1961 und 1962 trat Roger Penske als Fahrer selbst bei zwei Formel 1-Rennen an. Als Teamchef gewann der Amerikaner bis heute in jeder Serie, die sein Team bestritt. Dazu zählt, was heute oft vergessen wird, auch die Formel 1.
Roger Penske zählt bis heute zu den wichtigsten Machern im Motorsport. Besonders in seiner Heimat, den USA führt am „Captain“ kein Weg vorbei. Schon 1958 begann Penske noch als Schüler mit dem Handel von Rennwagen. Daneben bestritt der aus Ohio stammende Penske selbst Autorennen. Seit 1966 betreibt Penske mit Penske Racing ein eigenes Team. Es gewann bereits 1973 das Indy 500 mit Mark Donohue im Cockpit. Mit Porsche dominierte das Team zeitweise genauso die CanAm wie die ALMS. Heute ist es gleichzeitig in der Nascar, bei den IndyCars und bei den Sportwagen aktiv.
Von 1974 bis 1976 betrieb Roger Penske ein Formel 1 Team.
Fast scheint es, dass alles, was Penske anfasst, automatisch zu einer Erfolgsgeschichte wird. Denn „nebenbei“ machte Roger Penske aus dem Metallbau-Unternehmen seines Vaters einen Milliarden schweren Konzern. Die heutige Penske Corporation ist größter Aktionär der börsennotierten Penske Automotive Group. Diese betreibt Autohäuser in den Vereinigten Staaten und Kanada. Mit Penske Truck Leasing verkauft und wartet sie Lastwagen. 2019 erwarb der Unternehmer den Indianapolis Motor Speedway inklusive des dortigen Indianapolis 500 sowie der IndyCar-Serie.
Trotzdem gibt es in der langen Erfolgsgeschichte einen Punkt, der nicht recht in die Vita passt. Denn das Formel 1-Projekt, das Roger Penske 1974 startete, blieb trotz eines Grand Prix-Siegs hinter den Erwartungen zurück. Entsprechend konsequent sperrte es Roger Penske bereits Ende 1976 wieder zu. Das Material übernahm Günter Schmid, der damit sein Team ATS aufbaute. Denn im ersten Jahr trat ATS mit dem Penske PC4 an. Auf der Techno Classica in Essen stand deshalb ein Penkse PC4 im ATS-Outfit. Ich hatte schon länger vor, über Penske und die Formel 1 zu schreiben. Jetzt war dafür endlich mal Zeit!
Für die Formel 1 erwarb Roger Penske McRae Cars Ltd. im britischen Poole!
Dem Amerikaner war klar, dass die Formel 1 nur mit einer Basis in Europa funktioniert. Denn 1974 fanden zehn der 15 Rennen zur Automobil-Weltmeisterschaft in Europa statt. Ein Jahr später sollten es zehn der 14 Rennen sein. Schon 1973 erwarb Roger Penske daher die Anlagen des kleinen Rennwagenherstellers McRae Cars Ltd. im britischen Poole, Dorset. Hinter McRae Cars stand der neuseeländische Rennfahrer und Konstrukteur Graeme McRae. Der gelernte Ingenieur McRae gewann 1972 mit einer Eigenkonstruktion die Formel 5000-Meisterschaft (SCCA Continental Championship) in Nordamerika.
Anschließend bot der Neuseeländer sein Chassis auch Kunden an, blieb jedoch selbst als Fahrer aktiv. Parallel zum Programm in den Formel 5000-Serien in Nordamerika und Großbritannien bestritt McRae einen Grand Prix für Frank Williams Racing Cars. Damit verzettelte sich der als schwierig geltende Pilot. So reifte bei ihm 1973 die Entscheidung, seinen Lebensmittelpunkt wieder nach Australien und Neuseeland zu verlegen. Daher war McRae bereit, seinen Rennwagen-Hersteller zu verkaufen. Penske schlug zu und übernahm mit der McRae Cars Ltd. im Wesentlichen die Werkstatt.
Aus der McRae Cars Ltd. wurde der britische Arm von Penske Racing!
Die Rechte an den Formel 5000-Konstruktionen erwarb Jack McCormack, der den McRae GM2 unter dem Namen Talon vermarktete. Die sechs Angestellten der McRae Cars Ltd. kamen zu Roger Penske. Dessen damaliger Porsche-Can-Am-Teamchef, der Schweizer Heinz Hofer, übernahm die Geschäftsführung in der britischen Niederlassung. Geoff Ferris stieß als Chefingenieur und Designer dazu. Der Brite entwarf zuvor unter anderem Formel 2-Boliden von Brabham und war auch Designer des erst jetzt realisierten Lotus 66. Mitte 1974 übernahm Karl Kainhofer, Penskes langjähriger Chefmechaniker und Motorenbauer, diese Rolle auch im britischen Unternehmen. Diese Personalien unterstreichen wie ernsthaft Roger Penske das Formel 1-Projekt betrieb.
Im Spätsommer 1974 stellte Penske Racing sein erstes Formel 1-Auto vor. Der Penske PC1 verfügte über ein Aluminium-Monocoque. Den Antrieb übernahm ein bewährter Ford Cosworth DFV, der seine Kraft über ein Hewland FG 400-Getriebe auf die Straße brachte. Mit Mark Donohue im Cockpit feierte der PC1 beim Großen Preis von Kanada im Herbst 1974 sein Debüt. Der erfahrene Pilot war bereits seit einigen Jahren Penske-Fahrer. Trotzdem überraschte die Fahrerwahl. Denn Donohue beendete Ende 1973 seine Karriere offiziell. Seit Anfang des Jahres 1974 arbeitete der Amerikaner als Teammanager des US-Penske-Teams.
Mark Donohue stirbt in Österreich!
Beim Debüt qualifizierte Mark Donohue den Penske auf dem 24. Startplatz. Im Rennen langte es zu Platz zwölf. Beim Saisonfinale in Watkins Glen sprang schon der zwölfte Startplatz heraus. Das Rennen musste der Amerikaner jedoch vorzeitig beenden. 1975 blieb Mark Donohue als Pilot an Bord. Im siebten Rennen, dem Großen Preis von Schweden war der Penske erstmals für zwei Punkte gut. Donohue kam als Fünfter ins Ziel. Trotzdem trat das Team ab dem zehnten Saisonrennen mit einem March 751 ein. Das Team wollte mit dem gekauften Chassis herausgekommen, wo die Probleme der Eigenkonstruktion liegen.
In Großbritannien zahlte sich der Schritt mit nochmals zwei Punkten zumindest teilweise aus. Doch im Aufwärmtraining (warm up) zum Großen Preis von Österreich platzte am March ein Hinterreifen. Der Rennwagen überwand eine Leitplanke, um gegen einen Mast zu knallen. Auf dem Weg dahin erfasste der Rennwagen zwei Streckenposten und verletzte diese schwer. Einer der Sportwarte verstarb an den Folgen dieses Unfalls. Mark Donohue schien nicht schwer verletzt, klagte jedoch über Kopfschmerzen, die sich in den kommenden Stunden verschlimmerten. Am nächsten Tag begab sich der Rennfahrer daher in Graz in ein Krankenhaus.
John Watson übernimmt das Cockpit!
Dort fiel der Pilot in ein Koma. Offenbar war Mark Donohue während des Unfalls mit dem Kopf entweder gegen einen Fangzaunpfosten oder gegen den unteren Teil des Holzrahmens einer neben der Rennstrecke aufgestellten Werbetafel geschlagen. Dabei kam es zu einer Hirnblutung. Am 19. August, zwei Tage nach dem Unfall verstarb der Amerikaner. Damit verlor das Team seinen Leader. Das Rennen in Italien ließ Penske Racing aus. Doch beim Saisonfinale in Watkins Glen kehrte es mit dem neuen Penske PC3 zurück. Im Cockpit saß nun der Nordire John Watson.
Watson, zuvor für Surtees in der Formel 1 aktiv, qualifizierte den neuen Rennwagen des Teams als Zwölfter. Doch technische Probleme mit dem PC3 zwangen den Rennfahrer fürs Rennen in den „alten“ Penske PC1. Mit Platz neun im Rennen zog sich Watson achtbar aus der Affäre. Daher verpflichtete Penske den Nordiren auch für die kommende Saison. Penske hatte mit der heutigen Citibank einen seriösen Sponsor als Partner für sein Formel 1-Projekt. Als Sportgerät nutzte Team weiter den PC3, in dem Beobachter eine Kopie des March 751 sahen. Doch auch der PC3 blieb hinter den Erwartungen zurück. Wobei Watson in Südafrika immerhin zwei WM-Punkte an Land zog.
Schon im Sommer 1976 folgte auf den PC3 der Penske PC4!
Trotzdem setzte Penske bereits beim siebten Saisonlauf erstmals den neuen Penske PC4 ein. Der PC3 kehrte nur noch beim Großen Preis der Niederlande mit Paydriver Boy Hayje einmal in den Formel 1-Zirkus zurück. Der Penske PC4, der die Linie des Penske PC1 wieder aufnahm, war ein großer Schritt nach vorne. Denn schon beim zweiten Einsatz fuhr Watson mit dem neuen Rennwagen in Frankreich aufs Podium. Beim folgenden Lauf in Brands Hatch konnte der Nordire diesen Erfolg wiederholen. Trotzdem war die Überraschung groß als John Watson im August 1976 den Großen Preis von Österreich mit dem Penske gewann. Anschließend verlor das Team jedoch den Anschluss an die Spitze. Denn in den verbleibenden fünf Läufen der Automobil-Weltmeisterschaft 1976 sprang nur noch einmal ein Punkt heraus. In Monza wurde Watson Sechster.
Mit insgesamt 20 WM-Punkten schloss Penske die WM der Konstrukteure auf Platz fünf ab. Das war nach zwei Jahren in der Formel 1-WM ein gutes Ergebnis. Trotzdem beendete Roger Penske das Abenteuer Formel 1 am Ende des Jahres. Die Rennwagen übernahm – mit einer Ausnahme – ATS Racing und Günter Schmid. ATS trat mit dem Penske PC4 ab April 1977 in der Formel 1 an. Stammpilot war Jean-Pierre Jarier, der beim Debüt des Teams mit dem Penske sogar einen Punkt holen konnte. Dieser WM-Punkt sollte der letzte bleiben, den ein Penske einfuhr. ATS trat – anders als Penske selbst – übrigens viermal mit zwei Autos an. Hans Heyer verpaßte beim Großen Preis von Deutschland die Qualifikation. Der Wegberger ging trotzdem ins Rennen, fiel aus und wurde prompt disqualifiziert. Dieses Husarenstück wird wohl nie wieder ein Pilot wiederholen. Hans Binder, der anschließend übernahm, verpasste nur einmal die Qualifikation und nahm für ATS mit dem Penske an zwei Grand Prix teil.
In Poole entstanden bis 1999 weiter Rennwagen von Penske!
Einen weiteren Penske PC4 kaufte Ted Field für sein Team Interscope Racing. Das amerikanische Team setzte 1977 den Penske PC4 bei den Nordamerikarennen der Formel 1 mit Danny Ongais im Cockpit ein. Ongais qualifizierte sich zweimal und verpaßte als Siebter in Kanada die Punkte nur knapp. Damit endete die Formel 1-Geschichte von Penske nach drei Jahren. Das Unternehmen in Poole betrieb Penske trotzdem weiter. Denn ab 1977 entstanden dort die IndyCar-Chassis von Penske. 1979 baute die Firma mit dem (hoffnungslosen) Rebaque HR 100 sogar nochmals einen Formel 1-Rennwagen. Bis 1986 und dem Penske PC-15 blieb Geoff Ferris als Chefdesigner an Bord. Mit dem Penske PC-27 endete 1999 die Geschichte der britischen Penske. Ab 2000 trat Penske in den amerikanischen Monoposto-Serien mit einem gekauften Chassis an.