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Motorsport vor 40 Jahren: Oktober 1982

Jacky Ickx wird Sportwagen-Weltmeister und Walter Röhrl sichert sich zum zweiten Mal den Titel des Rallye-Weltmeisters

Im Oktober neigt sich die Motorsport-Saison traditionell dem Ende entgegen. Das war im Oktober 1982 nicht anders. Die Formel 1 und die Formel 2 waren schon in der Winterpause. Doch bei den Sportwagen ging es noch um den erstmals ausgeschriebenen Fahrertitel. Und in der Rallye-Weltmeisterschaft entschied sich auch der Zweikampf zwischen Mann und Frau.

Rallye Weltmeisterschaft 1982: Die Rallye Elfenbeinküste im Oktober 1982 bringt die Entscheidung um die Fahrer-Weltmeisterschaft. Den Titel sichern sich Walter Röhrl und Christian Geistdörfer im Opel Ascona 400 (Foto: Opel / Stellantis)
Rallye Weltmeisterschaft 1982: Die Rallye Elfenbeinküste im Oktober 1982 bringt die Entscheidung um die Fahrer-Weltmeisterschaft. Den Titel sichern sich Walter Röhrl und Christian Geistdörfer im Opel Ascona 400 (Foto: Opel / Stellantis)

Mit zwei Rennen in Fuji und Brands Hatch schloss die Sportwagen-Weltmeisterschaft im Oktober 1982 ihre Saison ab. Wie schon das Rennen Mitte September 1982 in Mugello gehörten auch die beiden Abschlussrennen „nur“ zur Fahrerwertung der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Der Herstellertitel lag bereits längst bei Porsche. Nach dem Rennen in Mugello lag Michele Alboreto mit 63 Punkten an der Spitze der Fahrerwertung. Hinter dem Lancia-Piloten folgten Henri Pescarolo mit 58 Punkten, Jacky Ickx und Riccardo Patrese mit je 55 Punkten sowie Derek Bell mit 50 Punkten auf den weiteren Plätzen.

Die Sache mit den Bonuspunkten in der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1982!

Die Fahrerwertung sah 20-15-12-10-8-6-4-3-2-1 Punkte für die Plätze eins bis zehn vor. Wer mit dem richtigen Auto in die Punkte fuhr, der konnte sich Bonuspunkte gutschreiben lassen. Keine Bonuspunkte gab es für Piloten, die einen der neuen Gruppe-C-Boliden steuerten. Was zu der besonderen Situation führte, dass ein Gesamtsieg im von der FISA eigentlich bevorzugten Neuwagen der Gruppe C „nur“ 20 Punkte wert war. Gleichzeitig war ein Gesamtsieg in einem „alten“ Gruppe 6 hingegen 21 Punkte wert. Das sollte zusätzliche Anreize schaffen, um mehr Autos an den Stau zu bringen.

Offensichtlich hatten die Regelhüter der FISA die Befürchtung, sonst im Übergangsjahr 1982 nicht ausreichend Autos auf die Langstrecke zu bekommen. Deshalb lockte die FISA die Besitzer von „Tourenwagen“ der IMSA GTU oder der Gruppen 2 und 3 mit mehr als zwei Litern Hubraum sogar mit zwei Bonuspunkten. Wer mit weniger als zwei Litern Hubraum in einem Tourenwagen oder Seriensportwagen der Gruppen B, 3 oder 4 antrat, der konnte sogar drei Bonuspunkte „verdienen“. Im Rückblick wirkt das alles skurril und unübersichtlich. Und das war es damals auch!

Zunächst stand in Fuji das sechs Stunden-Rennen an!

Im Training von Fuji stellten Michele Alboreto und Piercarlo Ghinzani ihren Lancia LC1 auf die Poleposition. Die beiden Italiener knüpften damit nahtlos an ihren Erfolg von Mugello an. Doch während in Mugello die starken Porsche 956 des Werks durch Abwesenheit glänzten, war Porsche im Oktober 1982 auch in Japan am Start. Das unterstrich, wie schnell der Gruppe 6-Bolide von Lancia tatsächlich war. Insofern stellte sich die Frage, wie haltbar der italienische Rennwagen ist. Denn beim traditionellen Saisonhöhepunkt der Sportwagen, den 24 Stunden von Le Mans im Juni 1982 war die Lancia-Show früh beendet.

Im Oktober 1982 jubelte im Ziel Porsche, da das Duo Alboreto und Ghinzani seinen Lancia LC1 nach einem Unfall vorzeitig abstellen musste. Auch der Porsche 956 von Derek Bell und seinem Co-Piloten Vern Schuppan fiel mit einem Reifenschaden aus. So siegten am Ende mit zwei Runden Vorsprung Jacky Ickx und Jochen Mass im Porsche 956. Als Zweite kam der Lancia LC1 von Riccardo Patrese und Teo Fabi ins Ziel. Platz drei sicherten sich Masakazu Nakamura und Kiyoshi Misaki, die in ihrem March 75SC mit Toyota-Motor das Rennen von Platz zehn aufnahmen. Das japanische Duo arbeitete sich mit einer konstanten Fahrt aufs Podium vor.

Das denkwürdige Finale in Brands Hatch!

Nach dem Rennen von Fuji ging Jacky Ickx mit 75 WM-Punkten als Führender ins Finale von Brands Hatch. Hinter dem Porsche-Piloten lag Riccardo Patrese im Oktober 1982 mit 71 Punkten auf dem zweiten Platz der WM-Wertung. Der Szene war klar, dass sich der Titelkampf zwischen diesen beiden Piloten entscheiden würde. Denn Michele Alboreto mit 63 Punkten, Henri Pescarolo mit 58 Punkten und Jochen Mass mit 55 Punkten hatten allenfalls noch Außenseiterchancen. Wobei Jochen Mass im Oktober 1982 auf der Rennstrecke vor den Toren von London nicht zum Einsatz kam und den Titel daher kampflos abschreiben musste.

Ford C100 beim WM-Rennen 1982 in Silverstone. Wenige Monate später beendete Ford das WM-Programm im Oktober 1982 wieder.
Einer der Ford C100 beim WM-Rennen 1982 in Silverstone. Wenige Monate später beendete Ford das WM-Programm im Oktober 1982 wieder. (Foto: Martin Lee)

Porsche schickte nur einen Werkswagen mit dem Fahrerduo Jacky Ickx und Derek Bell ins Rennen, um dem Belgier den Titel zu ermöglichen. Lancia setzte dagegen zwei Fahrzeuge ein. Einen LC1 teilten sich erneut Michele Alboreto und Piercarlo Ghinzani. Im Zweiten traten Riccardo Patrese und Teo Fabi an. Doch im Training machten zunächst andere die Show. Denn Ford verabschiedete sich nach dem Rennen im Oktober 1982 aus der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Der mit großen Erwartungen gestartete Ford C100 fuhr bereits das ganze Jahr den Erwartungen hinterher. Ford beendete sein C100-Programm daher im Oktober 1982 nach nur einem Jahr bereits wieder.

Zum Abschied beim Heimrennen im Oktober 1982 in Brands Hatch, denn der Einsatz des C100 lag bei Ford GB, lagen die beiden Werkswagen von Ford im Training auf den Plätzen eins und zwei. Wobei Ford das verregnete Training dominierte. Denn während die beiden C100 auf eine Runde nur 0,030 Sekunden trennten, lagen die Dritten des Trainings bereits fast zwei Sekunden dahinter. Dem einzigen Werkswagen von Porsche fehlten auf Platz sechs sogar schon mehr als 3,5 Sekunden. Doch gerade im Langstreckensport gewinnt niemand das Rennen im Training. So war es auch im Oktober 1982 in Brands Hatch!

Das Kampf um den Sieg in Brands Hatch war der Titelkampf!

Auch beim Start regnete es. Zunächst übernahmen die Ford C100 die Führung. Wobei es die Ford-Piloten richtig „krachen“ ließen. Seite an Seite jagten zwei C100 über die Strecke. Im Rückblick streiten sich die Zeitzeugen, ob dies das Ergebnis eines Zweikampfs war oder die Piloten damit gegen die Bedingungen protestieren wollten. Bereits in der vierten Runde ging die Sache schief. Denn beide C100 berührten sich. Der Rennwagen von Manfred Winkelhock und Klaus Niedzwiedz knallte in Runde vier in die Leitschienen und parkte irreparabel beschädigt am Streckenrand.

Die Rennleitung hatte ein Einsehen und stoppte das Rennen mit der roten Flagge wenige Runden später. Zu diesem Zeitpunkt lag Hans-Joachim Stuck im Sauber SHS C6 in Führung. Bis zum Restart verging mehr als eine Stunde. Offiziell hieß es, dass sich die Reparatur der Leitplanke so lange hinzog. Tatsächlich warteten die Verantwortlichen wohl auf besseres Wetter, das tatsächlich kam. Auch nach dem Restart behielt Stuck zunächst die Führung. Dann spitzte sich der Kampf um den Titel. Zunächst verabschiedete sich nach 35 Runden Alboreto aus dem Titelrennen. Eine defekte Elektrik beendete das Rennen des Italieners.

Der Kampf um den Fahrertitel entschied sich erst in der letzten Runde des Jahres!

Auch Henri Pescarolo, der das Rennen im Porsche 936C von Joest Racing bestritt, spielte im Titelkampf keine Rolle. Damit war klar, dass sich der Titel zwischen dem Porsche-Piloten Ickx und dem Lancia-Fahrer Patrese entscheiden würde. Vereinfacht gesagt galt, wer das Rennen gewinnt, der ist Fahrer-Weltmeister. Doch Ickx musste einmal mehr stoppen als Patrese. Dadurch lag der Porsche zeitweise etwa eine Minute hinter dem Lancia, der das Rennen inzwischen anführte. Ickx zeigte im Oktober 1982 eines seiner besten Rennen überhaupt und holte unter schwierigen Bedingungen Runde um Runde auf.

Bald war klar, dass das Rennen nicht über die geplante Distanz gehen würde. Denn es wurde langsam dunkel. Insofern war die Frage, ob Ickx genügen Zeit haben würde, um aufzuholen und zu überholen. Als die Rennleitung nach gut 875 zurückgelegten Kilometern die letzte Runde anzeigte, lag der Lancia von Patrese noch 1,6 Sekunden in Front. Damit entschied sich der Fahrertitel der Sportwagen-Weltmeisterschaft in der letzten Rennrunde des Jahres. Ickx schaffte es nicht nur aufzuholen, sondern brachte seinen Porsche auch am Lancia vorbei und war Weltmeister. Damit ging nach dem Markentitel 1982 im Oktober 1982 auch der Fahrertitel 1982 an Porsche!

Die Rallye-Weltmeisterschaft rückte im Oktober 1982 ebenfalls zweimal aus!

Zunächst stand vom 3. bis zum 8. Oktober 1982 die Rallye San Remo auf dem Programm. Hinter zwei Audi Quattro belegte Walter Röhrl im Opel Ascona 400 den dritten Platz. Da Röhrl dabei die Rallye einen Platz besser als Michèle Mouton beendete, baute der Deutsche seine WM-Führung damit aus. Röhrl hatte jetzt 101 Punkte auf seinem Konto, während Mouton auf 82 Punkte kam. Das sah fast schon nach einer Vorentscheidung aus. Doch damals flossen nur die besten sieben Ergebnisse in die Wertung ein. Walter Röhrl hatte schon acht Einträge auf seinem Punktekonto.

Walter Röhrl und Christian Geistdörfer vom Rothmans Opel Rally Team, Rallye-Weltmeister 1982 (Foto: Opel / Stellantis)
Walter Röhrl und Christian Geistdörfer vom Rothmans Opel Rally Team, Rallye-Weltmeister 1982 (Foto: Opel / Stellantis)

Tatsächlich gewann der Bayer jedoch bereits 111 WM-Punkte. Die zehn Punkte von Korsika waren somit ein Streichresultat. Denn damit war klar, dass dem Deutschen nur noch Siege oder zweite Plätze zusätzliche Punkte einbringen würden. Maximal konnte Röhrl noch 18 Punkte dazugewinnen. Herausforderin Michèle Mouton konnte dagegen im Optimalfall noch bis zu 36 weitere Punkte einfahren. Die Französin würde mit zwei Siegen „nur“ vier Punkte von Korsika verlieren.

Die WM-Entscheidung an der Elfenbeinküste!

Zunächst sah es bei der Rallye Elfenbeinküste im Oktober 1982 danach aus, dass Mouton das Rennen um den WM-Titel offenhalten könne. Röhrl, der Rallyes in Afrika nicht mochte, reiste erst zum Start an. Beifahrer Christian Geistdörfer erstellte den Aufschrieb mit dem Schweden Bruno Berglund. Nach 4.300 Kilometern lag Mouton mit 18 Minuten in Front. Doch noch lagen mehr als 600 Kilometer vor den Teams. Zudem entsprachen Minuten bei Afrika-Rallyes (gefühlt) Sekunden bei europäischen Rallyes.

Tatsächlich brachte Mouton den Vorsprung nicht ins Ziel. Zunächst startete ihr Audi beim Restart nicht. Und als der Audi endlich wieder lief patzte die Französin. Zweimal landete der Quattro abseits der Strecke. Beim zweiten Unfall war die Fahrt zu Ende. Mouton und ihre Beifahrern Fabrizia Pons strandeten am Straßenrand und gaben auf. Walter Röhrl und sein Beifahrer Christian Geistdörfer siegten und waren damit zum zweiten Mal Rallye-Weltmeister.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Rallye Weltmeisterschaft 1982: Die Rallye Elfenbeinküste bringt die Entscheidung und Opel die Fahrer-Weltmeisterschaft 1982. Für Walter Röhrl und Christian Geistdörfer auf Opel Ascona B 400 ist es der zweite Titel nach 1980 (auf Fiat)

Foto: Opel / Stellantis

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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