Im August strebt die Motorsport-Saison traditionell mit großen Schritten ihrem Ende entgegen. Es ist oft der Zeitpunkt, wo sich Meisterschaften entscheiden oder zumindest ihr Pendel in eine klare Richtung ausschlägt. Das war im August 1982 nicht anders. Denn in der Formel 1 übernahm der spätere Weltmeister die WM-Führung. In der IMSA baute der Spitzenreiter seine Position aus. Und Corrado Fabi sicherte sich beim Finale in Misano sogar schon den Titel der Formel 2 Europameisterschaft.
Mit gleich drei WM-Läufen strebte die Formel 1 im August 1982 dem Saisonende mit Macht entgegen. Auf den Doppelheader in Deutschland und Österreich, der innerhalb von einer Woche stattfand, folgte 14 Tage später der Große Preis der Schweiz. Das Rennen in Deutschland fand 1982 am Hockenheimring statt. Erstmals unterbrach dort eine Schikane die langegezogene Ostkurve. Der Umbau der Strecke war eine Reaktion auf den tödlichen Unfall von Patrick Depailler, der zwei Jahre zuvor bei Testfahrten auf dem Hockenheimring sein Leben verlor. Sie sollte das Tempo senken. Doch die Leistung der schnellen Turbo-Boliden stieg damals von Rennen zu Rennen. Deshalb lag die schon im Training am Freitag notierte Bestzeit von Ferrari-Pilot Didier Pironi trotz der Streckenanpassungen mehr als eine Sekunde unter der Bestzeit des Vorjahres.
Einen Tag später endete im Regen von Hockenheim die Karriere von Didier Pironi!
Im nassen Training am Samstagvormittag verunglückte Didier schwer. Der Franzose übersah in der Gischt eines Williams den Renault von Alain Prost. Die Rettungskräfte zogen Pironi mit schweren Beinverletzungen aus dem Wrack seines Ferraris. Damit war klar, dass der bisher WM-Führende nun aus dem Krankenhaus heraus beobachten musste, wie sein Vorsprung in der WM dahinschmolz. Wie Pironi verzichtete auch Jochen Mass auf einen Start im Rennen. Die beim Unfall beim GP von Frankreich Ende Juli erlittenen Verletzungen ließen einen Start nicht zu. Jochen Mass meldete sich nach dem Training krank und übergab sein Cockpit an den Briten Rupert Keegan. Weder Mass noch Pironi kehrten später als Fahrer in die Formel 1 zurück. Pironi fuhr später einen Formel 1-Test. Doch der Franzose entschied sich nach einem Gespräch mit seiner Berufsunfähigkeitsversicherung gegen die Fortsetzung seiner Karriere.
Im Rennen übernahm vom Start weg Nelson Piquet die Führung. Erneut schickte Brabham den Weltmeister von 1981 mit wenig Benzin im Tank ins Rennen. Der Plan war, dank des Gewichtsvorteils einen Vorsprung herauszufahren, der den notwendigen Tankstopp zeitlich kompensierte. Tatsächlich sah es lange danach aus, dass der Plan im dritten Anlauf gelingen könne, denn der Brasilianer setzte sich kontinuierlich vom Feld ab. Schon in der 19. Runde lief Nelson Piquet auf den ATS von Eliseo Salazar auf. Doch bei der Überrundung kam es zur Kollision, die beide Piloten aus dem Rennen riss. Nelson Piquet verlor die Fassung und stürmte auf Salazar zu, um diesen vor laufenden Kameras mit Schlägen zu attackieren. Da geriet es fast zur Nebensache, dass Patrick Tambay im zweiten Ferrari das Rennen gewann.
Der WM-Vorsprung von Didier Pironi schmolz dahin!
Eine Woche später in Österreich qualifizierten sich Nelson Piquet und Riccardo Patrese souverän für die erste Startreihe. Die Brabham-Piloten lagen fast eine Sekunde vor dem Dritten Alain Prost. Doch im Rennen kamen die Turbos wieder einmal nicht über die Distanz. So blieb auch im vierten Versuch die Frage unbeantwortet, ob die neue Strategie mit halbvollem Tank und weichen Reifen zu starten, funktioniert. Zum Sieg fuhr Elio de Angelis im konventionell angetriebenen Lotus-Ford. Den zweiten Platz sicherte sich Keke Rosberg im Williams-Ford. Nun trennten Rosberg, der sich mit Platz zwei auch auf den zweiten WM-Rang vorschob, nur noch sechs Punkte vom verletzten WM-Spitzenreiter Pironi.
Ende August 1982 kehrte der Große Preis der Schweiz erstmals seit 1954 in den WM-Kalender zurück. Da in der Schweiz seit den 1950er-Jahren Rennen auf der Rundstrecke verboten waren, fand das Rennen im französischen Dijon statt. Die Pole-Position sicherte sich Alain Prost im Renault. Mit René Arnoux auf dem zweiten Startplatz sah die erste Startreihe ein Renault-Doppel, während das Rennen ohne Ferrari stattfand. Patrick Tambay, nach dem Unfall von Didier Pironi ohnehin einziger Ferrari-Pilot, verzichtete wegen gesundheitlicher Probleme auf einen Start. Die Brabham-BMW gingen erneut mit weniger Benzin im Tank ins Rennen. Die Plätze vier und fünf untermauerten den Vorteil dieser Idee jedoch nicht. Zum Sieg fuhr Keke Rosberg, der mit seinem ersten GP-Sieg auch die WM-Führung übernahm.
Was passierte im August 1982 bei den Sportwagen?
Wie schon in Juli fand auch im August 1982 kein Rennen der Sportwagen-WM statt. Immerhin unterhielten die IMSA GTP und die Deutsche Rennsport Meisterschaft (DRM) die Sportwagen-Fans. Klaus Ludwig gewann mit dem Ford C100 das DRM-Rennen im Rahmenprogramm des Großen Preis von Deutschland in Hockenheim. Es war der erste Sieg des Gruppe C-Boliden der Kölner Ford-Werke. Drei Wochen später fuhr Rolf Stommelen mit dem Porsche CK5 bei einem weiteren DRM-Lauf in Hockenheim zum Sieg. Der CK5 war ein bei Kremer in Köln gebauter Gruppe C, dessen Chassis sich an den Porsche 936 anlehnte.
Gleich drei Läufe standen im August 1982 bei der IMSA in Nordamerika auf dem Programm. In Portland und im kanadischen Mosport siegte John Paul Junior. Beim zweiten Erfolg des Monats teilte sich der Amerikaner das Cockpit des Porsche 935 JPL mit seinem Vater John Paul Senior. Den folgenden Lauf in Road America sicherten sich John Fitzpatrick und David Hobbs, die einen von Fitzpatrick eingesetzten Porsche 935 steuerten. Doch auch hier fuhr John Paul Junior als Zweiter auf das Podest. Deshalb baute John Paul Junior im August 1982 seine Meisterschaftsführung in der IMSA-GTP-Wertung deutlich aus.
Und wie entwickelte sich die Rallye-WM?
Die Rallye-WM trat im August 1982 zunächst in Brasilien an. Die Rallye in Südamerika gewann Michèle Mouton im Audi Quattro. Mit einem zweiten Platz im Opel Ascona 400 blieb Walter Röhrl jedoch die WM-Führung. Bei nun nur noch vier ausstehenden WM-Läufen war allen klar, dass sich die WM 1982 nur zwischen Mouton und Röhrl entscheiden würde. Mit 99 (Röhrl) und 72 (Mouton) Punkten lagen beide deutlich vor Per Eklund, der mit seiner Toyota Celica 2000GT bisher „nur“ 40 Punkte einfahren konnte. Doch anders als Röhrl und Mouton konnte der Schwede bisher noch keinen WM-Lauf für sich entscheiden.
Doch die Regeln der Rallye-WM 1982 sahen vor, dass nur sieben Ergebnisse in der Endauswertung Berücksichtigung finden. Walter Röhrl hatte bereits die entsprechende Anzahl von Ergebnissen auf seinem Punkte-Konto zusammen. Deshalb trat der Deutsche Ende August in Finnland gar nicht an. Denn Walter Röhrl mochte die Finnland-Rallye nie. Doch Michèle Mouton konnte aus der Abwesenheit ihres Kontrahenten keinen Profit schlagen. Die Französin fiel in Finnland nach einem Unfall aus. Zum Rallye-Sieg fuhr ihr Teamkollege Hannu Mikkola.
Corrado Fabi wurde im August 1982 bereits Formel 2 Europameister 1982!
Bereits zu Ende ging im August 1982 die Formel 2 Europameisterschaft. Anfang August stand in Enna-Pergusa bereits der vorletzte Saisonlauf an. Das Rennen auf der schnellen Strecke auf Sizilien gewann Thierry Boutsen im Spirit. Mit einem dritten Platz baute der Führende der Meisterschaft, Johnny Cecotto seinen Vorsprung auf Verfolger Corrado Fabi aus. Denn Fabi kam auf Sizilien nicht ins Ziel. Mit 56:48 Punkten ging es ins Finale, das nur eine Woche später in Misano stattfand. Dort drehte Corrado Fabi den Spieß um und gewann. Cecotto blieb punktlos. Mit 57:56 Punkten wurde Corrado Fabi damit Formel 2-Europameister 1982.
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