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Motorsport vor 40 Jahren: September 1982

Porsche sicherte sich die Marken-Weltmeisterschaft und Keke Rosberg wurde Formel 1-Weltmeister

Während die Rallye-Weltmeisterschaft im September 1982 pausierte, fielen auf der Langstrecke sowie in der Formel 1 die Meisterschaftsentscheidungen. Porsche sicherte sich die Markenweltmeisterschaft, Keke Rosberg krönte sich zum Formel 1-Weltmeister und Bob Wollek gewann den DRM-Titel.

Im September 1982 endete endlich die Sommerpause der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Denn nach den 24 Stunden von Le Mans im Juni standen mehr als zwei Monate keine Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft an. Erst Anfang September traf sich die Szene in Spa-Francorchamps zum 1.000-km-Rennen. Die Strecke und das Rennen kehrte nach der Verkürzung der Strecke erstmals nach sieben Jahren in den WM-Kalender der Sportwagen zurück. Trotz des Umbaus bestand die Ardennen-Achterbahn immer noch zum großen Teil aus öffentlichen Straßen. An der Bus-Stopp-Schikane war damals tatsächlich noch eine Bushalte-Stelle.

VW Golf in den Boxen von Spa-Francorchamps
Die Rennstrecke von Spa-Francorchamps bestand in den 1980er-Jahren überwiegend aus öffentlichen Straßen. Deshalb konnten Christian und ich damals auch mit dem Golf in die Boxengasse fahren. (Foto: Christian Rath)

Im Kremer CK5 feierte Ausnahmetalent Stefan Bellof in Spa-Francorchamps sein Debüt auf der internationalen Sportwagenbühne. Bellof teilte sich den Gruppe C aus Köln mit dem Rolf Stommelen. Vom guten fünften Startplatz ging das Duo ins Rennen, fiel jedoch mit einem Motorschaden vorzeitig aus. An der Spitze fuhren Jacky Ickx und Jochen Mass im Porsche 956 relativ ungefährdet zum Sieg. Sie sicherten Porsche damit den Markentitel der Langstrecken WM, die 1982 „nur“ aus fünf europäischen Rennen bestand. Die letzten drei Sportwagen-WM-Rennen des Jahres 1982, darunter das einzige Übersee-Rennen, zählten nur noch zur Fahrerwertung der Sportwagen-Weltmeisterschaft.

Sie finden das unübersichtlich?

Um die Verwirrung zu komplementieren, war die Marken-WM der damals neuen Gruppe C vorbehalten. In der Fahrerwertung gab es auch für Piloten von IMSA GTX und GTP-Boliden oder den „älteren“ Rennwagen der abgekündigten Gruppe 5 oder Gruppe 6 Punkte. Mit diesen Regeln strebte die FISA die Quadratur des Kreises an. Sie wollte Hersteller zum Umstieg in die Gruppe C bewegen und gleichzeitig mit den „alten“ Autos die Starterfelder maximieren. Das funktionierte nicht überall. Denn beim WM-Lauf in Mugello traten nur noch 19 Autos an. In Spa gingen 14 Tage zuvor noch stolze 38 Autos ins Training.

Piercarlo Ghinzani im Lancia LC1
Lancia baute für die Saison 1982 einen Gruppe 6-Boliden. Denn das Ziel der Italiener waren die 24 Stunden von Le Mans. Dafür nahm Lancia im Kauf, in der Markenweltmeisterschaft keine Punkt e gewinnen zu können. Unser Foto zeigt Piercarlo Ghinzani im Lancia LC1 auf der Nordschleife des Nürburgrings. (Foto: Lancia)

Mit Porsche, Rondeau und Nimrod Aston Martin blieben die Top-3 der Marken-WM dem Rennen in der Toskana fern. Ohne echte Konkurrenz gewann das Rennen über die 1.000 Kilometer-Distanz Lancia. Beim Heimspiel trat die FIAT-Tochter gleich mit drei Exemplaren ihres Gruppe 6-Rennwagens Lancia LC1 an. Einer der Boliden fiel vorzeitig aus. Der Sieg ging an Piercarlo Ghinzani und Michele Alboreto. Dahinter sicherten Alessandro Nannini und der frischgebackene Formel-2-Europameister Corrado Fabi Lancia den Doppelsieg. Der Porsche 936C wahrte die Ehre der Gruppe C. Wobei dem Eigenbau von Joest als Drittem im Ziel schon sieben Runden auf die LC1 an der Spitze fehlten.

Die IMSA rannte im September 1982 sogar dreimal!

Mit den Läufen 16 bis 18 setzte die IMSA GT Championship ihre Meisterschaft im September 1982 mit drei Veranstaltungen fort. Das 6-Stunden-Rennen in Mid-Ohio sicherte sich John Fitzpatrick und David Hobbs mit dem Porsche 935 von John Fitzpatrick Racing. Eine Woche später gewann erneut ein Porsche 935 das 500-Kilometer-Rennen von Road Atlanta. Wobei sich diesmal John Paul Junior und Senior den besten Platz auf dem Podium sicherten. Das 500 Meilen-Rennen von Pocono ging an Jim Field und Danny Ongais im Lola T600 von Interscope Racing.

Bob Wollek, Meister der DRM 1982, im Porsche 936/80 von Joest Ra
Bob Wollek, Meister der DRM 1982, im Porsche 936/80 von Joest Racing. Aufgenommen beim Eifelrennen 1982 am Nürburgring. (Foto: Udo Klinkel)

Am letzten Wochenende des Monats stieg am Nürburgring das Finale der Deutschen Rennsport-Meisterschaft 1982. Mit Bob Wollek (Joest) stand der Titelträger bereits fest. Rolf Stommelen (Kremer) hatte als Zweiter keine Chance mehr auf die Meisterschaft. Das war auch deshalb brisant, weil Wollek erst seit dem Beginn des Jahres bei Joest unter Vertrag stand. Im Vorjahr drehte Wollek noch bei Kremer am Lenkrad. Wollek begann die Saison mit dem Porsche 936/80 und wechselte später in den Porsche 936C. Bei Kremer begann Rolf Stommelen die Saison mit dem Porsche 936/82, um später in den Kremer CK5 zu wechseln. So war sportlich fast bedeutungslos, dass Klaus Ludwig im Ford C100 das DRM-Finale gewann.

Und die Formel 1?

Mit dem Großen Preis von Italien ging die Formel 1 im September 1982 in ihr vorletztes Saisonrennen. Beim Heimspiel gab Ferrari bekannt, dass der bisherige Renault-Pilot René Arnoux in der kommenden Saison für die Scuderia fahren wird. Renault gab zeitgleich die Verpflichtung des Amerikaners Eddie Cheever als Nachfolger von Arnoux bekannt. Um die Wartezeit auf Arnoux zu überbrücken, verpflichtete Ferrari für die verbleibenden zwei Läufe des Jahres 1982 den Amerikaner Mario Andretti. Der in Italien geborene Weltmeister des Jahres 1978 kehrte damit nach zehn Jahren in ein Ferrari-Cockpit zurück.

Mario Andretti 1972 im Ferrari - Zehn Jahre später kehrte Andretti im September 1982 zu Ferrari zurück.
Im September 1982 kehrte Mario Andretti nach zehn Jahren in ein Formel-Cockpit von Ferrari zurück. Der Amerikaner fuhr bereits 1971 und 1972 sporadisch für die Scuderia Ferrari. (Foto: Webster / Archiv Wiedl)

Mit der Pole Position sorgte der inzwischen 42 Jahre alte Rennfahrer beim Comeback für eine dicke Überraschung. Auch der dritte Platz von Andretti im Rennen konnte sich sehen lassen. Das Rennen gewann jedoch Renault-Pilot René Arnoux. Mit einem vierten Platz sicherte sich John Watson im McLaren wertvolle WM-Punkte. Der Nordire wahrte damit vor dem anstehenden Finale in Las Vegas seine WM-Chance. Denn Watson lag nun neun Punkte hinter dem WM-Führenden Keke Rosberg. Doch die Chance war klein, denn Watson reichte für dem Titel selbst ein Sieg beim Finale nur, wenn Rosberg dort ohne Punkte blieb.

Das Formel-1-Finale in Las Vegas!

Wie bereits im Vorjahr stieg das Finale der Formel 1 auch 1982 auf einer Rennstrecke auf dem Parkplatz am Caesar’s Palace Hotels in Paradise bei Las Vegas. Keke Rosberg ging angesichts der Ausgangslage als klarer Favorit ins WM-Finale im Spieler-Paradies. Nach dem Training sanken die Chancen von John Watson weiter. Denn während Rosberg seinen Williams als Sechster qualifizierte, fuhr Watson nur auf Platz neun. Für die Überraschung sorgte Derek Warwick, der den in Monza präsentierten Toleman TG183 Hart im Training überraschend auf den zehnten Startplatz stellte.

Keke Rosberg sicherte sich im September 1982 den Titel des Formel-1-Weltmeisters. (Foto: CC BY-SA 2.0, F1, Martin L
Keke Rosberg sicherte sich im September 1982 den Titel des Formel-1-Weltmeisters. (Foto: CC BY-SA 2.0, F1, Martin Lee)

Im Rennen suchte John Watson seine Chance. In der 52 von 72 Runden drang Watson auf den zweiten Platz vor. Vor dem Nordiren lag nun nur noch Michele Alboreto. Doch egal, wie sich der McLaren-Pilot auch bemühte, es gelang dem Nordiren nicht mehr, die Lücke zum Tyrrell von Alboreto zu schließen. Damit war klar, dass der Titel an Keke Rosberg ging. Wobei auch ein Sieg Watson nicht zum Weltmeister gekrönt hätte, da Rosberg sich als Fünfter ebenfalls Punkte sichern konnte. So wurde Rosberg, den Frank Williams vor der Saison als klare Nummer Zwei verpflichtete, Formel-1-Weltmeister 1982.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Bob Wollek, Meister der DRM 1982, im Porsche 936/80 von Joest Racing. Aufgenommen beim Eifelrennen 1982 am Nürburgring. (Foto: Udo Klinkel)

Foto: Udo Klinkel

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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