Thema: Alfa Romeo in der Formel 1

Alfa Romeo gehörte 1950 zu den ersten Herstellern, die sich der Herausforderung der neuen Formel-1-Weltmeisterschaft stellten. Mit den Titeln 1950 und 1951 sowie zehn Grand Prix-Siegen in dieser Ära schrieb der Autobauer aus Mailand Geschichte und zog sich anschließend zurück, um später Mehrfach in die Königsklasse des Motorsports zurückzukehren. Wir blicken auf die Geschichte von Alfa Romeo in der Formel 1 zurück.

Nach der Dominanz von Alfa Romeo in der Formel 1 der Frühzeit war der Rückzug Ende 1951 eine Überraschung. Doch dem Mailänder Autobauer fehlte das Geld, um das auch schon Anfang der 1950er-Jahre teure Engagement fortzusetzen. Die Commission Sportive Internationale (CSI) reagierte auf den Rückzug des Platzhirschen und erhob die bisherigen Formel 2-Boliden für zwei Jahre zur neuen Grand-Prix-Klasse. Die Änderung der Motorregeln verhinderte auch, dass Privatfahrer mit alten Alfa Romeo-Boliden oder Motoren in der Formel 1 antreten konnten.

Das änderte sich jedoch ab 1961 als die CSI in der Königsklasse nur noch 1,5-Liter große Motoren gestattete. Denn das spülte besonders bei den Rennen in Südafrika regelmäßig private Piloten mit Motoren von Alfa Romeo ins Grid von Formel 1-Rennen. Sie setzten Rennmotoren ein, die auf Grundlage von Giuseppe Busso konstruierten Vollaluminium-Motors aus der Giulietta 1300 ein und sorgten so für ein erstes Comeback der Marke Alfa Romeo in der Formel 1.

Mit Beginn der Dreiliter-Ära kehrte Alfa Romeo offiziell in die Formel 1 zurück!

Die Ära der 1,5-Liter-Motoren währte nur fünf Jahre. Anfang 1966 verdoppelte die CSI den Hubraum der Formel 1 auf satte drei Liter. Damit wurde ein Werksengagement von Alfa Romeo in der Formel 1 in Mailand wieder ein Thema. 1968 scheiterte der Einstieg bei Cooper nur knapp. Alfa Romeo und Cooper fanden nach Testfahrten mit dem Cooper T86C Alfa Romeo keine gemeinsame Basis für ein Projekt. Doch Anfang der 1970er-Jahre kaufte sich der Autobauer mit seinen Motoren bei McLaren und March ein. Die beiden britischen Rennwagenhersteller schicken regelmäßig zusätzliche Rennwagen mit Motoren von Alfa Romeo ins Rennen.

Das wirkt im Rückblick wird das Comeback von Alfa Romeo in der Formel 1 etwas halbherzig. Doch 1976 legte Alfa Romeo jede Zurückhaltung ab und rüstete Brabham mit ihren V12-Motoren aus. Das Ergebnis waren zwei weitere Grand Prix Siege. Doch die Partnerschaft verlief nicht spannungsfrei. Denn Alfa Romeo kehrt Mitten in einer Zeitenwende in die Formel 1 zurück. Mit dem Lotus 77 bricht die Epoche der Wingcars an. Gefragt sind jetzt schmalbauende Motoren. Der V12 von Alfa Romeo hat jedoch einen Zylinderwinkel von 180 Grad – Brabham wechselt zum V8 von Cosworth.

Fotos zu Alfa Romeo in der Formel 1

Trotzdem bleibt Alfa Romeo der Formel 1 erhalten. Denn von 1979 bis 1985 kehrt das Werk auch als Chassis-Hersteller mit einem eigenen Werksteam in die Königsklasse des Motorsports zurück. Doch das Werksteam fährt den Erwartungen überwiegend hinterher. Deshalb vertraut die Firmenleitung das Engagement bald dem privaten Euroracing-Team an, um sich im Werk auf die Entwicklung von Motoren zu konzentrieren. In dieser Zeit vollzieht Alfa Romeo den Schritt vom Saugmotor zum Turbomotor. Wieder entsteht ein ungewöhnlicher Motor. Denn mit acht Zylindern tritt sonst in der Formel 1 kein anderer Turbo an.

Auch für die folgende Ära der V10-Saugmotoren entsteht in Mailand ein passender Motor. Doch 1986 kauft FIAT kauft den Autobauer als Mailand und die neue Mutter hat wenig Lust, zwei Konzernmarken gegeneinander rennen zu lassen. Deshalb geht der Alfa Romeo V10 in der Formel 1 nie an den Start. Auch ein Projekt in der Gruppe C scheitert. Der geplante Alfa Romeo SE48 mit dem V10 ist noch nicht fertig, als die Sportwagen-Klasse untergeht. Bernie Ecclestone will als Ersatz eine ProCar-Serie für die neue Gruppe „S“ (S=Silhouette) einführen. Bei Alfa Romeo entsteht ein Alfa Romeo 164 für dieses Reglement und bleibt ebenfalls ohne Renneinsatz. Denn die ProCar-Serie startet nie.

Parallel dazu fährt Osella in der Formel 1 in den Jahren 1987 bis 1988 das Material von Alfa Romeo und EuroRacing auf. Der V8-Turbo Alfa Romeo 890T kommt bei Osella sogar im letzten Turbojahr 1988 als Osella T890 zum Einsatz. Auch bei seinen Chassis greift Osella bis in dieses Jahr auf Teile von Euroracing und Alfa Romeo zurück. Denn bis zum Osella FA1L von 1988 basieren die Rennwagen von Osella auf dem Alfa Romeo 183T von Euroraing. Und auch als Euroracing zusammen mit Walter Brun von 1988 bis 1990 in die Formel 1 zurückkehrt, basieren die Rennwagen zunächst auf alten Alfa-Konstruktionen.

Wann war Alfa Romeo in der Formel 1 aktiv?

  • 1950 und 1951 gewinnt das Werksteam zehn Rennen. Dazu fährt Alfa Romeo mit Giuseppe Farina und Juan Manuel Fangio zweimal zum WM-Titel.

    Mit diesen Erfolgen ist Alfa Romeo die dominierende Marke der Ära der 1,5-Liter-Kompressormotoren. In der Epoche der 2,5-Liter-Saugmotoren tritt Alfa Romeo allerdings nicht in der Formel 1 an. Erst nach der Reduzierung des Hubraums auf 1,5-Liter kehren zumindest Motoren von Alfa Romeo in die Königsklasse zurück.

    Mehr dazu im 1. Teil unser Serie über Alfa Romeo in der Formel 1: Erfolg gab es nur in den Anfangstagen.
  • 1961 treten zwei De Tomaso mit einem Vierzylinder von Alfa Romeo in Monza an. Doch weder der Rennwagen der Scuderia Serenissima noch der Werkswagen aus der Isobele de Tomaso sehen die Zielflagge.
  • 1962, 1963 und 1965 tritt das südafrikanische Team LDS mit einem eigenen Rennwagen beim Heimrennen in Eat London an. Im Heck sorgt ein Vierzylinder von Alfa Romeo für Vortrieb. Sechs Nennungen gibt es bei den drei Rennen. Zwei Zielankünften stehen zwei Ausfälle und zwei Nichtqualifikationen gegenüber.
  • 1962 rückt beim Grand Prix von Südafrika auch Mike Harris mit einem Cooper T53 Alfa Romeo aus. Doch bei seinem einzigen Grand Prix fällt der Südafrikaner aus.
  • 1963 und 1965 tritt beim Grand Prix von Südafrika auch Peter de Klerk mit einem Alfa Romeo Special an. Doch auch der Südafrikaner sieht mit seinem unter der Bewerbung Otello Nucci an den Start gebrachten Eigenbau nur einmal die Zielflagge.
  • 1965 tritt auch Ray Reed in Südafrika im Heck seines RE genannten Cooper-Umbaus mit einem Alfa-Motor an. Der Grand Prix Pilot aus Rhodesien fällt aus.

Nach der Umstellung auf die Dreilitermotoren 1966 hat Alfa Romeo einen passenden Motor im Angebot. Denn der V8 des Sportwagens Alfa Romeo Tipo 33 lässt sich auf den passenden Hubraum aufbohren. Das ist nicht ungewöhnlich. Denn auch der erfolgreiche Repco-Motor stammt von einem Serientriebwerk ab. Doch ein Alfa-Engagement bei Cooper scheitert vor dem ersten Rennen. Dafür treten zeitweise McLaren und March mit dem Sportwagenmotor aus Mailand in der Königsklasse des Motorsports an.

  • 1968 plant Alfa Romeo die Lieferung von Motoren an Cooper. Doch der Test mit dem extra gebauten Cooper 86C bewegt das Team zum Rückzug.
  • Stattdessen setzt 1970 McLaren ein drittes Auto mit dem V8 von Alfa Romeo ein. Am Anfang ist für Alfa-Werksfahrer Andrea de Adamich sogar der Sprung in die Startaufstellung schwierig.
  • Nach nur einem Jahr zieht Alfa Romeo daher zu March weiter. Jetzt kann sich de Adamich immerhin regelmäßig qualifizieren. Doch Punkte oder gar Siege sind auch bei March mit dem Sportwagen-Motor nicht möglich. Alfa Romeo stellt das Projekt ein, um sich auf die Marken-Weltmeisterschaft zu konzentrieren.
  • 1976 bis 1979 tritt Brabham mit V12-Motoren aus Mailand an. Zunächst kommt ein V12 mit einem Zylinderwinkel von 180 Grad zum Einsatz. Zwei Siege gelingen der britisch-italienischen Allianz mit diesem Motor. Doch die Aerodynamik diktiert einen schmaleren Motor. 1979 baut Alfa Romeo für Brabham den passenden Motor. Trotzdem bricht Brabham-Chef Bernie Ecclestone vor dem Ende des Jahres den Vertrag und tritt in Canada und den USA mit dem Cosworth-V8 an.

    Mehr dazu im 2. Teil unser Serie über Alfa Romeo in der Formel 1: Comeback bei Brabham und der Weg zum eigenen Team.
  • 1979 bis 1982 kehrt Alfa Romeo mit seinem Werksteam Autodelta in der Formel 1 als Hersteller zurück. Dem Team gelingen Achtungserfolge. Doch im Werk ist das Geld längst knapp. Daher zieht sich Autodelta Ende 1982 aus der Königsklasse zurück.

    Mehr dazu im 3. Teil unser Serie über Alfa Romeo in der Formel 1: Mario Andretti und der letzte Tanz für Autodelta.

Trotzdem bleibt Alfa Romeo auch beim Übergang von den Dreiliter-Saugmotoren auf die 1,5-Liter-Turbos in der Königsklasse vertreten. Alfa Romeo überträgt den Werkseinsatz dem privaten Euroracing Team. In Mailand entsteht ein 1,5-Liter-V8 mit Turboaufladung. Das ist ein ungewöhnliches Layout. Denn BMW, Hart und Zakspeed vertrauen auf Reihenvierzylinder. TAG, Honda, Motori Moderni (wo Ex-Alfa-Mitarbeiter Carlo Chiti das Sagen hat), Renault und Ford setzen V6-Motoren ein.

  • Ab 1983 tritt Euroracing für Alfa Romeo als Werksteam an. Das private Team übernimmt das gesamte Material von Autodelta.  Mit Sponsoren wie Marlboro und Benetton wirkt das Team solide finanziert. 1983 gelingt Platz sechs in der Konstrukteurs-WM. Ein Jahr später fährt Alfa auf Platz acht. Doch selbst Techniker wie Gérard Ducarouge oder Gustav Brunner halten den Niedergang nicht auf. 1985 gewinnt Alfa Romeo keinen Punkt. Acht magere Zielankünfte stehen 24 Ausfällen gegenüber. Alfa Romeo zieht den Stecker und beendet nach der Saison die Zusammenarbeit.

    Mehr dazu im 4. Teil unser Serie über Alfa Romeo in der Formel 1: Euroracing und der Turbo V8.
  • 1983 bis 1988 liefert Alfa Romeo dem Team von Enzo Osella die Motoren. Im ersten Jahr tritt Osella mit dem V12 aus Mailand an. Ab 1984 vertraut Osella auf den 1,5-Liter-V8-Turbo des Mailänder Autobauers. Dazu hilft Alfa Romeo dem Team von Enzo Osella beim Chassisbau. Der Osella FA 1/F basiert auf dem Alfa 183T. Als Alfa Romeo 1988 die Ergebnisse von Osella peinlich sind, heißen die Motoren Osella V8.

    Mehr dazu im 5. Teil unser Serie über Alfa Romeo in der Formel 1: Osella fährt das Material auf.

2018 kehrte Alfa Romeo als Sponsor des Teams Sauber in die Königsklasse zurück. Zwar heißen die Rennwagen seitdem offiziell Alfa Romeo, doch ein klassischer Werkseinsatz ist das nicht.

Fotos: Alfa Romeo (5) und Lothar Spurzem (March 711)

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