Mittelmeerinsel antraten. Auf den zweiten Platz fuhren Jean-Claude Andruet und seine Beifahrerin Michèle „Biche“ Espinosi-Petit. Das französische Duo steuerte einen Ferrari 308! Walter Röhrl und Beifahrer Christian Geistdörfer holten als Vierte wichtige WM-Punkte und bauten so ihre WM-Führung aus.

Johnny Cecotto, hier in Silverstone, trat 1982 im March 822 mit BMW-Motor an.
Johnny Cecotto, hier in Silverstone, trat 1982 im March 822 mit BMW-Motor an. (Foto: Archiv AutoNatives.de)

Ende Mai war zudem klar, dass die Deutsche Rennsport-Meisterschaft 1982 vermutlich nur über Bob Wollek führen würde. Denn der Rennfahrer aus dem Elsass gewann zunächst das Flugplatzrennen in Mainz-Finthen (9. Mai) und anschließend auch am 23. Mai das Bavaria-Rennen auf dem Salzburgring. Bei beiden Veranstaltungen war Wollek im Porsche 936/80 bereits im Training der Schnellste. Damit standen nach fünf Saisonläufen bereits drei Siege auf dem Konto des Franzosen.

Enger ging es in der Formel 2-Europameisterschaft zu. Sie trat im Mai 1982 zu den Rennen in Mugello (9. Mai), Vallelunga (16. Mai) und Pau (31. Mai) an. Die beiden Läufe in Italien gewann Corrado Fabi im Werks-March mit BMW-Motor. Das Rennen in den Straßen von Pau sicherte sich Johnny Cecotto. Der ehemalige Motor-Weltmeister übernahm damit nach sieben von 13 geplanten Läufen auch die Führung der Europameisterschaft-Wertung.

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Ein Beitrag von:

Fabian P. Wiedl interessiert sich seit Kindestagen für Motorsport und Automobile. Als Mitverfasser mehrerer Bücher, wovon insbesondere „Audi Typenkunde: Renn- und Rallyewagen von 1968 bis 2013“ zu erwähnen ist, greift Wiedl gern auf sein umfassendes Motorsport-Archiv zurück.

Tom Schwede wuchs in einem ausgesprochen automobilen Umfeld auf. Dies war ein optimaler Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Seit 2010 moderiert Tom bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland sowie dem angrenzenden Ausland.

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