Rennsport-Geschichten

Startnummer 13 – ungeliebt, aber üblich!

Von Freitag, dem 13. zu Startnummern in der Formel 1, der Sportwagen-Weltmeisterschaft und der Nascar!

Die 13 gilt als Unglückszahl. So blieb die 13 unberücksichtigt, als die Formel 1 ab 1974 ihre Teams mit festen Startnummern bedachte. Schon zuvor, als die lokalen Grand Prix-Veranstalter die Startnummern vergaben, gab es die 13 nur sehr selten in der Automobil-Weltmeisterschaft. In anderen Serien und Meisterschaften ist dagegen auch die 13 eine normale Startnummer. Denn bei den Sportwagen und in der DTM tauchte die Startnummer 13 regelmäßig auf Autos auf.

Cougar C20B in Monza 1988 – unterwegs mit der Startnummer 13
Der Cougar C20B war 1988 in der Sportwagen-WM mit der Startnummer 13 unterwegs.

Heute ist Freitag, der 13. – viele Leute sind heute besonders vorsichtig unterwegs, gilt der Tag doch als Unglückstag. Entstanden ist dieser Aberglaube in katholischen Gebieten. Dort galt lange jeder Freitag als Unglückstag weil die Römer Jesus Christus am (heutigen) Karfreitag ans Kreuz nagelten. Dem voraus ging, dass der Apostel Judas Iskariot für 30 Silberlinge Christus verriet. Weil Judas beim letzten Abendmahl der 13. in der Runde war, schrieben die Gläubigen der 13 später eine unheilvolle Bedeutung zu. Die Kombination „Freitag, der 13.“ stand damit in ihren Augen gleich doppelt für Unglück. Daher gilt der Tag in vielen überwiegend katholischen Gebieten als Unglückstag.

1974 führte die Formel 1 feste Startnummern ein

Zur Saison 1974 führte die FISA in ihrer Automobil-Weltmeisterschaft der Formel 1 feste Startnummern ein. Zuvor vergaben die lokalen Renn-Veranstalter die Startnummern. Das Ergebnis war im Laufe des Jahres ein bunter Tausch der Startnummern. Es war oft nicht einmal so, dass der aktuelle Weltmeister mit der Eins ausrückte. So trat 1972 beim Saisonauftakt in Argentinien Graham Hill im Brabham mit dieser Startnummer auf dem Auto an. Weltmeister Jackie Stewart im Tyrrell fuhr dagegen mit der 21. Ein Jahr später fehlte die Eins beim Saisonauftakt an gleicher Stelle. Emerson Fittipaldi trat als aktueller Weltmeister im Lotus mit der Zwei an.

Mit der Professionalisierung des Motorsports und den regelmäßigen TV-Übertragungen entstand die Idee, die Autos der Königsklasse mit festen Startnummern antreten zu lassen. Anders als heute standen dabei jedoch zunächst nicht die Fahrer im Mittelpunkt. Denn Grundlage des 1974 eingeführten Startnummern-Systems der Formel 1 war die Wertung der Weltmeisterschaft der Konstrukteure des Vorjahrs. Hier half, dass Fahrer-Weltmeister Jackie Stewart auf eine Titelverteidigung verzichtete. Der Schotte beendete Ende 1973 seine Karriere mit seinem dritten Titelgewinn. So fiel Lotus als Sieger der Konstrukteurs-WM die Ehre zu, 1974 mit der Eins und der Zwei auszurücken.

Die Startnummer 13 blieb frei!

Lotus-Chef Colin Chapman vertraute die Eins dem Schweden Ronnie Peterson an. Die Zwei bekam Jacky Ickx, der den zu McLaren abgewanderten Emerson Fittipaldi bei Lotus ersetzte. Hinter Lotus schloss Tyrrell die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft 1973 auf dem zweiten Platz ab. Daher fuhren 1974 mit der Drei und der Vier die Tyrrell-Piloten Jody Scheckter und Patrick Depailler. McLaren bekam als Dritter der Konstrukteure 1974 die Startnummern fünf und sechs. Die folgenden Paare gingen an MRD (sieben und acht), March (neun und zehn) sowie Ferrari (elf und zwölf). Das siebtplatzierte Team B.R.M. durfte mit den Startnummern 14 und 15 ausrücken. Denn die Startnummer 13 vergab die CSI 1974 in der Formel 1 nicht.

Offenbar wollten es die Regelhüter niemand zumuten, mit einer Startnummer auszurücken, die in vielen Ländern als Unglückszahl gilt. Wobei die 13 ausgerechnet im katholischen Italien für Glück steht. Kein Wunder, dass Pietro Bordino die 13 schon 1913 bei der Targa Florio nutzte. Auf dem italienischen Stiefel gilt übrigens die 17 als Unglückszahl. Denn aus deren römischer Schreibweise „XVII“ wird umgestellt „VIXI“. Latein-Schüler erinnern sich, dass das „ich habe gelebt“ heißt. Kein Wunder, dass italienische Fluggesellschaften bis heute keine Reihe 17 kennen. Die Regelhüter nahmen darauf keine Rücksicht. So trat Shadow Racing ab 1974 mit der 16 und 17 an.

Bis 1996 änderten sich die Startnummern nach festen Regeln!

Drei Jahre später war mit Renzo Zorzi ein Pilot aus Italien dreimal mit der Startnummer 17 für Shadow unterwegs. Nach zwei Ausfällen in drei Rennen wechselte Zorzi ins Auto mit der Startnummer 16. Losgelöst davon sah das 1974 eingeführte System der Startnummern nur eine beschränkte Rotation vor. Ab 1975 bekam das Team die Eins und die Zwei in dem der aktuelle Fahrer-Weltmeister ins Lenkrad griff. Das Team, das diese Startnummern abgab, übernahm die Startnummern, die das Team des Weltmeisters im Vorjahr hatte. So bekam die Startnummer eins und zwei nach dem Titelgewinn von Emerson Fittipaldi 1974 im folgenden Jahr McLaren. Lotus übernahm die Fünf und Sechs, Tyrrell behielt die Drei und die Vier.

Lola B10/60 Toyota von Rebellion Racing
2011 klebte die Startnummer 13 in Le Mans auf dem Lola B10/60 Toyota von Rebellion Racing. (Foto: Tom Schwede)

Damit rotierten ab 1975 nur zwei Nummernpaare pro Jahr. Neue Teams sortierten die Verantwortlichen in Lücken ausgeschiedener Teams ein oder fügten sie am Ende an. Sauber begann seine Formel 1-Karriere daher mit der 29 und der 30. Interessant wurde es immer dann, wenn der Weltmeister die Titelverteidigung nicht in dem Team anstrebte, das ihm zum Titelgewinn verhalf. Denn in diesem Fall wechselten das neue Team des Weltmeisters und das Team, das bisher die Eins tragen durfte, ihre Nummern. So nahm Niki Lauda für 1978 die Eins zu Brabham mit. Sein Weltmeister-Team Ferrari trat wie im Vorjahr mit der Elf und der Zwölf an.

Ohne Weltmeister gab es die Startnummer 0!

Auch Lotus (1988) und Ferrari (1990) kamen dank Nelson Piquet beziehungsweise Alain Prost in den Genuss der Startnummer 1. Als Nigel Mansell Ende 1992 nach dem Titelgewinn mit Williams seine Karriere in Nordamerika fortsetzte, bekam Williams trotzdem die beiden kleinsten Startnummern. Allerdings fuhr Williams mit der Null und der Zwei. Frank Williams, der zuvor seine Piloten im Williams FW13 ausrücken ließ, lehnte die Eins auf einem Auto, das nicht der aktuelle Weltmeister steuert, ab. Ein Jahr später beendete auch Alain Prost nach dem Titelgewinn mit Williams seine Karriere. So fuhr Damon Hill die Null weiter.

1996 änderte die FIA das System grundlegend. Sie sortierte die Nummernpaare jetzt jährlich auf Grundlage der Ergebnisse der Konstrukteurs-WM neu. Auch dabei übersprangen die Verantwortlichen wieder die Startnummer 13. Auf das Paar elf und zwölf folgten weiter die 14 und 15. Zudem durfte das Team, das den Fahrer-Weltmeister des Vorjahrs beschäftigte, wieder mit der Eins und der Zwei ausrücken – unabhängig davon welchen Platz dieses Team zuvor in der WM belegte. Das war dann gleich 1996 der Fall, da Fahrer-Weltmeister Michael Schumacher von Benetton zu Ferrari wechselte. Konstrukteurs-Weltmeister Benetton bekam die Startnummern drei und vier. Ein Jahr später trug dann ein Arrows dank Damon Hill die Eins.

Seit 2014 kann jeder Pilot seine Startnummer frei wählen!

Im Debütjahr dieses Systems trat Pastor Maldonado mit der Startnummer 13 an. Seit dem Abschied des Grand-Prix-Siegers wählte kein weiterer Pilot diese Startnummer. Daher gab es seither die Startnummer 13 in der Königsklasse nicht mehr. Maldonado war aber nicht der Erste mit der Startnummer 13 auf dem Auto. Denn schon 1963 fuhr Moises Solana beim Heimrennen in Mexiko in einem gemieteten BRM mit der Startnummer 13. Ein Jahr später trat der Mexikaner mit der Startnummer 17 an. Offenbar hatte Solana kein Problem mit Unglückszahlen – auch wenn der Mexikaner 1969 in seiner Heimat tödlich verunglückte.

Alain Jones beim USA West GP in Long Beach 1977.
Alain Jones beim USA West GP in Long Beach 1977. Auf dem Shadow DN8 klebt die Startnummer 17, die in Italien als Unglückszahl gilt. Zuvor trat sein Teamkollege Renzo Zorzi dreimal mit der 17 an. Doch nach zwei Ausfällen in drei Rennen wechselte Zorzi ins Auto mit der Startnummer 16. Die 17 übernahm der neuverpflichtete Alain Jones, der mit ihr sogar in Österreich gewinnen sollte. (Foto: Archiv AutoNatives.de)

1976 mietete sich die ehemalige erfolgreiche Ski-Rennfahrerin Divina Galica für den britischen Grand Prix einen Surtees TS16. Surtees war gemäß des Systems der festen Startnummern mit der 18 und der 19 unterwegs. Da dieses System nur zwei Autos pro Team vorsah, konnten Teams und Piloten für ein drittes Auto ihre Startnummer frei wählen. Rolf Stommelen fuhr so zum Beispiel für Brabham einmal mit der 77. Divina Galica wählte die freie Startnummer 13, da sie auch in anderen Serien mit dieser Startnummer antrat. Doch die Wahl brachte ihr kein Glück! Die Britin verpasste die Qualifikation für den Grand Prix in Silverstone und sollte auch später nie einen Grand Prix fahren.

In anderen Serien gibt es offenbar weniger Angst vor der Startnummer 13!

In Le Mans und der Sportwagen-Weltmeisterschaft treten immer wieder Rennwagen mit der Startnummer 13 an. Yves Courage setzte die Rennwagen seines Teams Courage Compétition in Le Mans regelmäßig mit der Startnummer 13 auf dem Kleid ein. Rebellion Racing trat über Jahre in der WEC mit der Startnummer 13 an. Hier unterstrich die Wahl der Startnummer sicher den eigenen Anspruch an die Coolnees. In der amerikanischen NASCAR brachten zuletzt Germain Racing (2008 bis 2020) und MBM Motorsports (2021) ein Auto mit der Startnummer 13 an den Start.

Auch in der Deutschen Rennsport Meisterschaft (DRM) gab es immer wieder Piloten, die mit der Startnummer 13 antraten. Jürgen Neuhaus steuerte beispielsweise 1976 in Hockenheim einen Porsche Carrera RSR mit der vermeidlichen Unglückszahl. In der „alten“ DTM war die Startnummer 13 sogar eine ganz reguläre Startnummer. Das Schicksal traf Kurt König (1984 und 1986), Heinz-Otto Fritzsche (1985), Heiner Weiss (1987), Anton Goeser (1988 und 1989), Franz Engstler (1990), Peter Zakowski (1991), Jürgen Feucht (1993 und 1994) und Gianni Giudici (1995). Nur 1992 fehlte die Startnummer 13 im Lineup der damaligen Tourenwagen-Serie.

Antti Buri im Hyundai i30 N TCR des Hyundai Team Engstler mit der Startnummer 13
Antti Buri im Hyundai i30 N TCR des Hyundai Team Engstler mit der Startnummer 13. Aufgenommen beim Rennen der ADAC TCR Germany am Sachsenring 2020. (Foto: Gruppe C Photography für Hyundai)

Interessant ist, dass unter den Piloten, die in der DTM mit der Startnummer 13 antraten, zwei „Mehrfachtäter“ sind. Denn Peter Zakowski fuhr schon zuvor 1989 in der Formel 3 mit der angeblichen Unglückszahl. Kritiker denken jetzt sicher an den weiteren Verlauf seiner Karriere und fragen sich, ob Zakowski Junior damit das Glück vielleicht zu sehr herausforderte. Franz Engstler nutzte die Startnummer 13 in seinem Team, das in der ADAC TCR Germany startete. So war der Finne Antti Buri 2020 mit dieser Startnummer in einem von Engstler eingesetzten Hyundai i30 N TCR unterwegs.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Der Cougar C20B war 1988 in der Sportwagen-WM mit der Startnummer 13 unterwegs.

Foto: Archiv: AutoNatives.de

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Fabian P. Wiedl interessiert sich seit Kindestagen für Motorsport und Automobile. Als Mitverfasser mehrerer Bücher, wovon insbesondere „Audi Typenkunde: Renn- und Rallyewagen von 1968 bis 2013“ zu erwähnen ist, greift Wiedl gern auf sein umfassendes Motorsport-Archiv zurück. Tom Schwede wuchs in einem ausgesprochen automobilen Umfeld auf. Dies war ein optimaler Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Seit 2010 moderiert Tom bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland sowie dem angrenzenden Ausland.

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